Drei Schweizer Unternehmen mit rund 20 % Nettorendite

Fool.de · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Die Schweiz finde ich aufgrund ihrer Sonderstellung innerhalb Europas besonders interessant. Man ist zwar umringt von EU-Staaten, hat aber nur indirekt mit der Politik aus Brüssel zu tun. Hinzu kommt der Schweizer Franken, der ein weiterer Grund dafür ist, dass die Schweiz vergleichsweise unabhängig ist. 

Heute soll es um drei Unternehmen gehen, die eine Nettomarge um die 20 % im Geschäftsjahr 2018 erwirtschaftet haben. Das bedeutet, dass rund ein Fünftel des Umsatzes am Ende eines Geschäftsjahres als Gewinn verbleibt - eine herausragende Zahl für die meisten Branchen. 

Ich habe mir die drei Unternehmen Straumann, EMS-Chemie und Geberit herausgesucht; mal schauen, wer es auf meine Watchlist oder sogar in mein Depot schafft.

Straumann

Dieser Konzern hat eine beachtliche Nettorendite von ziemlich genau 20 % (Stand: Geschäftsbericht 2018, maßgeblich für alle Daten) erwirtschaften können. Der hochspezialisierte Hersteller für Zahnimplantate hat einen Weltmarktanteil von rund 25 % in diesem Marktsegment und ist damit die absolute Nummer eins. Im gesamten Markt für Zahnmedizin, der laut Unternehmenszahlen rund 26 bis 28 Mrd. Schweizer Franken pro Jahr betragen soll, sieht sich das Unternehmen mit einem Marktanteil von rund 5 % auf dem siebten Platz.

Der hohe Spezialisierungsgrad gefällt mir dabei sehr gut. Nicht nur, dass Straumann mit seiner Expertise den Marktanteil für Zahnimplantate in Zukunft steigern könnte, der Markt dürfte aufgrund der hohen Spezialisierung und des nötigen Know-hows für potenzielle neue Konkurrenten nicht einfach zu erschließen sein. So oder so: Das Wissen und die Erfahrung der Firma und seiner Mitarbeiter bringt Staumann in eine wirklich attraktive Position.

Die organische Wachstumsrate der letzten fünf Geschäftsjahre von durchschnittlich 13 % kann sich meiner Einschätzung nach wirklich sehen lassen. Auch die Eigenkapitalquote von knapp 65 % finde ich sehr solide. 

Jedoch hat Straumann bei aller Qualität meiner Meinung nach einen zu hohen Preis. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis von knapp 55 (Stand: 20.01.2020, gilt für alle Kurs-Gewinn-Verhältnisse) überwiegt in meinen Augen die qualitativen Argumente, die für den Kauf der Aktie sprechen würden. Deshalb kommt der Konzern vorerst auf meine Watchlist, ist aber ein heißer Kandidat nach einer Korrektur.

EMS-Chemie

Mit einer beeindruckenden Nettorendite von gut 22 % (Stand: Geschäftsbericht 2018/2019, maßgeblich für alle Daten) handelt es sich bei dem Chemiekonzern um das Unternehmen mit der höchsten Nettorendite in diesem Trio. 

EMS-Chemie bezieht seinen Umsatz aus den Geschäftsbereichen Hochleistungspolymere und Spezialchemie. Oder einfacher formuliert: Das Unternehmen hat in so ziemlich allen herstellenden Industrien die Finger im Spiel. Ob es nun der führende Hersteller für Kinderbrillen in China oder die Automobilindustrie ist, die Lösungen des Chemiekonzerns sind in wirklich vielen Bereichen zu finden.

Das sorgt auf der einen Seite natürlich für die Chance, das Geschäft unabhängig von spezifischen Branchenschwankungen voranzutreiben, heißt auf der anderen Seite aber auch, dass man stark von der Weltkonjunktur abhängig ist. Übertrage ich das auf meine eher verhaltene Einschätzung der Weltwirtschaft in den nächsten Jahren, würde ich diesen Punkt als Schwäche interpretieren.

Ein weiterer Punkt, der beachtenswert ist, ist die Aktionärsstruktur: Denn nur rund 30 % der Aktien befinden sich im Freefloat. Die Ankeraktionäre sind mit knapp 61 % die Emesta Holding AG und Frau Blaumann-Blocher mit knapp 9 % der Anteile. Wichtig ist dabei, dass die Familie Blocher auch in der Emesta Holding investiert ist. Solltest du dir überlegen, in dieses Unternehmen zu investieren, würde ich mir vor allem die genannte Holding nochmal genauer anschauen. Immerhin haben die Eigentümer langfristig einen immensen Einfluss auf das Unternehmen und dessen Entwicklung.

Da ich mich in letzter Zeit von zyklischen Unternehmen eher trenne als diese zu kaufen, passt EMS-Chemie nicht in mein privates Depot. Deshalb setze ich EMS-Chemie vorerst auf die Watchlist. Ich denke, der Titel könnte hochinteressant für die Phase nach einem Wirtschaftscrash sein.

Geberit

Mit einer Nettorendite von rund 19,4 % (Stand: Geschäftsbericht 2018, maßgeblich für alle Daten) ist Geberit für mich die größte Überraschung unter unseren drei Kandidaten. Ich hätte diese Zahl kaum bei einem herstellenden Unternehmen erwartet, vor allem weil der Spezialisierungsgrad deutlich niedriger sein dürfte als der von Firmen wie Straumann.

Der Umsatz setzt sich aus drei Hauptsegmenten zusammen. 37 % entfallen auf Installations- und Spülsysteme, 33 % auf Badezimmersysteme und 30 % auf Rohrleitungssysteme. Geberit macht also genau das, was man von der Firma als Verbraucher kennt: alles rund um Sanitäranlagen.

Die hohe Nettomarge könnte man zwar durch die hohe Fertigungsqualität erklären, das ist aber ein schwer überprüfbares Kriterium. Mit ziemlicher Sicherheit spielt die Marke eine entscheidende Rolle. Außerdem benötigt dieses Unternehmen nur sehr geringe Aufwendungen für Forschung und Entwicklung. Mit 2,5 % des Umsatzes ist dieser Kostenpunkt sehr überschaubar und war dabei innerhalb die letzten fünf Geschäftsjahre mehr oder weniger konstant.

Hinzu kommt eine Eigenkapitalquote von rund 50 %, was für mich generell eine vernünftige Gewichtung von Eigen- und Fremdkapital ist. Dennoch finde ich die Bewertung zu hoch. Ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von rund 29,4 lässt für mich eher eine finanzielle Stärke einer Firma wie Fielmann erwarten, die keine nennenswerten Finanzschulden hat. Alternativ müsste ein gewaltiges Wachstumspotenzial vorhanden sein. Idealerweise sogar beides. Für mich sind beide genannten Argumente hier leider nicht ausreichend vorhanden, deshalb kommt Geberit vorerst auf die Watchlist.

Fazit

Diese drei Schweizer Unternehmen haben es auf meine Watchlist geschafft. Alle drei haben eine herausragende Qualität, passen aber momentan einfach nicht optimal, vor allem wegen der hohen Bewertung. Falls sich ein besseres Chancen-Risiko-Verhältnis bei den eidgenössischen Unternehmen ergeben sollte, werde ich meine Einschätzung zu den einzelnen Aktien aktualisieren. Bis dahin heißt es: Füße stillhalten und abwarten.

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Yannic Joekel besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool empfiehlt Straumann.

Motley Fool Deutschland 2020

Foto: Getty Images

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