Biontech: Gewinn explodiert von Minus 53 Millionen Euro auf 1,1 Milliarden – „Globales Machtzentrum für Immuntherapien“

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Beflügelt von einem Milliardengewinn in den ersten drei Monaten will Biontech nicht nur seine Corona-Impfstoff-Produktion weiter ausbauen, sondern auch bei der Forschung in der Krebs-Therapie die führende Rolle weltweit einnehmen. „Unser Ziel ist es, zum globalen Machtzentrum der Immuntherapie im 21. Jahrhundert zu werden“, sagte Vorstandschef Ugur Sahin am Montag bei der Vorstellung der Wirtschaftsdaten im ersten Quartal.

1,1 Milliarden Euro Gewinn

Der Corona-Impfstoff sorgt für prall gefüllte Kassen bei der Mainzer Biotech-Schmiede. Vor einem Jahr musste Biontech wegen Forschungs- und Entwicklungskosten noch ein Minus von 53 Millionen Euro vermeldeten. Jetzt knacken die Mainzer schon die Marke von einer Milliarde Euro. Im ersten Quartal fuhren die Mainzer einen Gewinn von 1,1 Milliarden Euro ein. Das ist nicht nur eine enorme Steigerung gegenüber dem Vorjahreszeitraum, sondern auch gegenüber dem 4. Quartal des vergangenen Jahres. Hier lag der Überschuss bei fast 367 Millionen Euro.

Umsatz zieht noch stärker an

Noch rasanter stiegen die Erlöse des Biotechnologie-Unternehmens. Die erreichten in den ersten drei Monaten schätzungsweise 2,05 Milliarden Euro. Das waren mehr als 70 Mal so viel wie im entsprechenden Zeitraum 2020. Da lag der Umsatz bei 27,7 Millionen Euro. Der Anstieg sei vor allem auf die rasche Steigerung der weltweiten Versorgung mit dem Corona-Impfstoff zurückzuführen, erklärte das Unternehmen. Bis zum 6. Mai wurden demnach weltweit mehr als 450 Millionen Impfstoffdosen in 91 Länder oder Regionen ausgeliefert. Biontech hat sich dazu mit dem US-Pharmariesen Pfizer, der bereits vor etwa einer Woche sehr gute Zahlen vorlegte,  zusammengeschlossen.

Singapur wird neuer Standort 

Biontech nutzt den großen Gewinn auch zur Expansion. Die Mainzer planen in Singapur den Hauptsitz für das Geschäft in Südostasien aufzubauen. Gleichzeitig soll an dem Standort auch eine mRNA-Produktionsstätte errichtet werden. Dadurch würden neue Herstellungskapazitäten für die wachsende Pipeline an mRNA-basierten Impfstoffkandidaten gegen Infektionskrankheiten und Krebs geschaffen. Das Werk soll 2023 die Produktion aufnehmen und mehrere hundert Millionen Dosen im Jahr produzieren können.

Mainz, Cambridge, Singapur und China

Für Biontech ist der Standort Singapur der nächste bedeutende Schritt bei der Expansion im Ausland. Bereits im vergangenen Jahr hatten die Mainzer  ihren US-Hauptsitzes in Cambridge im US-Bundesstaat Massachusetts eröffnet. In Asien arbeiten die Mainzer bereits seit mehr als einem Jahr mit der chinesischen Fosun Pharma bei der Entwicklung ihres Covid-19-Impfstoffs in China zusammen. Fosun hatte am Wochenende angekündigt, eine Anlage bereitstellen zu wollen, in der jährlich bis zu eine Milliarde Impfdosen hergestellt werden könnten. Die Zulassung des Vakzins in China erwarten die beiden Partner bis spätestens Juli.

Gewinne werden weiter sprudeln – EU bestellt kräftig nach 

Die Europäische Union kauft innerhalb der nächsten Jahre bis zu 1,8 Milliarden weitere Dosen Corona-Impfstoff von Biontech/Pfizer. Damit sollen die 70 bis 80 Millionen Kinder in der EU gegen Covid-19 geschützt und Impfungen von Erwachsenen aufgefrischt werden. Die EU-Kommission habe den Vertrag mit dem Hersteller aus Mainz und dem US-Pharmakonzern gebilligt, teilte Präsidentin Ursula von der Leyen am Wochenende mit. 900 Millionen Dosen sollen fest bestellt werden. Weitere 900 Millionen Dosen mit einer Lieferung bis ins Jahr 2023 sind eine Option.

Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur hat das Geschäft ein Volumen von bis zu 35 Milliarden Euro und bedeutet weitere Investitionen in Deutschland und Belgien. Zwar sagt die EU-Kommission in der Regel offiziell nichts über die Kosten der gekauften Impfstoffe. Nach dpa-Informationen liegt der vereinbarte Preis je Dosis aber in der Größenordnung, die Bulgariens Ministerpräsident Boiko Borissow kürzlich genannt hatte: etwa 19,50 Euro je Dosis.

Aktie bleibt gelassen

Die Zahlen von Biotech verleihen der Aktie heute keinen zusätzlichen Schub mehr. Die Bestellung der EU hatte die Aktie bereits vorbörslich über 10 Prozent in die Höhe schießen lassen. Aktuell liegt das Papier noch etwas mehr als 6 Prozent im Plus. Der Schock der möglichen Patentaufhebung dürfte vom Tisch und verdaut sein. Langfristig dürfte der Kurs nicht nur von dem Impfstoff profitieren, sondern auch von den Krebstherapien. Beim nächsten Rücksetzer sollten Anleger interessierte Anleger zur Stelle sein.

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Redaktion onvista / dpa-AFX / Reuters

Foto: Homepage Biontech

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