Anleger warten auf EZB-Entscheidung

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Heute trifft sich der EZB-Rat auf Malta. Öffnen die Notenbanker die Geldschleusen noch weiter? Volkswirte sind skeptisch und Dax-Anleger zurückhaltend.

Was macht Mario Draghi? Anleger richten ihre Blicke am Donnerstag einmal mehr auf den Präsidenten der Europäischen Zentralbank. Die Lage ist schwierig. Im Euro-Raum kommt die Wirtschaft nicht in Schwung, die Inflation ist wieder unter die Nulllinie gefallen. Spekulationen über zusätzliche Geldspitzen der EZB machen die Runde.

Das milliardenschwere Kaufprogramm der Notenbank für Anleihen dürfte daher heute Thema beim Treffen des EZB-Rates auf Malta sein. Wird es ausgeweitet? Eher nicht. Die meisten Volkswirte zumindest erwarten keine weiteren geldpolitischen Maßnahmen. Draghi dürfte jedoch auf der Pressekonferenz am frühen Nachmittag deutlich machen, dass die EZB falls nötig handlungsbereit sei. Zu düster darf er den wirtschaftlichen Ausblick für die Euro-Zone allerdings auch nicht malen. Investoren sollen schließlich nicht verschreckt werden.

Anleger bleiben vorsichtig

Die Anleger am deutschen Aktienmarkt halten sich vor der EZB-Ratssitzung zurück. Am Morgen starte der Dax mit leichten Abschlägen in den Handel. Kurz nach Handelseröffnung sank der deutsche Leitindex um rund 0,3 Prozent auf gut 10.200 Punkte, kletterte dann aber leicht ins Plus.

Gestern noch hatten sich die Börsianer ein wenig mutiger gezeigt und zugegriffen. Der Dax ließ seine zwischenzeitlichen Verluste hinter sich und schloss sogar erstmals wieder seit einem Monat über 10.200 Punkte. Börsianer nannten als Grund vor allem positive Quartalsberichte wichtiger US-Konzerne sowie die fortgesetzte Übernahmefreude in den Vereinigten Staaten.

Asien und Amerika schwächer

An den asiatischen Börsen ging es am Donnerstag indes zumeist abwärts. In Japan schwankten die Kurse und lagen zuletzt ebenfalls im Minus. Der Nikkei-225-Index in Tokio verlor ein knappes Prozent, belastet unter anderem von Pharmafirmen. Der Hang-Seng-Index in Hongkong büßte ähnlich stark ein. Am Vortag, als die chinesischen Festland-Börsen deutlich verloren hatten, war in Hongkong wegen eines Feiertags nicht gehandelt worden.

Ein ähnliches Bild zeigte sich gestern an der Wall Street: Der Dow-Jones-Index fiel um 0,3 Prozent, der S&P 500 um 0,6 Prozent. Beim Nasdaq betrug das Minus 0,8 Prozent. Experten zufolge drängten Sorgen vor einer weltweiten Konjunkturabschwächung, die sich in rückläufigen Rohstoffpreisen niederschlugen, die mehrheitlich erfreulichen Unternehmensnachrichten in den Hintergrund. Hinweise darauf, wann die US-Notenbank Fed die Zinswende einleiten könnte, erhoffen sich die Anleger von den am Nachmittag anstehenden US-Konjunkturdaten. Veröffentlicht werden die US-Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe wie auch die US-Frühindikatoren.

Autoverkäufe und Übernahmeofferten

Auf Unternehmensseite richten sich die Blicke auf die Quartalsberichtssaison, die hierzulande langsam Fahrt aufnimmt: Daimler hat dank Spitzenwerten bei den Verkaufszahlen seinen Betriebsgewinn kräftig gesteigert. In der Kernsparte Mercedes-Benz zog das operative Ergebnis (Ebit) aus dem laufenden Geschäft von Juli bis September um 34 Prozent an auf 2,161 Milliarden Euro. Die Marge im Pkw-Geschäft blieb mit 10,4 Prozent über der Zielmarke von zehn Prozent.

In der Immobilienbrache sorgte indes die Deutsche Wohnen für Gesprächsstoff. Die Nummer zwei der Branche gab unter dem Druck der eigenen Aktionäre ihre Pläne auf, die kleinere Rivalin LEG Immobilien zu übernehmen. Das hatte Vonovia zur Bedingung für ihr eigenes, 14 Milliarden Euro schweres Übernahmeangebot für Deutsche Wohnen gemacht.

Prozess gegen Wiedeking

Wegen seiner Rolle in der verlorenen Übernahmeschlacht mit VW 2008 steht der frühere Porsche-Chef Wendelin Wiedeking von heute an vor Gericht. Ihm und seinem damaligen Finanzvorstand Holger Härter wird Marktmanipulation vorgeworfen. Härter ist bei dem Verfahren vor dem Stuttgarter Landgericht ebenfalls angeklagt.

Die beiden sollen 2008 monatelang geleugnet haben, bei VW eine Dreiviertelmehrheit anzustreben. Als sie das meldepflichtige Vorhaben veröffentlichten, taten sie dies nach Auffassung der Staatsanwaltschaft zudem nur unvollständig.

OnVista/dpa-AFX/Reuters
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