Apple schockt die Online-Werber, PayPal erfreut die Pinterest-Aktionäre und das China-Comeback verfestigt sich

Holger Schmidt · Uhr

Es ist nicht so, dass die Plattformen nicht vor den Folgen von Apples Tracking Transparenz (ATT) gewarnt hätten. Und eigentlich lag der Umsatz von Snap im dritten Quartal auch nur knapp unter der prognostizierten Spanne. Da aber auch der Ausblick enttäuschte, rauschte der Snap-Aktienkurs in der vergangenen Woche um 29 Prozent runter und zog andere werbefinanzierte Plattformen wie Facebook (- 8 Prozent) und Twitter (- 7 Prozent) mit in den Keller. Zwar soll ATT den Nutzern mehr Privatsphäre bringen, weil die App-Anbieter explizit um Erlaubnis für das Tracking der Nutzer fragen müssen, doch parallel - und sicher nicht unbeabsichtigt - hat Apple auf diese Weise sein eigenes Werbegeschäft gestärkt. Nach einem FT-Bericht hat Apple seinen Anteil an den App-Installs seit Einführung dieser Privacy-Änderung im April von 20 auf 60 Prozent verdreifacht – vor allem zu Lasten von Facebook. Die Quartalszahlen von Facebook am Montag werden daher mit einiger Spannung erwartet, zumal Facebook-Manager Nick Clegg die Beschäftigten am Samstag auf mehr schlechte Nachrichten in den kommenden Tagen vorbereitet hat, wie Axios berichtet.

Pinterest (+ 10 Prozent) hätte wie alle Unternehmen, deren Geschäftsmodell auf Online-Werbung basiert, eigentlich auch abgestraft werden müssen, profitierte aber vom Übernahmeinteresse von PayPal - ein Deal, dessen Logik den Anlegern nicht besonders gefiel, denn auch die PayPal-Aktie (-10 Prozent) gehörte zu den Verlierern der Woche. Ausgerechnet jetzt in ein Werbemodell zu investieren, erschien wohl wenig attraktiv. Die Übernahme passt aber in den Kaufrausch der „Next-Gen-GAFAs“, also der nächsten Generation der Mega-Plattformen, die noch anorganisch wachsen dürfen, während die Original-GAFAs von den Regulatoren wohl keine großen Akquisitionen mehr genehmigt bekommen. PayPal ist auf dem Weg zur Super-App nach dem Vorbild von Alipay, Tencent und Meituan - und auf diesem Weg wäre Pinterest eines der größten Ziele auf dem Markt, zumal die Foto-Plattform gerade in den Online-Handel eingestiegen ist.

Gewinner der Woche waren die chinesischen Plattform-Aktien. Auslöser war ein Bloomberg-Bericht, wonach die chinesische Regierung ein Ende der Regulierungsoffensive bis Jahresende in Aussicht gestellt hat. Da sich die Signale in diese Richtung verdichten, greifen die Anleger bei den attraktiv bewerteten China-Plattformen wieder zu: Kuaishou (+21 Prozent), Alibaba Health (+18 Prozent), Bilibili (-17 Prozent) und die Full Truck Alliance (+16 Prozent) gehörten zu den Aufsteigern der Woche. Auf Sicht eines Monats sind auch Renren (+88 Prozent) und KE Holding (+51 Prozent) wieder deutlich auf Erholungskurs.

In dieser Woche könnten die Quartalszahlen der großen Plattformen für Bewegung sorgen. Bei Apple steht die Frage im Mittelpunkt, ob es zu Verzögerungen bei der Auslieferung des iPhone 13 kommen wird. Unter den globalen Lieferengpässen könnten auch Google, Facebook und Amazon im vierten Quartal leiden, wenn die werbetreibenden Unternehmen aufgrund von Lieferschwierigkeiten im Weihnachtsgeschäft weniger Geld in Werbung investieren sollten. Die schwierigen ökonomischem Rahmenbedingungen könnten damit auch die Plattformen erfassen.

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