Dollar-Prognosen für die Tonne

Stefan Riße · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Erinnern Sie sich noch an die Prognosen für den Euro/Dollar-Kurs vor einem Jahr? Fast alle großen Banken wie Goldman Sachs und Deutsche Bank prognostizierten ein Verhältnis 1 : 1 oder sogar auch darunter. Die Argumentation war einfach. Die US-Notenbank Federal Reserve (FED) war bereits auf Zinserhöhungskurs. Das Infrastrukturprogramm und die Steuerreform von Donald Trump sollten außerdem für weitere wirtschaftliche Stärke der USA sorgen. Der Dollar schien damit als viel attraktivere Währung für Anleger.

Der Konsens lag mal wieder falsch

Und wo ist der Kurs nun heute? In der Nacht ist er auf 1,24 gestiegen und befindet sich klar im Aufwärtstrend. Damit zeigt sich eines wieder ganz deutlich. So logisch etwas auch erscheinen mag, wenn alle davon ausgehen, passiert zuvor fast immer das Gegenteil, weil viele eben dann schon entsprechend positioniert sind. Denn die fundamentalen Umstände sind ja tatsächlich so eingetroffen. Auch wenn das Infrastrukturprogramm noch fehlt die Steuerreform ist durchaus bemerkenswert und die Zinsen wurden und werden wohl weiter erhöht.

Euroland stärker als erwartet

Ist es dann reine Markttechnik, die für diesen starken Euro verantwortlich ist? Nein! Die Wirtschaft in Euroland entwickelt sich viel besser als erwartet. Und sie steht auf viel gesünderen Füßen. Während die Eurozone auf Ausgabendisziplin gesetzt hat, und die Peripherieländer durch eine harte Rosskur gegangen sind, hat Amerika vor allem durch Neuverschuldung die Wirtschaft angekurbelt. 3,5 Prozent auf jährlicher Basis sind es derzeit und durch die Steuerreform werden es 4,5 Prozent werden. Euroland liegt bei 2,5 Prozent. Noch entscheidender ist das Leistungsbilanzdefizit der USA, das immer neue Höhen erreicht, während die Eurozone mittlerweile einen Überschuss erzielt. Deshalb wollen die USA ja einen schwächeren Dollar. Und er könnte wohl auch in den nächsten Monaten weiter zur Schwäche neigen. Der Markt spekuliert auf eine Wende in der Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) aufgrund der guten Wirtschaftsentwicklung. Und die Kaufkraftparität des Euro liegt mit etwas über 1,30 auch noch immer über dem aktuellen Kurs.

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