Deutsche Bank: Urteil des Bundesgerichtshofs könnte teuer werden – Bank stellt 100 Millionen Euro zurück

onvista · Uhr

Bei der Deutschen Bank geht es bereits seit einiger Zeit wieder aufwärts, denn die massive Umstrukturierung des gebeutelten Unternehmens beginnt allmählich Wirkung zu zeigen. Allerdings droht nun mit einem Urteil des Bundesgerichtshofs ein neuer Rückschlag, der die Zahlen für die nächsten zwei Quartale deutlich belasten könnte.

Bank stellt 100 Millionen Euro zurück

Das Geldinstitut rechnet nach dem Urteil des Bundesgerichtshofs zu Gebührenänderungen mit Belastungen in dreistelliger Millionenhöhe. Weil Kunden bereits gezahlte Gebühren zurückfordern können, werde die Bank im zweiten Quartal voraussichtlich 100 Millionen Euro zurückstellen, erklärte Finanzvorstand James von Moltke am Donnerstag auf einer Konferenz der US-Investmentbank Goldman Sachs. Zudem dürften die Erträge des Konzerns infolge des Urteils im zweiten und dritten Quartal um jeweils etwa 100 Millionen Euro niedriger ausfallen.

Im vierten Quartal soll der Spuk vorbei sein

Bis zum Herbst will die Deutsche Bank aber Lösungen gefunden haben, um die Gebührenerhöhungen beim Großteil ihrer Kunden durchzusetzen. Laut von Moltke sollen die Erträge der Bank im vierten Quartal wieder so hoch liegen, wie das Management es zuvor geplant hatte. Allerdings stellt sich das Institut auch darauf ein, Kunden zu verlieren.

Der Bundesgerichtshof hatte jüngst in einem Verfahren um die Deutsche-Bank-Tochter Postbank entschieden, dass Banken bei Änderungen von Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) die Zustimmung ihrer Kunden einholen müssen. Die vorausgesetzte stillschweigende Zustimmung benachteilige Kunden unangemessen. Viele Kunden können nun einen Teil der zu viel gezahlten Gebühren aus der Vergangenheit zurückfordern – laut Stiftung Warentest rückwirkend bis zum 1. Januar 2018.

Weitreichende Entscheindung

Nach Einschätzung der Finanzaufsicht Bafin könnte das Urteil die Banken in Deutschland teuer zu stehen kommen. Im schlimmsten Fall könnte die Entscheidung die Institute geschätzt bis zur Hälfte des Jahresüberschusses kosten, hatte der oberste Bankenaufseher und kommissarische Bafin-Präsident Raimund Röseler im Mai gesagt.

Aktie bleibt noch relativ unberührt

An der Börse bleiben die ausstehenden Einbußen noch relativ unkommentiert. Im heutigen Handel liegt die Aktie ein knappes Porzent im Minus, auf Wochensicht sind es knapp 3,5 Prozent.

Die Aktie der Bank hat sich aus Sicht von 12 Monaten deutlich nach oben bewegt, seit letztem Sommer steht ein Plus von fast 40 Prozent zu Boche. Auch aus Sicht von drei Jahren kann die Bank trotz des zwischenzeitlichen Corona-Crashs auf einen Zuwachs von mehr als 25 Prozent zurückblicken.

Mit derzeit knapp 12 Euro hat sich die Aktie weit vom Tief aus dem Jahr 2020 bei unter 5 Euro erholt. Bis zum bisherigen Allzeithoch aus dem Jahr 2007 vor der Finanzkrise, als die Aktie noch bei über 87 Euro notiert hatte, ist der Kurs jedoch noch meilenweit entfernt.

onvista/dpa-AFX

Titelfoto:  phantomlord78 / Shutterstock.com

onvista-Ratgeber: Rohstoffhandel – Worauf Anleger beim Trading mit den Schätzen der Natur achten müssen

Meistgelesene Artikel