Chinas Antwort auf Trumps Angriff folgt prompt – Spiel auf Zeit oder wird das Feuer eröffnet? So könnte Peking nun weiter vorgehen

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Die chinesische Regierung droht angesichts der von US-Präsident Donald Trump angekündigten weiteren Strafzölle auf Waren aus der Volksrepublik mit Gegenmaßnahmen.

Sollten die Amerikaner dies tun, müsse gegengesteuert werden, sagte eine Sprecherin des Außenministeriums am Freitag in Peking. Man wolle keinen Handelskrieg. Komme es aber zu einem, habe man keine Scheu, ihn auszufechten. China werde sich niemals erpressen lassen. Zugleich wurde an die USA appelliert, gemeinsam nach einer Lösung der Handelsfragen zu suchen. Zollerhöhungen seien weder im Interesse der USA noch von China und dem Rest der Welt.

Die Zölle könnten Handys, Laptops, Spielzeug und Schuhe treffen. Statt der bereits dafür angedrohten Abgaben von 25 Prozent brachte Trump auf Twitter zunächst zehn Prozent ins Gespräch. Diese könnten aber schrittweise erhöht werden und auch 25 Prozent übersteigen.

Wie könnte die weitere Vorgehensweise Chinas aussehen?

Timothy Moe, Co-Leiter für Asia Macro Research und Chef der Aktienstrategie für den asiatisch-pazifischen Raum bei Goldman Sachs, hat eine mögliche Reaktion Chinas auf die neueste Trump-Drohung skizziert: „Wir glauben, dass eine der Maßnahmen, die China wahrscheinlich ergreifen würde, darin besteht, die Belebung der Binnenwirtschaft fortzusetzen“, sagte Moe gegenüber der Nachrichtenagentur CNBC. „Der Außenhandel war schwach, und dies wurde offensichtlich durch die Handelsbarrieren zwischen den USA und China verschärft. Um diesen negativen Effekt von der Außenseite der Wirtschaft auszugleichen, müssen entsprechende Investitionen oder Maßnahmen zur Stützung der Binnennachfrage von China getroffen werden.“

Eine weitere mächtige Waffe Chinas wäre die Abwertung des Yuan gegenüber dem Dollar. Das hätte eine direkte, entschärfende Wirkung auf Strafzölle und würde die chinesischen Unternehmen stützen und gleichzeitig die US-Wirtschaft stark unter Druck setzen. Doch der Tenor unter den Analysten ist, dass China zunächst weiter versucht, über fiskalische, statt monetäre Eingriffe die Lage zu stabilisieren, auch um die Binnenwirtschaft oben zu halten.

Wer hält das riskante Spiel länger aus?

„In Bezug auf den Zeitrahmen würde ich behaupten, dass China eine größere Schmerztoleranz aufweist“, sagt Eric Robertsen, Leiter der globalen Makro-Strategie bei der Standard Chartered Bank. Aus seiner Sicht spielt China im Moment sogar auf Zeit. „China versucht ganz klar, den Wahlzyklus in den USA abzuwarten, in der Hoffnung, dass wir im Weißen Haus vielleicht jemanden finden, der anders ist.“

Auch Analysten der ING Bank sehen dieses Szenario als wahrscheinlich an. „Wir glauben, dass Chinas Strategie bei dieser Eskalation des Handelskrieges darin bestehen wird, das Verhandlungstempo und die Vergeltungsmaßnahmen zu verlangsamen. Dies könnte den Prozess der Vergeltungsmaßnahmen bis zur bevorstehenden US-Präsidentschaftswahl verlängern“, hieß es in einer Mitteilung.

Letzten Endes wird es bei diesem Konflikt darauf hinauslaufen, wer den längeren Atem hat. Und Chinas Karten könnten dabei besser sein, als Trump vielleicht annimmt. Wie eine Studie des Unternehmensberaters McKinsey zuletzt herausgestellt hat, richtet sich die chinesische Wirtschaft zunehmend an die eigenen Verbraucher aus, während der Rest der Welt abhängiger gegenüber dem Reich der Mitte geworden ist. In dem Bericht  wurde festgestellt, dass der Inlandskonsum in 11 von 16 Quartalen – von Januar 2015 bis Dezember 2018 – mehr als 60 Prozent zum Wachstum Chinas beitrug.

So hat China im Jahr 2017 nur 9 Prozent seiner Produktion exportiert, während es im Jahr 2007 noch 17 Prozent waren, so die McKinsey-Studie. Dies zeigt, dass China unabhängiger gegenüber dem weltweiten Export geworden ist. Im Gegensatz dazu sei der Rest der Welt stärker von China abhängig geworden, heißt es in dem Bericht. Länder handeln entweder mehr Waren mit China oder erhalten mehr Investitionen von der Regierung in Peking. Das stärkt Chinas Position im derzeitigen globalen Kräftemessen.


Lesen Sie auch: Wie abhängig ist China wirklich vom Export?


(onvista/reuters)

Titelfoto: Tomasz Makowski / Shutterstock.com

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