Boeing: Krisengebeutelter Flugzeugbauer erhält Rückendeckung von unerwarteter Seite – Aktie im Plus

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Der Flugzeugbauer Boeing kämpft seit dem zweiten Absturz einer Maschine des Typs 737 Max mit den weitreichenden Konsequenzen. Neben dem massiven Reputationsverlust durch die Vorwürfe bezüglich des fehlerhaften Kontrollsystems MCAS, welches als die Ursache beider Abstürze vermutet wird, blickt das Unternehmen auf der wirtschaftlichen Ebene einer gigantischen Welle an Zahlungsausfällen und Entschädigungszahlungen entgegen, die sich langsam aber sicher auftürmt. Unterstützung hat der Flugzeugbauer jetzt aber überraschend von dem betroffenen Fluganbieter Ethiopian Airlines erhalten.

Hatte der Pilot zu wenig Training mit der neuen Maschine?

Nach dem Absturz in Äthiopien hat das Unternehmen seine Unterstützung zugesagt. „Lasst mich ganz klar sagen: Ethiopian Airlines glaubt an Boeing“, teilte der Chef der Fluggesellschaft, Tewolde GebreMariam, am Montag mit. Trotz der Tragödie würden die beiden Unternehmen auch künftig weiter verbunden sein. Tewolde fügte hinzu, dass man mit Boeing und anderen zusammenarbeiten werde, damit das Fliegen sicherer werde.

Tewolde wiederholte, dass die Piloten von Ethiopian Airlines ausreichend für das Fliegen mit der Unglücksmaschine Boeing 737 Max 8 geschult gewesen seien. Die Fluggesellschaft sei die einzige in Afrika und eine der wenigen auf der Welt, die einen vollständigen Flugsimulator für die Boeing 737 Max habe. Einige Medien, darunter die „New York Times“, hatten zuvor berichtet, der Pilot der Absturzmaschine soll kein Training oder kein ausreichendes Training am Flugsimulator für die Boeing 737 Max 8 absolviert haben.

American Airlines streicht weitere Flüge

Binnen weniger Monate waren zwei Maschinen des Typs Boeing 737 Max 8 in Indonesien und Äthiopien abgestürzt. Dabei kamen insgesamt 346 Menschen ums Leben. Bis zur genauen Klärung der Ursachen wurde ein Startverbot für die Serie 737 Max angeordnet. Erste Auswertungen von Daten hatten ergeben, dass es bei den Abstürzen Ähnlichkeiten gegeben haben könnte.

Die größte US-Fluggesellschaft American Airlines streicht zudem wegen der Krise um den Luftfahrtriesen in den kommenden vier Wochen zahlreiche weitere Flüge. Bis zum 24. April sollen pro Tag etwa 90 Flüge wegfallen, wie die Airline am Sonntag mitteilte. American Airlines hat 24 Maschinen vom Typ Boeing 737 Max 8 in der Flotte.

Aktie etwas im Plus

Die Rückendeckung seitens Ethiopian Airlines hat dem Wertpapier des Flugzeugbauers jedoch gut getan. Zum Wochenstart an den US-Börsen notiert die Aktie kurz nach Handelsbeginn knapp über einem Prozent im Plus, auf einem derzeitigen Wert von 365,99 Dollar.

Boeing 3-Monatschart (NYSE)

Vom Jahreshöchststand bei 440 Dollar ist sie jedoch noch meilenweit entfernt, notiert aber seit 1. Januar 2019 mit einer Year-to-Date Performance von  13,46 Prozent immer noch im Plus.

Boeing droht massive Klagewelle

Derzeit laufen internationale Untersuchungen, ob möglicherweise eine fehlerhafte Technik Grund für die Unglücke ist. Auch die Frage, ob bei der Zulassung der Flieger durch die US-Luftfahrtbehörde FAA alles mit rechten Dingen zuging, ist Gegenstand von Ermittlungen.

Wie zudem das Handelsblatt berichtet, kommt die erwartete Welle der Klagen gegen den Maschinenbauer langsam ins Rollen. Nach dem zweiten Absturz klagen immer mehr Kanzleien im Auftrag der Familien der Absturzopfer, aber auch mehrere Fluggesellschaften sind unter den Klägern.

„Da wir nun zwei Abstürze mit nagelneuen Flugzeugen haben, ist das, was Boeing in den fünf Monaten dazwischen gemacht hat, relevanter denn je. Und das ist alles in den USA passiert“, erklärte Rechtsanwalt Daniel Rose von der involvierten Kanzlei Kreindler & Kreindler, die Opfer von Flugzeugabstürzen vertritt, gegenüber der Zeitung. Damit könnten auch Angehörige ausländischer Opfer in den USA klagen. Die potenziell in Millionenhöhe anfallenden Entschädigungszahlungen sind neben den Stornierungen ein weiterer Belastungsfaktor für den Flugzeugbauer.

Weiterer Vorfall mit Boeing-Maschine

Es gab am Montag zudem einen weiteren außerplanmässigen Vorfall mit einem Boeing-Flugzeug: Auf der französischen Inselgruppe Neukaledonien im Pazifik ist eine Passagiermaschine der US-Fluggesellschaft United Airlines vom Typ Boeing 787-900 außerplanmäßig gelandet. Nach Informationen der Lokalzeitung „Les Nouvelles Calédoniennes“ hatte sich am Montag im Cockpit des Dreamliners mit 257 Passagieren an Bord Rauch entwickelt. Verletzt wurde nach ersten Informationen niemand. Die französische Nachrichtenagentur AFP berichtete unter Berufung auf einen Sprecher der neukaledonischen Handelskammer, dass alle Passagiere die Maschine ruhig verlassen hätten. Der Flughafen war zunächst nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.

(onvista/dpa-AFX)

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Titelfoto: vaalaa/shutterstock

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