Die Bullen sind eben stärker

Der onvista-Börsenfuchs · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Hallo Leute! Ist das noch gesund? Die großen Raddreher am Krypto-Markt kennen (noch) keine Grenzen und reißen immer Anleger - genauer: private Spekulanten - mit. Mannomann, die jüngsten Preissprünge der Bitcoins über 6.000 und jetzt über 7.000 Dollar sind wirklich voll atemberaubend. Aber auch der brave Dax findet je höher, umso mehr Freunde - 13.500 Punkte waren gestern schon praktisch erreicht. Krass. Ein weiterer Beleg für die Eigendynamik, die Märkte entwickeln können.

Deshalb zum wiederholten Mal: Versucht erst gar nicht, im Zeitalter der Algorithmen jeden Tag für die kurzfristigen Kursbewegungen alte oder neue Gründe zu finden - das meiste ist Quatsch, was die Medien dazu transportieren.

Die Bullen sind inzwischen enorm stark geworden und beherrschen die Weiden. Sie finden reiche fundamentale Nahrung. So gewinnt die Ami-Wirtschaft weiter an Fahrt. Die Berichtssaison für das dritte Quartal läuft besser als erwartet. Das BIP wächst überraschend stark. Auch, weil die Amerikaner aufs Jahr hochgerechnet 2,4 Prozent mehr Geld für Konsum ausgeben. Und jetzt könnte es sein (man mag’s kaum glauben), dass Donald J. und seine Mannen mit einer Steuerreform doch was Vernünftiges (aus Sicht der US-Wirtschaft) zustande bringen. Kommentiert ein prominenter Anlagestratege der Deutschen Bank: „Es gab schon schlechtere Zeiten für US-Aktien.“

Gute Zeiten für Aktien auch in Japan. Die Japse jubeln, denn ihr Nikkei liegt 2017 bislang 18 Prozent im Plus liegt. Im letzten Monat schloss der Leitindex nur einen einzigen Handelstag im Minus. Nach einem guten Drittel der Berichtssaison für das dritte Quartal liegt das Gewinnwachstum zum Vorjahresquartal bei 15 Prozent - getrieben vor allem vom zyklischen Konsum und der Industrieproduktion. Und natürlich vom Export, denn aktuell ist der Yen zum US-Dollar fast 10 Prozent schwächer als vor einem Jahr. Autos, Autozubehör, Halbleiter oder Schiffe finden deshalb im Ausland mehr Absatz. Führende Analysten meinen: Das dürfte sich so schnell das nicht ändern.

Alte Hasen ziehen Vergleiche mit ähnlichen Phasen der Vergangenheit. Das bringt aber schon deshalb keine zuverlässigen Erkenntnisse, weil das aktuelle Umfeld einmalig ist - allein die Geld- und Zinspolitik erschwert jeden historischen Vergleich. Ich trete fast immer für eine mutige Haltung am Aktienmarkt ein - aber Mut mit Wachsamkeit gemischt. Deshalb sollte man auch auf die Mahner hören, wie zum Beispiel auf folgende Stimme aus London: Die Kurse sind hoch, und die scheinbare Ruhe an den Märkten verdeckt die Gefahren. Das ist keine Aufforderung zu verkaufen, aber eine Mahnung zur Vorsicht. Investoren sollen sich der Risiken bewusst sein und die Lage nüchtern analysieren. Vor diesem Hintergrund scheint mir eine konservative Allokation das Beste. Die Zeit für Mutproben ist vorbei.

Die einen empfehlen daher defensive Werte, andere Strategen sprechen von Konzentration auf Qualitätsaktien bzw. raten, diese mit passiven, indexorientierten Anlagen zu kombinieren (ETFs).

Mein Bauchgefühl (das sich manchmal irrt) sagt mir, es geht zu schnell - Bitcoins lasse ich mal außen vor, denn da ist ja nix mehr unmöglich. Aber Dax & Co. könnten eine Verschnaufpause total gut gebrauchen. Ich bleibe deshalb bei meiner Empfehlung, Kursgewinne jetzt teilweise mitzunehmen, aber weiter mitzumachen. Es gibt nicht wenige Profis (z.B. Fondsmanager), die inzwischen unter Performancedruck stehen, weil sie dem bullischen Markt nicht getraut haben. Käufer gibt es also genug - noch mehr auf niedrigerem Kursniveau.

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