Bayer-Aktie: EU-Lebensmittelbehörde muss Glyphosat-Studien veröffentlichen – Wird es jetzt eng für die Leverkusener?

onvista · Uhr

Nach einem Urteil eines EU-Gerichts muss die EU-Lebensmittelbehörde Efsa umstrittene Studien über das Krebsrisiko des Unkrautvernichters Glyphosat öffentlich machen. Schaut man auf die bisherige Begründung der Behörde, dann legt das den Verdacht nahe, dass für Bayer jetzt keine allzu guten Nachrichten ans Tageslicht kommen könnten. Bislang vertrat die Efsa den Standpunkt, dass eine Veröffentlichung der Studien mit dem Schutz der finanziellen Interessen der Unternehmen, die die Studien vorgelegt hatten, nicht zu vereinbaren sei. Unter anderem hatte auch die jetzige Bayer-Tochter Monsanto Studien eingereicht.

Richter wiedersprechen der Ansicht

Die Entscheidungen der europäischen Lebensmittelbehörde, Einsicht in die Expertisen über Toxizität und krebserregende Wirkung des Herbizids zu verweigern, erklärte der Europäische Gerichtshof am Donnerstag für nichtig. „Das Interesse der Öffentlichkeit am Zugang zu Informationen über Emissionen in die Umwelt besteht gerade darin, nicht nur zu wissen, was in die Umwelt freigesetzt oder absehbar freigesetzt werden wird, sondern auch zu verstehen, in welcher Weise die Umwelt durch die fraglichen Emissionen beeinträchtigt werden kann“, hieß es in der Begründung.

Behörde kann noch Einspruch einlegen

Mit einer direkten Veröffentlichung der Studien ist allerdings noch nicht zu rechnen. Gegen das Urteil kann innerhalb von zwei Monaten beim höheren Europäischen Gerichtshof (EuGH) vorgegangen werden. Es bleibt daher abzuwarten, ob die Efsa diesen Schritt geht. Bayer dürfte diesen Schritt sicherlich begrüßen, sonst hätten sich die Leverkusener selbst dafür stark gemacht, dass die Studien veröffentlicht werden.

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US-Kläger werden sicherlich auch genau hinschauen

Mit den Jahreszahlen vermeldete Bayer Ende Februar das die Anzahl der Klagen gegen den Unkrautvernichter Glyphosat auf 11.200 angestiegen ist. Die amerikanischen Kläger sind sicherlich gespannt auf die Studien. Sie könnten neues Material für mögliche Schadensersatzansprüche liefern.

Glyphosat-Streit zieht sich schon etwas länger

2017 war der Unkrautvernichter in der EU nach monatelangen Diskussionen für weitere fünf Jahre zugelassen worden. Die Internationale Krebsforschungsagentur der Weltgesundheitsorganisation stufte Glyphosat im März 2015 als „wahrscheinlich krebserregend“ für den Menschen ein. Die Lebensmittelbehörde Efsa sah dafür aber keine Bestätigung. Gegen das Mittel hatte es vor allem in Deutschland heftige Proteste gegeben.

Aktie noch relativ gelassen

In einem schwachen Marktumfeld verliert das Bayer-Papier heute etwas mehr als ein Prozent. Seit Jahresanfang zählt die Aktie allerdings mit einem Plus von etwas mehr als 17 Prozent zu den stärksten Werten im deutschen Leitindex.

Von Markus Weingran

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Bild: Lukassek / Shutterstock.com

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