Dax kann die 12.000 Punkte nicht halten – Eintrudelnde Gewinnwarnungen machen Befürchtungen nun zu Fakten – Continental sorgt für Schock

onvista · Uhr

Der Dax hat am Donnerstag seine zweitägige Erholung abgebrochen und ist wieder unter die psychologisch wichtige Marke von 12.000 Punkten gesackt. Ein überraschend schwacher Ausblick des Zulieferers Continental zog die gesamte Auto-Branche und auch den Leitindex nach unten. Zudem haben die Sorgen um die Auswirkungen der Coronavirus-Krise den Aktienmarkt weiter fest im Griff.

Mit einem Abschlag von 1,51 Prozent auf 11.944,72 Punkten beendete das deutsche Börsenbarometer den Handel. Der MDax büßte 1,58 Prozent auf 25.679,69 Punkte ein. Auch im restlichen Europa und in den USA sah es für die Börsen wieder trüb aus.

Wie erwartet werde die Börse inzwischen wegen drohender Einbußen durch das neuartige Coronavirus reihenweise mit Umsatz- und Gewinnwarnungen von Unternehmen konfrontiert, sagte Marktanalyst Jochen Stanzl von CMC Markets. „Damit werden nach den berechtigten Befürchtungen nun Fakten geschaffen.“

Im Dax konnte heute die Deutsche Börse mit einem Plus von 1,3 Prozent am besten abschneiden. Gestern hatte sie mit der Verkündung eines neuen Nachhaltigkeitsindex für Gesprächsstoff gesorgt.

Beiersdorf und Merck stark

Beiersdorf konnte mit einem Plus von 1,2 Prozent ebenfalls dem schwachen Gesamtmarkt trotzen. Die US-Investmentbank Morgan Stanley hat die Einstufung für Beiersdorf auf „Overweight“ mit einem Kursziel von 115 Euro belassen. Der aktuelle Kurs bei um die 100 Euro biete langfristig orientierten Investoren einen attraktiven Eintrittszeitpunkt in die Tranformationsstory des Nivea-Herstellers, schrieb Analyst Richard Taylor in einer am Donnerstag vorliegenden Studie. Er senkte aber – um konservativ zu kalkulieren – seine Ergebniserwartungen (EPS) durch die Auswirkungen des Coronavirus bis 2023. Zugleich verschob Taylor sein Bewertungsmodell weiter in die Zukunft.

Merck konnte heute mit der Zahlenbekanntgabe für Erleichterung bei den Anlegern sorgen und sich ein Plus von immerhin 1,1 Prozent verdienen. Der Spezialchemie- und Pharmakonzern will trotz Sorgen um die Ausbreitung der Coronavirus-Epidemie sein Wachstum im laufenden Jahr vorantreiben. Noch seien die Auswirkungen auf die allgemeine wirtschaftliche Entwicklung und auf das Konzerngeschäft schwer zu bestimmen, sagte Konzernchef Stefan Oschmann am Donnerstag bei der Bilanzvorlage.

Continental sendet Hiobsbotschaft

Richtig düster sah es hingegen bei Continental aus. Die Papiere sind mit einem Minus von über 12 Prozent in den Dax-Keller gestürzt. Das bedeutete auch den niedrigsten Stand seit fast sieben Jahren. Vom Rekordhoch vom Januar 2018 hat sich der Kurs gedrittelt. Die Hannoveraner warnen nach einem Milliardenverlust und einer gekürzten Dividende vor einem weiteren schwachen Jahr. Die Profitabilität dürfte nochmals stark zurückgehen.

Das Ziel von Continental für die Gewinnmarge bedeutet nach Aussage von Jose Asumendi von JPMorgan, dass die Marktschätzungen für 2020 nun um mehr als 20 Prozent gekürzt werden dürften. Der Automobilexperte monierte zudem die Dividende, die mit 4 Euro unter der Ausschüttung von 4,75 Euro für das Jahr 2018 liege. „Der Ausblick kam für uns wie ein Schock“, sagte Analyst Erwann Dagorne von der Barclays Bank. Zu den vielen Baustellen des Unternehmens komme nun auch noch die Epidemie des Coronavirus hinzu.

Hugo Boss im MDax oben

Im MDax konnte Hugo Boss mit einem Plus von 4,4 Prozent positiv hervorstechen. Das Investmenthaus Bryan Garnier hat die Einstufung für Hugo Boss nach Zahlen auf „Neutral“ mit einem Kursziel von 64 Euro belassen. Bei den Ergebnissen für 2019 habe es keine Überraschungen gegeben, schrieb Analyst Cédric Rossi in einer am Donnerstag vorliegenden Studie. der Ausblick sei allerdings massiv geprägt durch die Coronavirus-Krise.

Morgan Stanley senkt Kursziel für Thyssenkrupp

Thyssenkrupp wurde hingegen vom Continental-Sog ans MDax-Ende gerissen, mit einem Minus von 8,1 Prozent. Die US-Investmentbank Morgan Stanley hat das Kursziel für Thyssenkrupp nach dem angekündigten Verkauf der Aufzugsparte von 11,90 auf 10,40 Euro gesenkt. Die Einstufung wurde auf „Equal-weight“ belassen. Der Verkauf verringere die Risiken in der Bilanz des Industrie- und Stahlkonzerns, schrieb Analyst Alain Gabriel in einer am Donnerstag vorliegenden Studie. Zudem ergäben sich nun Optionen zur Restrukturierung des restlichen Geschäfts. Er sehe aber Risiken hinsichtlich des Unternehmensziels, in zwei Jahren einen positiven Barmittelfluss vorzuweisen.

Onlinehändler im Aufwind

Im SDax konnte Hellofresh mit einem Kursplus von 5,8 Prozent den guten Lauf fortsetzen. Noch besser lief es aber für die Papiere von Zooplus, die um fast 6 Prozent anziehen konnten. Auch Shop Apotheke konnte um 4,8 Prozent klettern. Aus Sicht eines Marktteilnehmers gehören Onlinehändler neben Spezialisten für Videokonferenzen wie Teamviewer (heute im MDax plus 2 Prozent) zu den Profiteuren der Virusausbreitung. Und die Firmen dürften darauf hoffen, dass der Wechsel nicht nur von kurzer Dauer sondern nachhaltig ist, so der Börsianer. Eric Yuan, Chef des Videokonferenz-Dienstes Zoom, hatte sich entsprechend optimistisch geäußert. Durch die aktuelle Situation hätten viele erkannt, wie nützlich Videokonferenzen seien. „Das wird die Landschaft dramatisch verändern“, so Yuan.

Ganz unten fanden sich am Ende die Papiere von Jungheinrich mit einem Minus von 9,6 Prozent wieder. Investoren seien womöglich beunruhigt, dass die Hamburger vor allem unternehmensspezifische Probleme hätten und es nicht um die gesamtwirtschaftliche Lage gehe, hieß es heute als Begründung. Jungheinrich hatte im Dezember für das neue Jahr einen Rückgang bei Umsatz und Ergebnis prognostiziert und dafür konjunkturelle Unsicherheiten verantwortlich gemacht.

onvista/dpa-AFX

Titelfoto: H-AB/Shutterstock.com

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