Arbeiter von bedrohtem italienischem Stahlwerk streiken

dpa-AFX · Uhr

ROM (dpa-AFX) - Die Arbeiter des von Schließung bedrohten italienischen Stahlwerks Ilva haben für Freitag einen 24-stündigen Streik angekündigt. Sie wollen damit gegen mögliche Massenentlassungen protestieren, die nach dem Rückzug von ArcelorMittal drohen.

Der weltgrößte Stahlkonzern hatte am Montag mitgeteilt, die vor einem Jahr besiegelte Übernahme des Werks rückgängig zu machen. Als Grund nannte er jüngste Änderungen in der italienischen Gesetzgebung, mit denen eine Immunität für eventuelle Verstöße gegen Umweltbestimmungen aufgehoben würde. Hinzu kommt ein Gerichtsentscheid, nach dem ein Hochofen bald geschlossen werden müsste. ArcelorMittal sieht sich nun berechtigt, von einer Ausstiegsklausel im Vertrag Gebrauch zu machen.

Die italienische Regierung reagierte verärgert. Am Mittwoch traf Ministerpräsident Giuseppe Conte mehrere Stunden mit der ArcelorMittal-Führung zusammen. Am Abend teilte er mit, der Konzern wolle 5000 von 10 700 Arbeitsplätzen streichen. "Es ist für uns völlig inakzeptabel, 5000 Arbeiter, 5000 Familien ohne Arbeit und ohne Zukunft zu lassen", sagte Conte.

Um das Stahlwerk in Tarent (Taranto) in Apulien gibt es schon seit längerem Streit wegen möglicher Gesundheitsgefahren. Im Januar hatte der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg geurteilt, der italienische Staat sei bislang unzureichend gegen die Risiken vorgegangen und habe damit die Menschenrechte der Anwohner in der Nähe des Werks verletzt.

Es gab schon wiederholt Berichte über eine gehäufte Zahl von Krebserkrankungen in Tarent. Im strukturschwachen "Mezzogiorno", dem italienischen Süden, hat das Werk angesichts hoher Arbeitslosigkeit aber hohe wirtschaftliche und soziale Bedeutung./blu/DP/zb

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