Die Notenbanken sorgen für die Schlagzeilen

onvista · Uhr

Kürzlich hat die US-Notenbank ihre neueste geldpolitische Lagebeurteilung bekannt gegeben. Sie ließ die Leitzinsen unverändert und bestätigte ihre expansive Geldpolitik. Auch wird sie das Tempo ihrer monatlichen Wertpapierkäufe im Umfang von 120 Mrd. $ zur Unterstützung der US-Wirtschaft beibehalten. So weit, so gut. Aber:

Die Fed praktiziert auch Einsicht. Die bisherige Unterstützung der Banken, rd. 650 Mrd. $ T-Bonds ohne Kapitalunterlegung halten zu dürfen, läuft aus. Damit steht dieses Volumen zum Verkauf. Die T-Bond-Rendite streifte daraufhin die Marke von 1,80 %. Ein erstes Mitglied des Fed-Boardes legte nach: „Wir erreichen das Vor-Corona-Niveau der Wirtschaft schon Ende des Jahres.“ Daraus folgt:

Beides sind klare Signale dafür, dass die Fed vor einem Problem steht. In Anbetracht dessen wirken die Konjunkturstützen wie ein Turbo für den Konsum. 1,9 Bio. $ inklusive einmaliger 1.400-$-Schecks für viele Haushalte entsprechen im Umfang rd. 10 % der US-Wirtschaftsleistung. Fed-Chef Powell machte außerdem klar, dass ein weiterer Zinsanstieg überdies toleriert wird. Die Inflationsrate, momentan noch knapp unter 2 %, wird gemäß Fed-Prognose vorübergehend auf mehr als 2 % steigen, auch aufgrund des Basiseffekts und des 1,9-Bio-$-Konjunkturpakets. Wir rechnen sogar mit rd. 3 %. Somit bleibt der Realzins negativ. Gleichwohl ist nun mit weiter steigenden US-Zinsen Richtung 2 % zu rechnen. Denn:

Die „Nicht-Verlängerung“ der Herausnahme der vom US Bankensystem gehaltenen Treasury-Bestände und Reserven aus dem SLR (Supplementary Leverage Ratio) läuft am 31. März aus.

Die SLR ist der reinste Banken-Leverage-Indikator, nämlich das Verhältnis von Eigenkapital zu Aktiva von Banken. Schließt man Treasuries und Reserven aus dem Nenner aus, erhöht sich die SLR um etwa 1 bis 1,5 % in Richtung 7 bis 8 %. Effektiv ermöglicht es Banken, höhere Bestände an Treasuries in der Bilanz zu halten, ohne mehr Kapital vorhalten zu müssen. Die meisten Großbanken haben die SLR-Erleichterungen angenommen – und müssen nun zurückfahren. Darin steckt ein Risiko für den Bond-Markt. Verläuft der Rückzug aus Bonds jedoch ungeordnet, tangiert das auch stets den Aktienmarkt. Das muss weiter beobachtet werden.

Fazit: Wir fokussieren uns aktuell deshalb auf Unternehmen, deren Preis nicht nur fantasiegetrieben, sondern auch fundamental untermauert ist. Vielfache Umsatzbewertungen werden akzeptiert, müssen aber auch entsprechend Marge liefern. Broadcom ist solch ein Fall. Auf der anderen Seite gibt es noch Value zu Discount-Preisen. British American Tobacco ist ein Paradebeispiel. Insgesamt bleibt es dabei: Wir präferieren eine gesunde Mischung aus Growth, Value und Cash.

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Oliver Kantimm / Der Aktionärsbrief

Foto:  welcomia / Shutterstock.com

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