Drei Denkweisen, um noch mehr Erfolg mit Aktien zu haben

Bernd Schmid · Uhr

Was kann man tun, um die Performance seines Aktienportfolios zu verbessern?

Du kannst mich voreingenommen nennen. Und das bin ich wahrscheinlich auch, um fair zu sein. Aber ich habe das Gefühl, dass sich viele auf Abwege begeben.

Anleger tun oft eines der folgenden drei Dinge:

1. Sie wenden sich anonymen Stimmen in Aktien-Foren, Twitter oder aus sonstigen Quellen zu, obwohl sie die Vorgeschichte und die Investitionsperformance der Person dahinter nicht kennen.

2. Sie kaufen Bücher mit Titeln wie „Wie werde ich reich mit Day Trading“. Diese Leute erkennt man meistens an einem oft schwer nachvollziehbaren Gerede über Bollinger Bänder oder Ähnlichem. Ich glaube zwar, dass man der Chartanalyse zuschreiben kann, dass sie kurzfristig funktioniert, da kurzfristige Aktienkursbewegungen in erster Linie von Emotionen dominiert werden. Also wenn man ein Chart findet, das einem anderen gleicht, dann repräsentieren beide eine ähnliche Ansammlung an Emotionen, welche zu ähnlichen Ergebnissen führen können. Das ändert jedoch nichts an der Tatsache, dass nur eine kleine Minderheit damit langfristig gute Renditen erzielt.

3. Sie versuchen, ein Unternehmen und dessen Märkte, Geschäftsberichte und Bilanzen usw. zu analysieren.

Ich würde nur einen dieser drei Wege empfehlen. Und jeder, der The Motley Fool kennt, kann sich denken, welcher. Allerdings gibt es noch einen viel einflussreicheren und besseren Ansatzpunkt - der eigene Kopf und die eigene Psyche.

Viele Anleger verbringen zahllose Stunden damit, die für das erfolgreiche Investieren benötigten fachlichen Fähigkeiten zu lernen. Das ist selbstverständlich sinnvoll.

Aber nur sehr wenige nehmen sich die Zeit, darüber nachzudenken „wie“ sie investieren – also was in ihren Köpfen vorgeht, wenn sie Investitionsentscheidungen treffen und welche Neigungen ihre Performance negativ beeinflussen.

Schlechte Performance ist oft nicht auf die fachlichen Fähigkeiten zurückzuführen, sondern auf Psychologie.

Das ist schockierend aber zugleich logisch. Denn man kann davon ausgehen, dass fast alle Marktteilnehmer - zumindest diejenigen, die mit ihren Aktionen das Marktgeschehen wirklich beeinflussen können - die fachlichen Fähigkeiten besitzen, erfolgreiche Investoren zu sein.

Man kann sich heute keinen Vorteil mehr verschaffen, indem man besser Bilanzen analysieren kann. Deswegen ist es das „Wie“, das den Unterschied zwischen erfolgreich und nicht erfolgreich ausmacht.

Hier sind drei Wege, das eigene Köpfchen zu trainieren, um noch bessere Investitionserfolge zu erzielen.

1. Man ist Unternehmensbesitzer, kein Aktienhändler

Das ist das Grundprinzip für langfristigen Investitionserfolg. Wer eine Aktie kauft wird Teilhaber eines echten Unternehmens, mit echten Produkten oder Dienstleistungen, die von echten Menschen hergestellt und erbracht werden. Man kauft kein Stück Papier, dessen Wert sich täglich auf und ab bewegt.

Das hält viele von uns nicht davon ab, das eine mit dem anderen gleichzusetzen. Das kann unterbewusst das kurzfristige, nicht unternehmensorientierte Investieren fördern. Viele finden sich dabei wieder, nur aufgrund täglicher Aktienkursbewegungen plötzlich Angst vor Schatten zu haben.

2. Ignoranz gleicht (manchmal) Glückseligkeit

The Motley Fool Mitgründer David Gardner hat früh Aktien von Netflix und Amazon empfohlen. Beide haben schon mehrmals 50 % und mehr an Wert zu verlieren - und befanden sich teilweise auch über längere Zeiträume auf Niveaus deutlich darunter. Trotzdem gehören beide Aktien zu den mit Abstand besten Investitionen, die Anleger jemals hätten tätigen können.

Das führt uns zu einer sehr weit verbreiteten, aber potentiell problematischen Eigenschaft von Anlegern: das tägliche Überprüfen des eigenen Portfolios.

Man kann nachvollziehen, warum Anleger das tun. Der Kurs unserer Aktien ist die einzige Kennzahl, die uns Feedback über unseren Fortschritt beim Investieren gibt. Es macht Spaß sein Portfolio zu überprüfen, wenn es im grünen Bereich ist. Und bei Verlusten fühlt man sich oft gezwungen zu überprüfen, ob sich die Lage verbessert oder verschlimmert.

Solches Verhalten ignoriert jedoch die Tatsache, dass tägliche, wöchentliche, oft sogar monatliche Kursbewegungen größtenteils willkürlich sind. Aussagekräftige Ergebnisse entstehen erst nach einem längeren Zeithorizont.

Man stelle sich vor, man wäre Fußballer anstatt Investor und würde sein Debüt in einer Jugendnationalmannschaft geben. Direkt nach der Einwechslung fällt einem nach einem Eckball zufällig der Ball vor die Füße und man trifft das Leder so gut wie selten - der gegnerische Torhüter kann das Tor nicht verhindern und das Spiel endet 1:0. Die eigene Torquote liegt nun bei 100 %. Ist man deshalb besser als Thomas Müller? Natürlich nicht.

Genauso wenig sollten wir die Performance unserer Investitionen in so kurzen Zeiträumen messen.

Dieses Verhalten führt zu einer emotionalen Bindung an das tägliche Auf und Ab an der Börse. Im besten Fall ist das tägliche Überprüfen des eigenen Portfolios verlorene Zeit. Im schlimmsten Fall kann es zu panischen Verkäufen, unverdienter Euphorie oder schlaflosen Nächten führen.

3. Fokus auf den Prozess

Anstatt jeden Tag die Website des eigenen Brokers, Google Finance, Onvista oder Finanzen100.de aufzurufen, sollte man sich auf den Prozess fokussieren. Wenn die Investitionsthese gut begründet ist, dann sollte man darauf vertrauen, dass diese aufgehen wird. Anstatt auf tägliche Kursschwankungen zu reagieren, sollte man sich auf Neuigkeiten konzentrieren, die sich auf die Investitionsthese auswirken.

Man wird trotzdem Fehler machen und immer wieder Geld verlieren. Selbst die allerbesten Investoren haben eine Trefferquote von maximal 60-70 %. Es gibt keine 100%ige Sicherheit beim Investieren.

Niemand konnte bis Anfang der 2000er garantieren, dass Amazon das erreichen wird, was es bis heute geschafft hat. Die Wahrscheinlichkeit dafür lag unter 100 %, wahrscheinlich sogar deutlich. Trotzdem muss ein früher Amazon-Anleger kein besserer Anleger sein, als derjenige, der die Aktie mied.

Falls ersterer die Aktie aufgrund eines „heißen Tipps“ von einem Freund kaufte und letzterer die Aktie aufgrund seiner Einschätzung mied, dass die Aktie überbewertet ist, dann ist es wahrscheinlich sogar umgekehrt. Der Erfolg des hypothetischen Amazon-Investors hatte mehr mit Glück als mit Können zu tun.

Stur an einem Prozess festzuhalten, nur um des Prozesses wegen, ist jedoch auch nicht die beste Idee. Man sollte versuchen aus seinen Fehlern und Erfolgen zu lernen und die Erfahrungen nutzen, um seinen Prozess laufend anzupassen.

Trotzdem muss man damit rechnen, dass man auch daneben greift. Selbst bei einer 90%igen Gewinnchance gibt es ein 10%iges Risiko, zu verlieren. Und wenn sich nach 10 Jahren herausstellt, dass sich das 10%ige Risiko eingestellt hat, war die einzige richtige Entscheidung zuzugreifen.

Das Ergebnis war dann schlecht, aber der Prozess war gut. Über die Zeit und über mehrere Investitionen hinweg wird man erfolgreich sein wirst, wenn man sich auf den Prozess fokussiert und nicht auf ein einzelnes Ergebnis.

Weniger emotional und mehr langfristig orientiert handeln

Wir können zahllose Stunden mit Analysen verbringen, um bessere Investitionserfolge zu erzielen. Wir überspringen dabei jedoch sehr oft die einfachen Dinge.

Anstatt zu versuchen ein Discounted- Cashflow-Modell oder das „levered bottom up beta“ (das gibt es wirklich, auch wenn ich es nicht versuche zu übersetzen) eines riesigen Industriekonglomerats zu berechnen, kann es einen wesentlich positiveren Einfluss auf die eigene Performance haben, wenn man sich einfach einige störende Angewohnheiten abgewöhnt, die zu emotionalen oder kurzfristig motivierten Handlungen verleiten.

Das oben sind nur drei der einfachen Wege, die zum Ziel führen können.

Titelfoto: Elnur / Shutterstock.com

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