Dividenden: Unterschätzte Renditebringer

Jessica Schwarzer · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Investoren können sich auf Dividenden in Rekordhöhe freuen. Wie stark ihr Anlageerfolg aber von den Ausschüttungen abhängt, unterschätzen viele.

Deutsche Unternehmen schütten in den kommenden Monaten 52,4 Milliarden Euro an ihre Aktionäre aus. Das haben die Experten der Dekabank errechnet. Eine stolze Summe, und ein Rekord. Denn auch wenn die Börsenkurse 2018 auf Tauchstation gingen, entwickelten sich die Gewinne der Unternehmen in Dax, MDax und SDax positiv. Davon profitieren die Aktionäre nun.

Auch wenn sie sich sicher über die Ausschüttungen freuen, unterschätzen viele Investoren aber die Bedeutung der Dividenden für ihren langfristigen Anlageerfolg. Besonders deutlich wird der Renditeeffekt beim Blick auf den Dax. Er ist bekanntlich ein Performanceindex, die Dividenden werden reinvestiert. Vergleicht man seine Entwicklung mit der des Dax Kursindexes wird deutlich: Mehr als die Hälfte der Entwicklung der vergangenen 30 Jahre geht auf die Dividenden zurück. Die Ausschüttungen sind also ein extrem verlässlicher Renditebringer.

Dieses Phänomen ist auch weltweit zu beobachten. Sven Lehmann, Fondsmanager des„HQT Global Quality Dividend“ hat sich den Weltindex MSCI ACWI – eine Kombination aus MSCI World und MSCI Emerging Markets – genauer angeschaut. Sein Ergebnis: Langfristig spielen Kursschwankungen eine untergeordnete Rolle. Die Dividende ist der Hauptfaktor. „Die Tatsache, dass Dividenden immer positiv sind, sorgt - gepaart mit der Zeit - für einen Zinseszinseffekt, der einen erheblichen Einfluss auf die Entwicklung der Aktien hat“, so Lehmann. Überraschend: Das Dividendenwachstum macht in fast allen Branchen den Hauptanteil des Aktienertrages ausmacht.

Wie groß dieser Zinseszinseffekt – eigentlich müsste es  Dividendendividenden-Effekt heißen – sehr langfristig ist, zeigt Lehmann mit diesem Beispiel: Wenn man 1871 einen Dollar in den S&P 500 investiert hätte, wäre aus diesem bis Ende vergangenen Jahres 528 Dollar geworden: eine Verzinsung von 4,4 Prozent pro Jahr. Berücksichtigt man die Dividenden und legt diese immer wieder neu an, wären es Ende 2018 mehr als 260.000 Dollar gewesen. Die Verzinsung hätte sich auf 8,9 Prozent verdoppelt. Das ist natürlich eine extrem langfristige Betrachtung und ein Anlagehorizont, der über Generationen reicht.

Trotzdem zeigt diese Berechnung sehr eindrucksvoll, wie wichtig die Dividende für unseren Anlageerfolg ist. Wenn in den kommenden Wochen und Monaten die Ausschüttungen auf unseren Konten landen, sollten wir darüber nachdenken, sie gleich wieder zu investieren. Oder wir wählen Fonds und ETFs, die thesaurieren, die Erträge also gleich wieder investieren anstatt sie auszuschütten. Und wenn es mal wieder turbulenter an den Märkten zugeht, sollten wir an den langfristigen Effekt der Dividende denken.

Titelfoto: SARAVOOT LENG-IAM / Shutterstock.com

Grafik: HQ Trust

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