Dax rauscht unter 12.000 Punkte ++ Delivery Hero erhöht die Prognose ++ Puma wächst wieder ++ BASF unter Druck

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Nachdem schon vor Börsenstart durchgesickert ist wie die neuen Corona-Beschränkungen aussehen könnten, setzt der Dax seine Talfahrt weiter fort. Ein kompletter Lockdown ist zwar nicht geplant, aber es kommt dem schon sehr nahe und eins steht wohl auch fest: Führen die neuen Maßnahmen nicht zu einem Rückgang der Infektionszahlen, dann dürfte ein zweiter Lockdown wohl unumgänglich sein. Die Planung verunsichern die Anleger weiter und der deutsche Leitindex rauscht weiter in die Tiefe.

Dax unter 12.000

Die sich verschärfende Corona-Krise mit rasant steigenden Infektionszahlen und einem drohenden Lockdown in Deutschland drücken die Kurse am deutschen Aktienmarkt am Mittwoch kräftig nach unten. Der Dax sackte im frühen Handel um 2,75 Prozent auf 11.731,92 Punkte ab und rutschte damit erstmals seit Juni wieder unter die 12 000er-Marke.

Der MDax der 60 mittelgroßen Börsentitel verlor zur Wochenmitte bislang 1,83 Prozent auf 26 116,63 Punkte. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 büßte 2,6 Prozent ein.

Große Einschnitte geplant

Die Bundesregierung schlägt zur Eindämmung der Corona-Pandemie vor, im November alle Freizeit- und Sporteinrichtungen zu schließen. Industrie und Handwerk, Schulen und Kindertagesstätten sollen aber offen bleiben. Das geht aus einer Reuters vorliegenden Vorlage des Bundes für die Verhandlungen von Kanzlerin Angela Merkel mit den Ministerpräsidenten am Mittwoch hervor.

Die Maßnahmen sollen ab dem 4. November gelten. Auf private Reisen soll verzichtet werden, Beherbergungen nur noch für nicht-touristische Zwecke möglich sein. „Je später die Infektionsdynamik umgekehrt wird, desto länger bzw. umfassender sind Beschränkungen erforderlich“, heißt es in der Vorlage. „Wichtigste Maßnahme in der kommenden Zeit wird es sein, Abstand zu halten und Kontakte zu verringern. Die Bürgerinnen und Bürger werden angehalten, die Kontakte zu anderen Menschen außerhalb der Angehörigen des eigenen Hausstands auf ein absolut nötiges Minimum zu reduzieren.“

Zugleich will der Bund die Hilfsmaßnahmen für betroffene Unternehmen verlängern. „Dies betrifft zum Beispiel den Bereich der Kultur- und Veranstaltungswirtschaft. Außerdem wird der KfW-Schnellkredit für Unternehmen mit weniger als zehn Beschäftigten geöffnet und angepasst“, heißt es. Bund und Ländern sollten nicht nur die Informationen über die neuen Corona-Maßnahmen, sondern auch die Kontrollen zur Einhaltung deutschlandweit deutlich ausbauen.

Die Länder hatten bei früheren Verhandlungsrunden deutliche Änderungen an den Vorschlägen der Bundesregierung vorgenommen. Der Bund schlägt vor, die Maßnahmen nach zwei Wochen zu überprüfen.

Delivery Hero: Leichte Prognoseerhöhung

Eine Rekordsumme an Bestellungen hat den Essenslieferanten Delivery Hero zu einer leicht erhöhten Umsatzprognose bewegt. Das Berliner Unternehmen erwarte für das laufende Geschäftsjahr nun Erlöse zwischen 2,7 und 2,8 Milliarden Euro, teilte der seit August im Dax notierte Konzern am Mittwoch mit. Zuvor hatte Delivery Hero mit 2,6 bis 2,8 Milliarden Euro gerechnet.

Mit knapp 362 Millionen Bestellungen im dritten Quartal verdoppelte Delivery Hero nahezu seine Zahl im Vergleich zum Vorjahr. Haupttreiber für den Rekord waren geschlossene Restaurants und der Trend zum Essen zu Hause. Auch der Umsatz in den einzelnen Regionen, in denen Delivery Hero aktiv ist, verdoppelte sich nahe zu auf 776,4 Millionen Euro. Der Bruttowarenwert schoss um 70 Prozent auf rund 3,4 Milliarden Euro hoch. Zum von Sondereinflüssen bereinigten Verlust vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) machte das Unternehmen keine Angaben. Dieser lag im ersten Halbjahr noch bei 319,5 Millionen Euro.

BASF: Endgültige Zahlen setzen Aktie noch einmal unter Druck

Der Chemiekonzern BASF bekommt die Auswirkungen der Corona-Krise weiterhin zu spüren. Nach milliardenschweren Wertberichtigungen im dritten Quartal rechnet BASF weiterhin mit etwas besseren Geschäften im Schlussquartal. Die erst jüngst ausgegebenen neuen Jahresziele bestätigte das Dax-Unternehmen. BASF hatte Anfang Oktober bereits Eckdaten zum dritten Quartal und einen neuen Ausblick für das Gesamtjahr 2020 veröffentlicht.

Im dritten Quartal musste der Konzern wie bereits bekannt Wertberichtigungen in Höhe von 2,8 Milliarden Euro vornehmen. Deshalb wies das Unternehmen für diesen Zeitraum einen Verlust vor Zinsen und Steuern (Ebit) in Höhe von 2,6 Milliarden Euro aus. Rechnet man den negativen Effekt heraus erzielte BASF einen operativen Gewinn von 581 Millionen Euro. Ein Jahr zuvor hatte BASF noch ein bereinigtes Ebit von etwas mehr als einer Milliarde Euro ausgewiesen.

Nach Steuern und Anteilen anderer Gesellschafter blieb ein Verlust in Höhe von 2,1 Milliarden Euro übrig nach einem Gewinn von 911 Millionen Euro ein Jahr zuvor. Der Umsatz schrumpfte wegen der Folgen der Corona-Pandemie im Jahresvergleich um fünf Prozent auf 13,8 Milliarden Euro.

Beiersdorf: Corona belastet weiterhin

Die Corona-Pandemie bremst den Konsumgüterhersteller Beiersdorf weiterhin aus. Die Umsätze lagen nach den ersten neun Monaten bei 5,24 Milliarden Euro, teilte der Dax -Konzern am Mittwoch in Hamburg mit. Ohne Zu- und Verkäufe sowie Währungseffekte entsprach dies einem Rückgang um gut sieben Prozent zum Vorjahreswert. Im dritten Quartal hätten sich die Geschäfte aber wieder belebt. Beiersdorf habe in allen Hautpflegekategorien Marktanteile hinzugewonnen, in Amerika lagen die Erlöse dabei über dem Vorjahr.

„Im dritten Quartal haben sich die Geschäftsergebnisse deutlich verbessert“, sagte Konzernchef Stefan De Loecker laut Mitteilung. Dennoch habe die Corona-Pandemie große Teile der Welt fest im Griff. „Wann sich die Situation nachhaltig entspannen wird, lässt sich noch immer nicht vorhersagen.“

Beiersdorf hatte die Investoren bereits auf einen Umsatzrückgang in diesem Jahr eingestellt und konkretisierte nunmehr die Prognose: Für 2020 werde eine Umsatzentwicklung auf dem Niveau der ersten neun Monaten oder etwas besser als dieses erwartet. Zudem rechnet der Konzern weiterhin mit einem signifikanten Rückgang der Umsatzrendite im Konzern. Für die Klebstoffsparte Tesa wird eine Ebit-Rendite ungefähr auf dem Vorjahresniveau angepeilt.

Puma: Wachstum ist zurück - Ausblick noch nicht

Der Sportartikelhersteller ist im dritten Quartal auf den Wachstumspfad zurückgekehrt. Das Quartal habe sich dabei „viel besser“ entwickelt, „als ich es erwartet hatte“, kommentierte Vorstandschef Björn Gulden die am Mittwoch vorgelegten Zahlen. Für das vierte Quartal blieb der Manager jedoch vorsichtig. Der Oktober habe „gut“ begonnen, jedoch werde das Unternehmen wegen der steigenden Infektionszahlen vorsichtiger. Auf einen Ausblick auf das Gesamtjahr verzichtet Puma daher weiterhin.

Im dritten Quartal stieg der Umsatz um 7,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf 1,58 Milliarden Euro, wie Puma in Herzogenaurach mitteilte. Währungsbereinigt lag das Plus bei 13,3 Prozent. Das operative Ergebnis (Ebit) verbesserte sich um 16,8 Prozent auf 190 Millionen Euro. Das Ergebnis fiel damit besser aus, als es von Bloomberg befragte Analysten erwartet hatten. Unter dem Strich verdiente Puma mit 113,6 Millionen Euro 13 Prozent mehr. Im zweiten Quartal waren Umsatz und Ergebnis wegen der weitgehenden Stilllegung des öffentlichen Lebens im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie noch eingebrochen.

Kurz & knapp:

Sony: Der japanische Elektronikriese hat den Gewinn in der ersten Hälfte des laufenden Geschäftsjahres verdoppelt und die Prognose für das Gesamtjahr angehoben. Wie der Hersteller der Playstation am Mittwoch bekanntgab, stieg der Gewinn zwischen April und September dank kräftiger Zuwächse im Spiele- und Musikgeschäft um 104 Prozent auf 692,89 Milliarden Yen (rund 5,6 Mrd Euro). Der Umsatz erhöhte sich im ersten Halbjahr um 0,9 Prozent auf 4,08 Billionen Yen. Sony erwartet jetzt für das noch bis zum 31. März 2021 laufende Gesamtgeschäftsjahr einen Nettogewinn von 800 Milliarden Yen, ein Anstieg zum Vorjahr von 37,4 Prozent. Der Umsatz dürfte demnach um 2,9 Prozent auf 8,5 Billionen Yen steigen.

Morphosys: Nach oben schnellen heute die Papiere von Morphosys. Damit ist ihre jüngste Abwärtsbewegung mit einem Kursverlust von gut einem Viertel seit Mitte September erst einmal gestoppt. Ein Händler merkte dazu an, dass die neue Prognose des Biotech-Unternehmens für das operative Ergebnis (Ebit) zwar noch immer unter den Marktschätzungen liege, die Morphosys-Papiere in den vergangenen Wochen aber stark gefallen und somit nun reif für eine Erholung seien. Morphosys habe starke Zahlen präsentiert für die ersten neun Monate des Jahres, hieß es von der RBC. Ihr Kursziel von 130 Euro liegt deutlich über dem aktuellen Kurs. So viel hatten die Morphosys-Titel Anfang des Jahres gekostet.

Cancom: Der IT-Dienstleister hat nach einem gemischt ausgefallenen Quartal seine Jahresprognose aktualisiert. Zwar werde der Umsatz im Vergleich zum Vorjahr deutlich steigen, teilte das Unternehmen am Dienstagabend in München mit. Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebita) soll nun allerdings im Jahresvergleich „sehr deutlich“ zurückgehen. Bisher hatte Cancom für beide Kennziffern eine moderate Steigerung angepeilt. Im dritten Quartal war der Umsatz im Vergleich zum entsprechenden Vorjahreszeitraum um 8,3 Prozent auf 393,2 Millionen Euro gestiegen. Das Ebitda sank von 33,6 auf 31,7 Millionen Euro. Dabei hatte das Ebitda des Vorjahres noch einen positiven Einmaleffekt in Höhe von 1,6 Millionen Euro enthalten. Anleger bewerteten die Neuigkeiten unter dem Strich negativ.

Von Markus Weingran  / dpa-AFX / Reuters

Foto:

Neueste exklusive Artikel