DAX - Italien bringt Unruhe in die europäischen Aktienmärkte

Harald Weygand · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Die Situation ist nicht ungefährlich für die Eurozone, den europäischen Aktienmarkt, den Euro und den europäischen Anleihemarkt. Fünf-Sterne-Bewegung und Lega Nord stellen die Regierung Italiens. Das ist so, als ob in Deutschland die Linke und die AFD koalieren würden. Das Konzept scheint nicht zu harmonieren. Seien Sie vorsichtig. Die Märkte in Europa könnten unruhiger tendieren. Der zweitägige Sell Off im DAX in der vergangenen Woche könnte ein Vorzeichen dafür gewesen sein. Wer weiß, vielleicht behandelt der Aktienmarkt das Ganze als Non-Event. Oder aber die derzeit Alarm-blinkenden Stressindikatoren der Finanzmärkte holen die neue italienische Regierung sehr schnell wieder auf den Boden der Realität zurück. So geschehen vor ein paar Jahren in Griechenland, ohne funktionierende Rahmenbedingungen der Finanzmärkte Griechenland betreffend kam das alltägliche wirtschaftliche Leben in Griechenland zum Erliegen. Varoufakis hatte durch seine Forderungen und seinen Kommunikationstil die Unsicherheit der Finanzmärkte als Druckmittel gegen die Verhandler der Eurozone (u.a. Wolfgang Schäuble) eingesetzt. Tatsächlich gab es eine sehr unruhige Marktphase mit ausgeprägtem Sell Off, aber den Hauptschaden hatte das Land Griechenland am Ende selbst.

Im DAX hat ausgehend von dem Etappenziel bei 13.200 Punkten eine Korrektur begonnen. Zuletzt wurde die Unterstützung bei 12.820 angelaufen, heute ist ein Bruch dieser Unterstützung wahrscheinlich. Die beiden nächsten Unterstützungen (und damit möglichen nächsten Korrekturzielmarken) liege bei 12.625 und 12.320 Punkten. Das offene Ziel bei 13.600 ist derzeit kein Thema mehr.

DAX

Die zehnjährigen italienischen Renditen (Chart1) explodieren regelrecht, der Markt preist rasend rasant Unsicherheit ein.

Chartgrafik1: Verlauf der zehnjährigen italienischen Renditen

Chartgrafik2: Big Picture des italienischen Leitindex, der seit 2008 an dem Widerstand bei 24.000 Punkten festhängt.

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Europäischer Bankensektor - Da hat sich etwas zusammengebraut

Der Kurs steht jetzt im Bereich der so genannten Nackenlinie der SKS Formation bei 169-170 Punkten. Fällt der Kurs auf Wochenschlusskursbasis überzeugend möglichst dynamisch unter 169 Punkte, generiert dies ein kurz- bis mittelfristiges Verkaufssignal in Richtung 150 Punkte. Es ist sicherlich kein Zufall, dass der europäische Bankensektorindex just zum Zeitpunkt der Regierungsbildung in Italien kurz vor der Finalisierung des SKS Trendwendemusters steht. Fundamentals und Charttechnik gehen selbstverständlich Hand in Hand.

Es gilt die Nachrichten aus Italien weiterhin engmaschig im Blick zu behalten. Auch die aus dem Turm der EZB. Man kann davon ausgehen, dass die Verantwortlichen der EZB die Entwicklung ebenfalls genau im Blick haben. Fraglich ist, ob die EZB im Falle einer sich zu spitzenden Entwicklung eingreift. Seit dem Ausbruch der großen Finanzkrise 2007 und der Euro-Verschuldungskrise wissen wir, dass sich die EZB in bestimmten für das europäische Finanzsystem gefährlichen Marktphasen in den Markt stellt. Und wir wissen auch, dass es sich beispielsweise für den damals weltgrößten Devisen-Hedgefonds FX Concepts nicht auszahlte gegen den Euro zu wetten. Er ging pleite. "Never fight the ECB".

STXE 600 Banks(© BörseGo AG 2018 - Autor: Harald Weygand, Head of Trading)

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