Bitcoin: Der China-Mining-Bann ist langfristig ein Segen für die Mining-Industrie – auf den Preis hat es wenig bis gar keine Auswirkungen

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Am Wochenende konnte die Kryptowährung Bitcoin in einem Vorstoß nach oben wieder bis an die Marke von 36.000 Dollar herankommen, dieser Widerstand hat sich jedoch erneut als zu stark herausgestellt. In der Nacht zu Montag ging es daraufhin mit fast 5 Prozent wieder deutlich bergab auf einen Wert von derzeit noch knapp 33.600 Dollar.

Damit bleibt die Kryptowährung in ihrem Seitwärtskorridor zwischen 30.000 und 40.000 Dollar gefangen, der sich auf kurzfristiger Ebene zwischen 30.000 und 36.000 Dollar verengt hat, jedoch konnte der Kurs seit dem Tief am 22. Juni bei unter 29.000 Dollar bisher nur noch höhere Tiefs verzeichnen und befindet sich in einem Mini-Aufwärtstrend.

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Kurzfristig rücken damit die 36.000 Dollar Marke und der 50-Tage-Trend in den Fokus, da sich im Kurs ein aufsteigendes Dreieck abzeichnet und diese beiden Widerstände zusammen mit dem Ende der charttechnischen Formation zusammenlaufen. Ein Ausbruch über diese Marken könnte den Kurs kurzfristig bis an die Marke von 40.000 Dollar zurückkehren lassen, dafür zeichnet sich derzeit jedoch noch nicht genug Handelsvolumen ab. Sollte der Kurs nach unten aus dem übergeordneten Seitwärtstrend ausbrechen, bleibt weiter die Marke von 20.000 Dollar die nächste große Unterstützungszone.

Bitcoin-Netzwerk verdaut den China-Mining-Bann

Die rigorose Vorgehensweise der Pekinger Regierung gegen die chinesische Mining-Industrie hat sich nun auch bei den on-chain-Daten deutlich bemerkbar gemacht. Zum einen ist die Rechenleistung, die insgesamt im Bitcoin-Netzwerk steckt, im Juli auf ein mehrjähriges Tief eingebrochen und befindet sich auf einem Niveau, auf dem sie das letzte Mal im September  2019 war.

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Zum anderen hat sich mittlerweile auch die Mining-Difficulty des Netzwerks automatisch angepasst. Das ist der Schwierigkeitsgrad des Findens eines neuen Transaktionsblocks, als dem Vorgang, den die Miner ausführen, um Transaktionen in die Blockchain einzutragen und dafür mit neu erzeugten Bitcoin belohnt zu werden.

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Das Bitcoin-Protokoll passt die Schwierigkeit alle zwei Wochen automatisch an und orientiert sich dabei an der Gesamtrechenleistung, die zum Netzwerk beigesteuert wird. Der Grund dafür ist, dass eine Bitcoin-Transaktionsblock-Erzeugung immer in etwa 10 Minuten benötigen soll - das ist vom Grundprotokoll so vorgesehen. Umso mehr Rechenleistung verfügbar ist, desto schwieriger muss die Difficulty sein, damit die Blockneuerzeugung nicht schneller als 10 Minuten stattfindet.

Die Abschaltung der chinesischen Mining-Industrie und die damit weggebrochene Rechenleistung zeigt nun also ihre Wirkung. Der Sicherheit und Funktionalität des Netzwerks tut dies keinen Abbruch, da sich an der Transaktionsgeschwindigkeit nichts geändert hat, jedoch ist es für die Miner, die noch aktiv an der Blockchain-Transaktionseintragung beteiligt sind, nun attraktiver, Mining zu betreiben, da sie mit der gleichen Anzahl an Geräten nun eine prozentual höhere Rechenleistung beisteuern - und sich die Chance auf neu erzeugte Blöcke für sie nun erhöht. Kurz gesagt verdienen sie damit, solange die Difficulty niedriger ist, mehr Bitcoin für dieselben Unterhaltskosten ihrer Mining-Standorte und -geräte.

Mining wird dezentraler

Derweil geht die Migration der Industrie aus China heraus weiter. Die in Dubai ansässige Investmentgesellschaft IBC Group, die in China eine große Zahl an Mining-Standorten unterhält, plant US-Berichten zufolge, die Mining-Operationen von Bitcoin und Ethereum aus den verschiedenen Provinzen im ganzen Land einzustellen. Die Betriebe sollen in mehrere Ausweich-Standorte verlagert werden, darunter die Vereinigten Arabischen Emirate, Kanada, die Vereinigten Staaten, Kasachstan, Island und verschiedene südamerikanische Länder.

Khurram Shroff, Vorsitzender der IBC Group und CEO von iMining, sieht die Migration aus China als vorübergehende Unannehmlichkeit: „Eine Verlagerung der Krypto-Mining-Aktivitäten aus China wird eine große Chance für Kanada sein. Die Toronto Stock Exchange hat kürzlich den weltweit ersten Bitcoin-ETF notiert, sodass die Nation in Bezug auf das Mainstreaming von Kryptowährungen bereits der Kurve voraus ist.“

Auch andere Experten aus der Branche sind sich einig, dass der Umzug zwar herausfordernd sein wird, die Migration des Mining-Sektors aus China jedoch die Dezentralisierung von Krypto fördern wird, darunter auch Mike Novogratz von Galaxy Digital, der langfristig „ein großes Nettopositiv“ für das Bitcoin-Ökosystem sieht.

onvista-Redaktion: Der nun notwendige Umzug eines Großteils der Mining-Industrie wird zwar kurzfristig eine große Herausforderung für den Mining-Sektor, für den Bitcoin-Preis dürfte dies aufgrund der dezentralen Beschaffenheit des Ökosystems jedoch überhaupt keine Gefahr darstellen, solange es noch genug andere Mining-Standorte auf der Welt gibt. Langfristig ist eine bessere Verteilung der Industrie auf jeden Fall förderlich, da es das Ökosystem noch widerstandsfähiger macht.

Titelfoto: Jiap / Shutterstock.com

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