Der Ölpreis dürfte weiter fallen

Stefan Riße · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Die vom Hurrikan „Harvey“ ausgelösten Überschwemmungen in Texas nehmen verheerende Ausmaße an. So viel ist schon klar. Auch die Wirtschaft ist natürlich betroffen. Es wird wahrscheinlich sogar eine kleine Wachstumsverlangsamung durch diesen Effekt geben. Wenn der für das gesamte Land gilt, dann kann man sich vorstellen, was er für die Region bedeutet. Der Ölpreis hat bereits reagiert und ging deutlich in die Knie. Nicht etwa, weil man mit erheblichen Nachfrageeinbrüchen rechnet, sondern weil diverse Raffinerien betroffen sind. Zwar sind auch Ölbohranlagen betroffen, so dass weniger Öl gefördert werden kann. Es sind in Barrel gerechnet jedoch mehr Verarbeitungskapazitäten ausgefallen als Förderanlagen. Das bedeutet, es gibt ein Angebot an Öl, das jetzt dort nicht verarbeitet werden kann. Diese Kapazitäten drücken auf den Weltmarkt und setzen die Preise unter Druck.

Angebot bleibt so oder so hoch

Die Vorgänge in Houston sind aber nur Auslöser einer Bewegung, die sich fortsetzen sollte. Denn wir dürften es auch in Zukunft mit einem Überangebot an Öl zu tun haben. Das liegt vor allem an der amerikanischen Schieferölförderung, dem sogenannten Fracking. Diese wird immer weiter ausgebaut. Mittlerweile ist sie auch bei den aktuellen Ölpreisen von unter 50 US-Dollar für das Barrel WTI-Öl rentabel. Das liegt an der immer besseren Technologie. Amerika kann damit auf Ölimporte in Zukunft wohl ganz verzichten. Das ist bitter für die anderen Ölförderländer wie die in der OPEC vereinigten.

OPEC in der Zwickmühle

Längst hat die OPEC das Problem mit dem aus Schiefer gewonnen Öl erkannt. Als Konsequenz hat sie vor einigen Monaten eine Förderkürzung beschlossen, in die auch Länder außerhalb der OPEC eingebunden sind, wie beispielsweise Russland. 1,8 Millionen Barrel sollen pro Tag weniger gefördert werden, sofern sich alle Mitglieder dran halten, was aber bereits nicht mehr ganz der Fall ist. Noch versucht Saudi-Arabien mit weiteren Kürzungen im eigenen Land das Abkommen aber einigermaßen einzuhalten. Doch die OPEC steckt in einer Zwickmühle. Je höher sie so den Ölpreis treibt, desto mehr Schiefer-Öl dürfte gefördert werden. Sie müssen hier eine Balance finden.

So oder so sieht es aber danach aus, dass der Ölmarkt zunächst weiter reichlich Angebot haben wird und die Preise unter Druck bleiben. Passiert dies, ist es aber nicht als Zeichen einer weltweiten Konjunkturschwäche zu interpretieren. Das wurde bereits fälschlicher Weise in der jüngeren Vergangenheit getan. Der Rückgang der Ölpreise wurde nicht durch eine nachlassende Ölnachfrage zum Beispiel aus China ausgelöst. Die Chinesen haben ihre Importe immer weiter gesteigert. Das Angebot wuchs nur eben aus den genannten Gründen noch schneller.

Und hier noch mein Börsenausblick auf die kommende Woche zusammen mit Giles Keating vom Werthstein Institut: https://www.werthstein.com/werthstein-woche-boersenausblick-von-giles-keating/ Hinzufügen

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