Drei Fragen an Bernecker – Handelsstreit, Notenbanken und ThyssenKrupp
Freitag ist „Bernecker-Time“. Auch heute haben wir dem Grandseigneur der Börse wieder drei Fragen zum aktuellen Marktgeschehen gestellt. Im Handelsstreit zwischen den USA und China sind neue Gespräche anvisiert, die EZB und die Fed sind September wieder am Zug und ThyssenKrupp sagt dem Dax Adieu. Drei Themen bei denen uns natürlich die Meinung von Hans A. Bernecker interessiert.
Herr Bernecker, die Gespräche im Handelsstreit sollen wieder im Oktober aufgenommen werden. Rechnen Sie noch mit einer Einigung in der ersten Amtszeit von Donald Trump und wer sitzt für Sie bei dem Konflikt am längeren Hebel?
Antwort: Das Kräfteverhältnis USA/China liegt bei etwa 3 zu 1, wie den bisherigen jeweiligen Zollschritten zu entnehmen ist. Entscheidender ist die Fähigkeit beider Partner, die Konflikte lösen zu wollen oder auch zu können. Der amerikanische Präsident steht unter dem Zeitdruck seines Wahltermins. Die Chinesen unter keinem Zeitdruck und sie werden solange verhandeln, wie es ihren Möglichkeiten entspricht: Sehr, sehr lange oder unendlich. Am Ende entsteht ein vertretbares Gleichgewicht ohne spektakuläre Verträge, aber hinreichende Vergleiche/Kompromisse. Deshalb liegt in diesem Konflikt keine Sprengkraft, aber ein Geduldspiel.
Die Zinsentscheide von EZB und Fed rücken näher. Welches Abschiedsgeschenk wird Mario Draghi den Märkten machen und wird Jerome Powell seinen Präsidenten endlich glücklich machen?
Antwort: Beide Notenbanken, EZB und Fed, verfügen nur noch über begrenzte Instrumentarien. Die EZB hat mehr Spielraum im Sektor Bondkäufe und ähnlichen Instrumenten. Die Fed hat einen Spielraum für ein oder zwei Zinssenkungen von jeweils 0,25 %, je nach dem Verlauf der aktuellen Umfragewerte, wie Einkaufsmanagerindex und andere Indikatoren. Damit kann man die Märkte beruhigen oder hoffnungsvoll stimmen, vielmehr ist nicht drin. Entscheidender ist, ob der amerikanische Präsident die jüngste Möglichkeit ausnutzt, T-Bonds mit Laufzeiten bis 100 Jahre einzusetzen. Darin liegt eine wesentliche neue Dimension, wofür es noch kein Vorbild gibt. Ich nenne sie Trump-Loans, angelehnt an die englischen War Loans.
ThyssenKrupp steigt aus dem Dax ab. Ist das für die Anleger eine Chance oder steigt das Risiko?
Antwort: Der Abstieg von Thyssenkrupp aus dem DAX ist hilfreich. Ungestört kann die Thyssenspitze die verschiedenen Möglichkeiten ausloten, die im Umbau von THYSSENKRUPP stecken. Die Endwerte der Bewertungen liegen in der Summe weit über dem aktuellen Marktwert von Thyssenkrupp. Wie die Schritte im Einzelnen aussehen, ist Verhandlungssache. Am Ende steht eine runde Verdoppelung des Kurses, wie bereits in der Actien-Börse vorgerechnet: Etwas kompliziert, sehr komplex, aber realistisch.
Vielen Dank Herr Bernecker für die Antworten
Foto: Homepage Bernecker