Apple: Aus für Ladematte AirPower – Neuer Spezialist von Tesla heizt Spekulationen über eigenes E-Auto wieder an

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Der iPhone-Produzent ist im Umbruch. Die Abhängigkeit vom Flaggschiff des Konzerns soll Schritt für Schritt reduziert werden, der Service-Bereich soll immer mehr die sinkenden Absatzzahlen beim iPhone anfangen und Umsatz und Gewinn wieder sprudeln lassen.  Dafür hat Apple mit TV, Arcade und News in der vergangenen Woche drei neue Service-Standbeine vorgestellt. Jetzt gibt es erneute Spekulationen das der Technologie-Konzern sein Projekt Elektroauto doch noch nicht ganz aufgegeben hat. Hintergrund ist eine neue Personalie bei Apple. Ein Mitarbeiter von Tesla hat jetzt in Cupertino angeheuert.

Wofür braucht Apple einen Spezialisten für Elektro-Antriebe?

Apple hat einen ranghohen Spezialisten für elektrische Antriebe verpflichtet und gibt damit Spekulationen über die Autopläne des iPhone-Konzerns neue Nahrung. Michael Schwekutsch war bis zuletzt im Rang eines Vizepräsidenten für die Entwicklung von Antrieben und Batteriepacks beim Elektroautobauer Tesla zuständig. Jetzt arbeitet er, wie aus seinem Profil beim Karriere-Netzwerk Linkedin hervorgeht, für die Spezialprojekte-Gruppe von Apple. Zuvor hatte bereits das Branchenblog „Electrek“ berichtet, Schwekutsch sei von Tesla zu Apple gewechselt.

Ist das Projekt „Titan“ doch noch nicht zu den Akten gelegt?

Das Autoprojekt von Apple, das laut Medienberichten den Codenamen „Titan“ bekam, ging bereits durch mehrere Phasen. Zunächst entwarf der Konzern Prototypen eines eigenen Elektroautos, dann wurde der Schwerpunkt auf die Entwicklung von Systemen zum autonomen Fahren gelegt. Aktuell sind von Apple zu Roboterwagen umgebaute Lexus-SUV auf Testfahrten im Silicon Valley unterwegs. Jüngst weckte Apple mit dem Abbau Dutzender Stellen in dem Bereich erneut Zweifel an dem Projekt. Die Testfahrten gingen danach aber weiter. Mit dem neuen Mitarbeiter wird jetzt wieder fleißig spekuliert, dass Apple vielleicht doch noch einen eigenen Elektroflitzer präsentiert.

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Ladematte AirPower kommt nicht – Apple gibt auf

Während noch darüber gerätselt wird, ob Apple im Bereich Elektromobilität ein eigenes Fahrzeug präsentiert, ist ein anderes Projekt auf dem Abstellgleis gelandet. Der Technologie-Riese hat in einer ungewöhnlichen öffentlichen Niederlage den Marktstart eines seit langem angekündigten Geräts absagen müssen. Die Ladematte AirPower zum drahtlosen Aufladen der Akkus von bis zu drei Geräten wird nun doch nicht erscheinen, wie der iPhone-Konzern am Freitag mitteilte. Man habe nach großen Anstrengungen schließlich festgestellt, dass AirPower nicht dem Anspruch von Apple gerecht werde, erklärte der für Hardware-Entwicklung zuständige Top-Manager Dan Riccio. Er entschuldigte sich bei den Kunden, die auf das Gerät gewartet hatten.

Projekt seit 2017 am Start

Apple hatte AirPower bereits im September 2017 präsentiert und damals ohne genauen Termin einen Marktstart für das Jahr 2018 angekündigt. Mit dem Gerät sollte man gleichzeitig ein iPhone, die Computer-Uhr Apple Watch und die AirPods-Ohrhörer aufladen können, indem man sie einfach auf die Matte legt.

Novum bei der Entwicklung

Apple stellt neue Technik traditionell erst vor, wenn der Konzern von der Marktreife überzeugt ist – bei AirPower müssen also nach der Präsentation unvorhergesehene Schwierigkeiten aufgetaucht sein. Der Konzern experimentiert immer wieder mit Geräten, die am Ende nicht auf den Markt kommen. Dass jedoch ein bereits angekündigtes Produkt nicht erscheint, hat es so noch nicht gegeben. Zuletzt gab es bei neuen Geräten wie den AirPods oder dem vernetzten Lautsprecher HomePod zwar Verzögerungen – aber in den Handel kamen sie schließlich trotzdem.

Schon länger gab es Medienberichte, wonach Apple bei AirPower mit massiven technischen Problemen zu kämpfen hatte. Das „Wall Street Journal“ schrieb jetzt, Apple habe die Matte abrupt gestrichen, nachdem festgestellt worden sei, dass die Produktionskosten zu hoch seien, die Ladeunterlage überhitze und einzelne Geräte wie die Apple Watch nicht verlässlich auflade. Auch der Finanzdienst Bloomberg berichtete von Überhitzung und Problemen mit der Software sowie beim Laden, wenn die Geräte frei auf der Matte platziert werden.

Das Aus für AirPower muss kurzfristig beschlossen worden sein: Bei dem gerade erst erschienenen Drahtlos-Ladecase für die AirPods war noch auf die Ladematte verwiesen worden. Das „Wall Street Journal“ hatte vor kurzem auch berichtet, AirPower sei für die Produktion freigegeben worden. Zudem wurden in der jüngsten Beta-Version des iPhone-Betriebssystems iOS Hinweise auf eine Unterstützung des Geräts gefunden.

Apple selbst machte keine näheren Angaben zu den Problemen mit AirPower. Von anderen Herstellern gibt es inzwischen Ladematten für zwei Geräte. Allerdings muss man sie dabei recht genau auf bestimmten Stellen platzieren – und Apple hatte versucht, eine Matte zu bauen, bei der man die Geräte überall hinlegen konnte. Dafür sollte sie mit zahlreichen Ladespulen gefüllt werden, wie aus Apple-Patenten hervorgeht. Das komplexe Zusammenspiel dieser Spulen wird allgemein als das Problem gesehen, das Apple am Ende nicht bewältigen konnte.

Insgesamt lassen immer mehr Hersteller Akkus drahtlos aufladen. So wird dafür bei der neuen Version von Apples Tablet iPad Pro der dazugehörige magnetisch an einer Kante des Geräts gehalten. Samsungs neues Top-Smartphone Galaxy S10 kann die Computer-Uhr und die drahtlosen Ohrhörer des Konzerns aufladen, wenn man sie auf die Rückseite des Telefons legt. Nach Informationen des Branchenanalysten Ming-Chi Kuo soll das auch die nächste iPhone-Generation können.

Aktie weiter klar im Aufwind

Das Aus der Ladematte AirPower wird von den neuen Spekulationen rund um die Elektromobilität klar ausgestochen. Das Wertpapier von Apple liegt vorbörslich rund ein Prozent im Plus und dürfte damit heute zu Börsenstart in den USA seine gute Entwicklung der letzten Woche fortsetzen. Seit dem Tief gegen Ende Dezember hat die Aktie schon wieder um rund 30 Prozent zugelegt.

Chart Apple – ein Jahr

Von Markus Weingran

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Foto: Denis Kuvaev / Shutterstock.com

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