Drei Fragen an Bernecker: Ist die Geschichte bei Bayer vorerst durch, zahlt Covestro zuviel und was macht die Wall Street bis zur Präsidentschafts-Wahl

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Nachdem der September schon nicht gut für den Dax verlaufen ist, startet der Leitindex auch nicht viel besser in den Oktober. Besonders Bayer und die ehemalige Tochter Covestro haben unter der Woche deutliche Kursrückgänge verkraften müssen. Wie haben Hans A. Bernecker gefragt, ob die Rückschläge eine Chance sind und wie sich die Wall Street bis zur Wahl des Präsidenten verhält?

onvista: Herr Bernecker, Bayer senkt den Ausblick für das kommende Jahr. Sollten Anleger bei der Aktie vorsichtiger werden?

Der Ausblick von Bayer ist nachvollziehbar. Drei wichtige Teile davon sind: a) Die nötigen Berichtigungen in Sachen Rechtsstreit Glyphosat und eine Korrektur der Bilanzpositionen für Monsanto in der Konzernbilanz. b) Der Geschäftsverlauf im Zuge der Coronakrise im zweiten und dritten Quartal. Das gilt für alle anderen Chemieunternehmen ebenfalls. Unverkennbar ist aber, dass c) die Kostenstruktur von Bayer der eines alten Chemiekonzerns gleicht. Dieses Thema ist in Leverkusen bekannt, aber noch nicht gelöst. Der Schlüsselbegriff heißt Digitalisierung des gesamten Konzerns, worin nach externen Studien Ersparnisse von 2 bis 2,3 % des Konzernumsatzes stecken sollen. Mit dem Einbruch des Kurses von knapp 12 % am Donnerstag liegt die neue Kaufbasis so um 45 €. Das sind mehr als 5,5 Mrd. € weniger Marktwert.

Covestro stemmt die größte Übernahme der Firmengeschichte unter anderem mit einer Kapitalerhöhung. Ist das die richtige Vorgehensweise?

Covestro stand seit gut zwei Jahren unter dem Druck, das einseitige Kerngeschäft rund um Polymere entweder mit einem zweiten Bein aufzuheben oder durch Zukäufe Verbindungseffekte zu suchen. Der erste Schritt kostet 1,6 Mrd. €, was von den Analysten mit einem 6 % Minus eingeordnet worden ist. In Deutschland sind Kapitalmaßnahmen über Bezugsrechte für die Finanzierung der Expansion unerwünscht. In den USA werden sie belohnt. Das zeigt den Unterschied zwischen Risikoeinschätzung mit Chancen gegenüber Chanceneinschätzungen mit Risiken. Covestro wird diese Politik fortsetzen müssen, um ein wirklicher Chemiekonzern zu werden. Kurse um 40/42 € sind deshalb Investmentkurse mit Perspektive.

Das erste TV-Duell zwischen den Kandidaten Trump und Biden ist vorbei. Was ist ihr Eindruck und wie wird sich die Wall Street bis zur Wahlentscheidung verhalten?

Das Fernsehduell zwischen Trump und Biden war eine Muppet Show. So ganz unbekannt ist dies für die amerikanischen Präsidentschaftswahlen nicht. Der Ton war allerdings gewöhnungsbedürftig. Ich hatte die Vorwahlperiode ab 08.08. schon als sehr schwierig avisiert, was sie nun auch ist. Bis zum Wahltermin tritt die Wall Street auf der Stelle. Das ist nachvollziehbar, denn keiner bindet neues Geld mit dieser Konstellation, aber keiner gibt wiederum seine Positionen auf, wenn keine zwingenden Gründe vorliegen. Erst ab 04. November beginnt dann eine neue Tendenz. (Ich erinnere an den 09.11.2016.) Die Voraussage ist erlaubt: Ab diesem Datum beginnt die neue Wall-Street-Tendenz, die weiter trägt als nur wenige Wochen. Wie das funktioniert, werde ich in einem Webinar am 08.10., also kommenden Donnerstag, ausführlich erläutern.

Vielen Dank für die Antworten

Jetzt neu: die Experten-Watchlist des Bernecker Aktionärsbriefes

Haben Sie schon unsere neue Experten-Watchlist entdeckt? Das Redaktionsteam des mehrfach ausgezeichneten Aktionärsbriefes führt eine exklusive Experten-Watchlist im my onvista-Bereich. Interessieren Sie sich für die aktuelle Favoritenauswahl mit spannenden internationalen Werten und attraktiven Aktien aus dem Nebenwertesegment? Dann abonnieren Sie einfach die Experten-Watchlist des Bernecker Aktionärsbriefes. Über die Notiz-Funktion können Sie zu jedem Wert der Watchlist die aktuelle Einschätzung der Bernecker Redaktion aufrufen.

Gleich Experten-Watchlist abonnieren und keine neue Chance verpassen!

Neueste exklusive Artikel