Curevac: So planen die Tübinger nach dem Börsenstart ++ RWE: Kapitalerhöhung schnell durchgezogen ++ Roche/Regeneron: Pharmakonzerne bündeln ihre Kraft gegen Covid-19 Virus

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Die USA haben geplante Gespräche mit China zur Überprüfung der erzielten Fortschritte seit dem Abschluss eines Teilhandelsabkommen im Januar bis auf Weiteres abgesagt. Das erklärte US-Präsident Donald Trump am Dienstag (Ortszeit) bei einem Wahlkampfauftritt in der Stadt Yuma im südwestlichen Bundesstaat Arizona. Mit Blick auf die Coronavirus-Pandemie, die ihren Ursprung um den Jahreswechsel in China genommen hatte, sagte Trump: „Ich will jetzt nicht mit ihnen verhandeln. Nach dem, was sie diesem Land und der Welt angetan haben, will ich jetzt nicht mit China sprechen.“

Glückliche Ausrede für Trump?

Jetzt das der Wahlkampf in die heiße Phase geht und Joe Biden in den Umfragewerten vor Trump liegt, kann sich der amtierende US-Präsident keine Schwäche leisten. Vielleicht sagt er genau aus diesem Grund auch die Gespräche mit der Volksrepublik ab. Experten gehen nämlich davon aus, dass die USA alles andere als Zufrieden mit den Käufen von China seien dürften.

Keine Prüfung dürfte Trump eher helfen

Die ursprünglich für das vergangene Wochenende angesetzten Gespräche sollten unter anderem prüfen, inwieweit sich die Vertragspartner an die von ihnen im Januar gemachten Zusagen halten. Peking hatte in dem Abkommen eine deutliche Erhöhung seiner Importe aus den USA versprochen, unter anderem von landwirtschaftlichen Produkten. Beobachtern zufolge hat Peking seine Ziele bislang nicht erfüllt, unter anderem wohl auch wegen der Corona-Krise.

Die Beziehung der beiden Länder hat infolge der Pandemie – die in den USA eine schwere Wirtschaftskrise ausgelöst hat und Trumps Wiederwahl im November gefährden könnte – einen neuen Tiefststand erreicht.

Down Under will Impfpflicht und bestellt bei Astrazenaca

Der australische Premierminister Scott Morrison will eine Corona-Impfpflicht für alle Bürger, sobald es einen Wirkstoff gibt. Die Impfung solle für die 25 Millionen Menschen im Land „so obligatorisch wie möglich sein“, sagte er am Mittwoch dem Radiosender 3AW. Ausnahmen seien nur aus medizinischen Gründen möglich, „aber das sollte die einzige Grundlage sein“, so Morrison. „Wir sprechen von einer Pandemie, die die Weltwirtschaft zerstört und Hunderttausende auf der ganzen Welt das Leben gekostet hat.“ Eine offizielle Entscheidung über eine solche Regel gibt es aber noch nicht.

Den Plänen zufolge soll die Impfung für alle Australier kostenlos sein. Die Regierung hatte zuvor eine Vereinbarung mit einem Pharmakonzern in Großbritannien geschlossen und sich einen möglichen Covid-19-Impfstoff gesichert, der derzeit von der Oxford University entwickelt wird. „Natürlich wird es erst einen freiwilligen Aufruf geben, und ich bin sicher, dass es für die Impfung lange Warteschlangen geben wird“, sagte der Oberste Gesundheitsbeamte Paul Kelly.

In Australien wurden bisher fast 24 000 Infektionsfälle bestätigt, knapp 450 sind in Verbindung mit Covid-19 gestorben. Besonders betroffen ist der Bundesstaat Victoria mit der Millionenstadt Melbourne, wo seit Wochen erneut ein strikter Lockdown gilt.

Dax entfernt sich wieder von der 13.000

Zur Wochenmitte bleibt der deutsche Leitindex weiter vorsichtig. Obwohl die Nasdaq und der S&P 500 auf neue Höchststände geklettert sind, will der Dax heute zu Handelsbeginn nicht erneut die Marke von 13.000 Punkten in Angriff nehmen. Das Börsenbarometer startet mit 12.853,81 Punkten - ein Minus von 0,22 Prozent - in den Mittwoch.

Der MDax sank um 0,23 Prozent auf 27.250,14 Punkte. Der EuroStoxx 50, der Leitindex der Eurozone, fiel um 0,32 Prozent auf 3.279,25 Zähler.

Das Robert Koch-Institut registrierte am Dienstag in Deutschland die höchste Zahl an Neuinfektionen seit mehr als drei Monaten. Innerhalb eines Tages meldeten die Gesundheitsämter in Deutschland 1510 neue Fälle. Darüber hinaus könnten Aktien exportabhängiger Unternehmen belastet werden, da sich der starke Euro zunehmend der nächsten runden Marke von 1,20 Dollar nähert.

Curevac: Impfstoff und Personalaufbau steht ganz oben auf der To-do-Liste

Das Tübinger Biotech-Unternehmen, das an einem Corona-Impfstoff arbeitet, will nach seinem US-Börsenstart in der vergangenen Woche deutlich Personal und Produktionskapazität aufbauen. „Wir müssen wachsen“, sagte Curevac-Vorstandsmitglied Franz-Werner Haas dem „Schwäbischen Tagblatt“ (Mittwoch). „Es gibt bei uns die Planung, rund 200 neue Arbeitsplätze zu schaffen, größtenteils hier am Standort.“

Curevac war am vergangenen Freitag mit einem Preissprung an der Börse in New York gestartet und erlöste bei der Aktienplatzierung mehr als 200 Millionen Dollar. Das Unternehmen ist bei der Suche nach einem Impfstoff gegen Sars-CoV-2 einer von mehreren Hoffnungsträgern weltweit.

Ein zentrales Ziel des Börsengangs ist, Geld für die Entwicklung des Corona-Impfstoffs einzusammeln. Die Notierung an der Börse habe aber auch Vorteile über den Kapitalzufluss hinaus, hatte Finanzchef Pierre Kemula zum Börsenstart betont. Gerade an einer Börse wie der Nasdaq mache die Platzierung Curevac international bekannter und werde auch bei der globalen Suche nach Fachkräften helfen. Curevac hat zum Stand Ende Juni 484 Beschäftigte. Bis auf 13 in den USA arbeiten sie alle in Deutschland.

RWE: Versorger zieht schnelle Kapitalerhöhung durch

Der Stromkonzern RWE hat mit einer Kapitalerhöhung brutto zwei Milliarden Euro eingenommen. Die angebotenen gut 61 Millionen neuen Aktien seien für 32,55 Euro je Stück verkauft worden, teilte das Unternehmen am späten Dienstagabend mit. Der Schlusskurs im Xetra-Hauptgeschäft hatte bei 34,24 Euro gelegen.

Die Platzierung wurde in einem beschleunigten Verfahren durchgeführt, das Bezugsrecht der Altaktionäre dabei ausgeschlossen. Die neuen Aktien werden für das Geschäftsjahr 2020 dividendenberechtigt sein.

Den Nettoerlös will RWE in den zusätzlichen, kurzfristigen Ausbau des Geschäfts mit Alternativen Energien und die Weiterentwicklung der Produkt-Pipeline stecken – dabei will RWE über das bisherige Ziel hinausgehen, bis Ende 2022 die installierte Leistung auf mehr als 13 Gigawatt netto zu erhöhen und rund 5 Milliarden Euro netto in Alternative Energien zu investieren. Teile des Erlöses dienten zudem der Finanzierung der Ende Juli angekündigten Übernahme der 2,7-Gigawatt-Projektpipeline von Nordex und ihrer Realisierung. RWE will Wind- und Solarprojekte in Europa von den Hamburgern für gut 400 Millionen Euro übernehmen.

Kurz & knapp:

Roche/Regeneron: Die beiden Pharmakonzerne bündeln ihre Kräfte im Kampf gegen Covid-19. Ziel sei es, Regenerons Antikörper-Cocktail „Regn-Cov2“ zu entwickeln, herzustellen und auf der ganzen Welt zu vertreiben. Bei einer Zulassung soll die Herstellungskapazität deutlich erhöht werden, teilte Roche am Mittwoch in Basel mit. Regn-Cov2 wird derzeit in zwei klinischen Phase-II/III-Versuchen zur Behandlung der Infektionskrankheit und in einem Phase-III-Versuch zur Prävention bei Haushaltskontakten infizierter Personen untersucht. Im Falle einer behördlichen Zulassung werde Regeneron den Vertrieb in den USA übernehmen, Roche im Rest der Welt. Im Rahmen der Zusammenarbeit planen die Partner, die Versorgung mit dem Mittel auf mindestens das Dreieinhalbfache der aktuellen Kapazität zu erhöhen. Die Behandlung könnte nach Darstellung von Roche eine dringend benötigte Behandlungsmöglichkeit für Menschen bieten, die bereits Symptome von Covid-19 aufweisen. Sie habe zudem das Potenzial, die Ausbreitung der globalen Pandemie zu verlangsamen.

Deutz: Der von der Corona-Krise schwer getroffene Motorenhersteller hat für sein geplantes Sparprogramm eine Einigung mit dem Betriebsrat erzielt. Ein am Dienstag beschlossenes Eckpunktepapier sehe den sozialverträglichen Abbau von bis zu 350 Mitarbeitern im Rahmen eines Freiwilligenprogramms für die deutschen Standorte vor, teilte Deutz am Abend mit. Begleitet werde das Programm durch eine Transfergesellschaft und einen Sozialplan. Dafür werde das Unternehmen noch im laufenden Quartal 35 bis 40 Millionen Euro zurückstellen. Insgesamt plant der Motorenhersteller den sozialverträglichen Abbau von bis zu 1000 Stellen weltweit bis 2022. In der ersten Jahreshälfte hätten bereits rund 380 Mitarbeiter durch natürliche Fluktuation und das Auslaufen von Leiharbeitsverträgen das Unternehmen verlassen.

Canoo: Der von einem langjährigen BMW-Manager geführte Elektroauto-Entwickler will an die Börse. Die Firma aus Los Angeles nimmt dabei eine Abkürzung, die bei Start-ups der Branche zuletzt populär geworden ist: Canoo schließt sich mit einer Firma zusammen, die bereits an der Börse notiert ist. Die Hennessy Capital Acquisition Corp. IV ist eines der Unternehmen, die speziell für diesen Zweck gegründet und an die Börse gebracht wurden. Ein ähnliches Modell für den Gang an die Börse wählten jüngst auch der Konkurrent Fisker und die Firma Nikola, die an Elektro- und Brennstoffzellen-Antrieben arbeitet. Der Plan von Canoo ist, auf Basis einer einheitlichen technischen Plattform Autos, Kleinbusse und Nutzfahrzeuge anzubieten – und zwar in einem Abo-Modell. Erste Fahrzeuge sollen 2022 auf den Markt kommen. Im Zuge des Deals sollen 300 Millionen Dollar bei Investoren eingesammelt werden, wie Canoo am Dienstag ankündigte. Chef und Mitgründer der Firma ist Ulrich Kranz, der bei BMW seinerzeit unter anderem für die Entwicklung des Elektromodells i3 zuständig war.

Von Markus Weingran / dpa-AFX

Foto: Homepage Curevac

Meistgelesene Artikel