Aus Statoil wird Equinor – norwegischer Öl-und Gaskonzern erfindet sich neu!

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Mitte 2014 begann das Drama für die großen Ölmultis weltweit. Der Preis für das schwarze Gold nahm seine Talfahrt auf. Innerhalb von einem Jahr halbierte sich der Preis für die Ölsorten Brent und WTI. Damit war das Ende des Abwärtstrends aber noch nicht erreicht.

In den folgenden sechs Monaten vollbrachte der Ölpreis das Kunststück der Halbierung fast noch einmal. Insgesamt ging es von über 100 Dollar je Barrel runter auf unter 30 Dollar. Eine Preisentwicklung, die bei den großen Ölmultis tiefe Spuren im Kurs und im Konzern hinterlassen hat.

Die großen Ölförderer reagierten mit Investitionskürzungen und Schlankheitskuren auf die neue Situation. Heute macht sich das bezahlt. Der Ölpreis ist wieder deutlich gestiegen und die Gewinne bei BP, Chevron oder Shell sprudeln wieder schön.

Es geht auch anders

Der norwegische Öl- und Gaskonzern Statoil, der jetzt Equinor heißt, hat einen etwas anderen Weg eingeschlagen. Natürlich hat er sich ebenfalls eine Schrumpfkur verordnet. Aber, er hat sich auch nach Alternativen umgesehen und die regenerativen Energien für sich entdeckt. Dieses Umdenken soll sich jetzt auch im Namen niederschlagen. „Equi“ steht für Gleichheit/Ausgeglichenheit und „Nor“ eben für die Anfangsbuchstaben des Heimatlandes.

Norwegen lebt die bessere Umwelt

„Die Energiewende ist gestartet und wir müssen ein Teil davon sein.“ Diesen Satz ließ Eldar Sætre in einem Interview mit dem „Wall Street Journal“ fallen. Norwegen ist weltweit das Land mit der größten dichte an Elektroflitzern. Mit einer Staatsbeteiligung von 67 Prozent lässt sich da auch ein reiner Öl- und Gaskonzern schwer verkaufen. Daher wird fleißig am neuen Image der Norweger gefeilt, mit Taten und neuem Namen.

Portfolio wird konsequent ausgebaut

Bis 2030 soll der Anteil an Investitionen in regenerative Energien von aktuell 3 bis 5 Prozent auf 15 bis 20 Prozent steigen. 2017 haben die Norweger fast 11 Milliarden Euro für die neue Ausrichtung in die Hand genommen. Der Konzern betreibt schon mehrere Offshore-Windfarmen rund um Großbritannien, ist zu 50 Prozent an einer Windfarm in der deutschen Nordsee beteiligt, die 2019 die Produktion aufnimmt und hat sich mit 40 Prozent in einem Solarprojekt in Brasilien eingekauft, dass kurz vor der Fertigstellung steht.

Emissionen werden gesenkt

Equinor setzt aber nicht nur auf regenerative Energien. Der norwegische Konzern gestaltet auch seine aktuellen Förderanlagen umweltfreundlicher. Die klimaschädlichen CO2-Emissionen sollen bis 2030 pro gefördertes Fass um 20 Prozent gesenkt werden. Zudem haben sich die Norweger 2016 aus kanadischen Ölsandprojekten verabschiedet, da diese für einen hohen CO2-Ausstoss bekannt sind.

Perspektive stimmt

Rund um die heimischen Gefilde wird Equinor immer mehr zum unangefochtenen Platzhirsch. Egal ob es um die Öl- und Gasförderung geht oder um regenerative Energien. Im Branchenvergleich zählen die Norweger mit einem geschätzten KGV von 14 für 2019 zu den günstigsten Investments.

Im ersten Quartal wurde der Umsatz um 16 Prozent auf 5 Milliarden Euro gesteigert und der Gewinn zog von 1,1 auf 1,3 Milliarden Dollar um 18 Prozent an. Für 2018 wird mit einer Dividende von 3,4 Prozent gerechnet.

Seit Jahresanfang hat die Aktie ein Plus von 23 Prozent im geliefert und damit weit mehr als andere Vertreter der Branche.

Von Markus Weingran

Foto: Robert Lucian Crusitu / Shutterstock.com

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