Daimler: Umsatz steigt – Gewinn im Keller ++ Telekom: Sprint-Übernahme rückt näher – Aktie rückt vor ++ Covestro: Schlechtes Quartal – Jahresausblick steht aber noch

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Mario Draghi hat es heute mal wieder in der Hand. Verkündet der EZB-Chef einen Neustart des Anleihenkauf-Programms dürfte sich der Dax darüber kräftig freuen. Auch die Ankündigung das die Europäische Notenbank in dem Bereich demnächst wieder tätig wird, dürfte schon für steigende Kurse sorgen.

Es wird spekuliert, dass Draghi seiner Nachfolgerin Christine Lagarde so die Amtsübernahme leichter gestalten möchte. Aber ist das wirklich so? Die neue EZB-Chefin hätte bei einem erneuten Start der umstrittenen Anleihenkäufe quasi überhaupt keine Pfeile mehr im Köcher. Sie könnte das Programm dann nur noch verlängern. Ob ihr Amtsantritt damit leichter würde?

Jedenfalls würde der deutsche Markt heute sicherlich zusätzliches frisches Geld feiern. Aber wie sehr würde Draghi mit einem erneuten Anleihenkauf-Programm die Aktien-Märkte verzerren. Unter den Dax-Konzerne hagelt es Gewinnwarnungen und die Aktien steigen trotzdem. Richtig gesund ist das nicht. Mittlerweile wird ja schon an Gewinnwarnungen etwas Gutes gefunden. Da entsteht schon der Eindruck, dass die Experten sich die Aktien schönreden, denn schließlich muss das Geld ja irgendwo hinfließen.

Da ist schon verständlich, dass einige Experten den Finger heben und vor einem großen Knall warnen. In den USA klettern die Indizes von Hoch zu Hoch. Zwar läuft die Quartalssaison deutlich besser als erwartet, aber die Gründe für den permanenten Anstieg sind ebenfalls zweifelhaft. Zum einen die wohl schon feststehende Zinssenkung der Fed und zum anderen die Möglichkeit einer Beilegung des Handelsstreit. Gefühlt ist das zweite Argument schon 100 Mal gespielt worden. Immer wieder begleitet von Rückschlägen, wenn Donald Trump der Kragen geplatzt ist.

Aber auch jetzt wird die wahrscheinliche Reise einer US-Delegation in das Reich der Mitte wie ein Durchbruch in den Verhandlungen gefeiert. Man kann sich eben alles schönreden. Unterm Strich ist seit Jahresanfang kein einziges Risiko das bestand aus der Welt geschafft worden. Eher das Gegenteil ist der Fall. Der Handelsstreit ist in der Zwischenzeit stufenweise immer weiter eskaliert, ein harter Brexit ist mit der Wahl von Boris Johnson jetzt wahrscheinlicher geworden und der Nahe Osten ist zu einem Pulverfass mutiert. Trotzdem haben die Märkte sich in dieser Zeit mit sehr guten zweistelligen Zuwachsraten nach oben gearbeitet.

Aber es gibt auch ein gutes Argument für Anleger die Sorgen etwas auszublenden. Sich gegen den Markt zu stemmen hat in den meisten Fällen nichts gebracht. Daher ist klar, dass Anleger trotz aller Warnsignale die Party mitfeiern sollten solange die Musik spielt. Ab und zu ein Teil der Gewinne zu sichern hat noch niemanden geschadet und bietet die Möglichkeit bei größeren Rückschlägen wieder Kapital für weitere Investitionen zu haben.

Dax über 12.500

Der Start in den neuen Handelstag ist zwar mit einem Plus von 0,13 Prozent etwas verhalten, aber das könnte sich ja nach der EZB-Zinsentscheidung noch ändern. Trotz der negativen Überraschung von der Deutschen Bank und den erwartet schlechten Zahlen von Daimler spring der deutsche Leitindex über die Marke von 12.500 Punkten.

Daimler: LKW-Sparte sorgt wenigstens für eine Umsatzsteigerung

Die weltweite Absatzflaute und teure Probleme nicht nur mit dem Diesel haben den Autobauer Daimler im zweiten Quartal in die roten Zahlen gedrückt. Unter dem Strich verbuchte der Stuttgarter Konzern von April bis Ende Juni einen auf die Aktionäre entfallenden Verlust von gut 1,3 Milliarden Euro, wie er am Mittwoch in Stuttgart mitteilte. Daimler hatte vor knapp zwei Wochen bereits vorweggenommen, dass das Quartal deutlich schlechter ausfallen würde als erwartet, und zudem die Ziele für das laufende Jahr nach unten korrigiert. Für Vorstandschef Ola Källenius ist es die erste Quartalsbilanz seit seinem Amtsantritt vor zwei Monaten.

Als Grund für die schwachen Ergebnisse hatte der Autobauer zusätzliche Rückstellungen im Zusammenhang mit dem Dieselskandal und für Rückrufe wegen möglicher Airbag-Probleme genannt. Außerdem bekommt Daimler seit einiger Zeit die Flaute auf vielen Märkten in Form eines schwächelnden Absatzes zu spüren. Dazu kommen Anlaufschwierigkeiten mit neuen Modellen und Probleme in der Van-Sparte, die im zweiten Quartal ganz allein einen Milliardenverlust eingefahren hat.

Der Umsatz lag im zweiten Quartal mit 42,7 Milliarden Euro hingegen dank der Lkw-Sparte um fünf Prozent über dem Vorjahreszeitraum. Den Barmittelzufluss aus dem Industriegeschäft erwartet Daimler 2019 nun deutlich unter dem Vorjahreswert, weil das zweite Vierteljahr mit minus 1,3 Milliarden Euro schwach ausfiel. Der Konzern hatte auch hier bereits angedeutet, dass die bisherigen Ziele nicht zu halten sind.

Telekom: Darf US-Tochter endlich bei Sprint zugreifen?

Das lange Tauziehen um die Fusion von T-Mobile US und Sprint könnte endlich ein Ende finden. Informierten Kreisen zufolge übernimmt der Satelliten-TV- und Internet-Anbieter Dish Sparten von T-Mobile US für 5 Milliarden US-Dollar, um die Zustimmung des US-Justizministeriums für den Deal zu erhalten. Die Behörde will sicherstellen, dass mit Dish ein starker vierter Wettbewerber in den USA entstehen kann.

Covestro: Ausblick für das Jahr hält

Eine schwächere Nachfrage der wichtigen Autobranche und harter Wettbewerb setzen dem Kunststoffspezialisten Covestro weiterhin zu. Im abgelaufenen zweiten Quartal brach das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) um mehr als die Hälfte auf 459 Millionen Euro ein, wie der Spezialchemiekonzern am Mittwoch in Leverkusen mitteilte. Das war in etwa so viel wie von Covestro in Aussicht gestellt und etwas besser als Analysten im Durchschnitt erwartet hatten. Der Umsatz fiel um knapp 17 Prozent auf 3,2 Milliarden Euro.

Den Jahresausblick bestätigte Konzern-Chef Markus Steilemann. Er sprach laut Mitteilung von einer unverändert herausfordernden Wirtschaftslage. Der Manager rechnet weiterhin mit einem Mengenwachstum im Kerngeschäft im niedrigen bis mittleren einstelligen Prozentbereich – im zweiten Quartal lag es bei 1,1 Prozent – sowie einem operativen Ergebnis von 1,5 bis 2 Milliarden Euro. Im dritten Quartal dürfte das Ebitda laut Einschätzung des Managers auf ungefähr 410 Millionen Euro fallen.

Der operative Mittelzufluss dürfte 2019 auf 300 bis 700 Millionen Euro sinken, nachdem er im Vorjahr 1,67 Milliarden erreicht hatte. Bei der auch für die Dividende wichtigen Kenngröße fiel im zweiten Quartal abermals ein Minus an.

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Kurz & knapp:

Metro: Der Handelsriese hat das von Daniel Kretinsky vorgelegte Übernahmeangebot als deutlich zu niedrig zurückgewiesen. Die Aktionäre sollen sich nicht für die vom tschechischen Milliardär gebotenen 16 Euro pro Aktie von ihren Anteilsscheinen trennen, erklärten Vorstand und Aufsichtsrat der Metro in einer am Mittwoch vorgelegten gemeinsamen Stellungnahme. Der Konzern werde „im Hinblick auf Ertragskraft und Wertperspektive erheblich unterbewertet“. Metro hatte am Vorabend ein deutliches Umsatzwachstum für das dritte Quartal vermeldet.

PSA: Der französische Autobauer hat seine Profitabilität im ersten Halbjahr deutlich gesteigert. Die um Sondereffekte bereinigte operative Gewinnmarge kletterte im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 0,9 Prozentpunkte auf 8,7 Prozent, wie die Opel-Mutter am Mittwoch in Rueil-Malmaison bei Paris mitteilte. Beim Umsatz hatte PSA allerdings Einbußen zu verzeichnen. Die Erlöse sanken um 0,7 Prozent auf 38,3 Milliarden Euro. Der operative Gewinn stieg dagegen um fast elf Prozent auf 3,3 Milliarden Euro. Unter dem Strich stand ein Überschuss von 1,8 Milliarden Euro – das waren 351 Millionen Euro mehr als ein Jahr zuvor.

Fintech Group: Der Anbieter von Finanztechnologien hat nach vorläufigen Zahlen einen Rekord-Halbjahresumsatz von 64,3 Millionen Euro und ein EBITDA von 19,7 Millionen Euro verbucht. Zudem hat die Fintech Group mit über 22.000 Neukunden in Deutschland und Österreich in den ersten sechs Monaten so viele Neukunden wie noch nie gewonnen.

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Von Markus Weingran

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Foto: Taina Sohlman / Shutterstock.com

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