China erhöht erneut seine Goldreserven – Stärkt das die Position im Handelsstreit?

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Die chinesische Zentralbank People`s Bank of China hat ihre Goldbestände das erste Mal seit zwei Jahren aufgestockt. Dies berichtet die South China Morning Post, die größte englischsprachige Zeitung Hong Kongs. Demnach sind die Goldbestände von 59,56 Millionen Unzen Ende Dezember auf 59,94 Millionen Unzen Ende Januar gestiegen. Das entspricht einer Steigerung um 380.000 Unzen auf insgesamt 1.864,34 Tonnen mit einem Gegenwert von 78,5 Milliarden Euro.

Angesichts der momentan schwierigen weltwirtschaftlichen Lage ist die weitere Erhöhung der Goldbestände ein Indiz dafür, dass China daran arbeitet, seine Währungsreserven zu diversifizieren, die mehr als drei Billionen US-Dollar umfassen. Der andauernde Handelsstreit mit den USA und die damit einhergehenden Strafzölle, sowie Anzeichen einer Rezession der europäischen und amerikanischen Märkte, aber auch im heimischen Sektor sorgen für zunehmende Unsicherheit.

Gleichgewicht zwischen China und USA droht zu kippen

China exportiert bereits seit Jahren mehr in die USA als es von dort importiert. Die Überschüsse haben die Chinesen lange Zeit zu einem großen Teil in US-Staatsanleihen angelegt, die für das Land ein sicherer Renditebringer und, durch die Weltleitwährungsstellung des US-Dollar, auch eine werterhaltende Anlage waren. Die USA hingegen hatten in China einen verlässlichen Kreditgeber, der sich mit verhältnismäßig niedrigen Zinsen zufriedengegeben hat.

Aufgrund der zunehmenden politischen Spannungen zeigt China nun jedoch immer deutlichere Bestrebungen, sich vom US-Dollar unabhängiger zu machen. Die gesamten Währungsreserven Chinas sind Ende Januar um 2,5 Prozent oder 80 Milliarden US-Dollar auf 3.087,92 Milliarden US-Dollar zurückgegangen. Der Gold-Anteil an den Gesamtreserven hat zuletzt 2,56 Prozent ausgemacht.

Die Rolle Chinas als größter Gläubiger der USA könnte sich angesichts des momentanen Handelskonflikts zwischen den beiden größten Wirtschaftsmächten der Welt durchaus als Waffe erweisen, indem die Volksrepublik ihre Ankäufe von US-Staatsanleihen deutlich zurückschraubt. Sollte die Nachfrage merklich sinken, könnte dies den Dollar massiv entwerten, da die Vereinigten Staaten gezwungen wären die Zinsen zu erhöhen um andere Abnehmer zu locken. Die US-Wirtschaft könnte so in eine schwierige Lage bis hin zu einer ausgewachsenen Rezession gedrängt werden. Das hätte jedoch ebenfalls negative Auswirkungen auf die chinesischen Dollar-Reserven, die genauso an Wert verlieren würden. Ein weiterer Anreiz für China, ihre Währungsreserven weiter in Gold umzuwandeln.

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Immer mehr Kapital flieht aus China

Es gibt jedoch noch einen weiteren Faktor, der die chinesischen Währungsreserven schmelzen lässt, jedoch nicht im Sinne der Regierung. Chinas Mittel- und Oberschicht konnte durch den massiven Wachstum der letzten Jahre einiges an Reichtum anhäufen. Mittlerweile scheinen jedoch auch immer mehr Chinesen das Vertrauen in die wirtschaftlichen Zukunftspläne des Landes verloren zu haben und versuchen, ihr Kapital aus dem Land zu bekommen. Dabei stehen vor allem ausländische Immobilien im Fokus der Privatinvestoren. Die Regierung hat der privaten Kapitalflucht seit 2015 massiv entgegengewirkt und Kapitalexporte auf ein jährliches Maximum von 50.000 Dollar pro Einwohner beschränkt. Vor dem Einschnitt der Regierung 2015 sanken die Währungsreserven massiv, von 4 Billionen auf 3,2 Billionen US-Dollar.

Seitdem leitet die Regierung den Kapitalexport auf staatliche Ebene um. In Form des Mega-Projekts „Belt and Road“ oder auch bekannt als Neue Seidenstraße, investiert China stark in Infrastruktur in über 60 Ländern in Asien, Europa und Afrika, um ein nie dagewesenes interkontinentales Handelsnetzwerk zu realisieren. Das geplante Volumen beträgt dabei eine Billionen US-Dollar. Der chinesische Staat erhofft sich durch die Investitionen langfristig Wertzuwachs durch die Zins- und Tilgungszahlungen der Länder, die die Kredite in Anspruch genommen haben.

Der tatsächliche Goldbestand Chinas ist schwer zu ermitteln

Die chinesische Zentralbank hat in den letzten zwei Jahren keine Informationen weiterer Goldkäufe öffentlich gemacht, der letzte große Anstieg war im Oktober 2016, von 53,32 Millionen auf 59,24 Millionen Unzen. Von April 2009 bis Mai 2015 hatten sich die offiziellen Zahlen nicht geändert und lagen konstant bei 33,89 Millionen Unzen, während sich in dieser Zeit die Währungsreserven Chinas fast verdoppelt hatten, zwischenzeitlich auf 4 Billionen US-Dollar. Ende 2015 brach die chinesische Regierung ihr sechsjähriges Schweigen und machte bekannt, dass die Goldreserven in dieser Zeit um knapp 60 Prozent erweitert wurden.

Der tatsächliche Goldbestand Chinas ist dennoch schwer zu bestimmen, da die People´s Bank of China nur eine von mehreren staatlichen Institutionen ist, die Gold hält. Nicht alle dieser Institutionen müssen ihre Käufe und Bestände öffentlich angeben. Zudem ist China laut Daten des British Geological Survey mittlerweile der größte Goldproduzent der Welt.

Von Alexander Mayer

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Titelfoto: Oranzy Photography / Shutterstock.com

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