Erleichterung verpufft: Italienische Aktien drehen ins Minus

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Nach dem unerwarteten Scheitern der Regierungsbildung durch die europakritische Fünf-Sterne-Bewegung und die rechte Partei Lega hat der italienische Aktienmarkt nach anfänglichen Kursgewinnen am Montagmorgen deutlich verloren. Lag der italienische Leitindex FTSE MIB anfänglich bis zu zwei Prozent im Plus, steht er derzeit nur noch bei 22.198 Punkten mit 0,88 Prozent im Minus.

Neben den Aktien schwand der Rückenwind auch bei anderen Anlageklassen. Der italienische Anleihenmarkt legte ebenfalls den Rückwärtsgang ein. Zunächst waren die Renditen für zehnjährige italienische Staatanleihen um 0,091 Prozentpunkte auf 2,361 gefallen. Inzwischen stehen sie mit 2,48 Prozent höher als am Freitag. Der Spread zu ihrem deutschen Pendant stieg gegenüber Freitag auf 2,07 Prozentpunkte.

Auch der Euro gab seine Gewinne auf. Nach seinem Tageshoch bei 1,1727 fiel er auf 1,1661 und steht damit 0,2 Prozent im Minus.

Der gemeinsame Kandidat für das Amt des Ministerpräsidenten, Giuseppe Conte, hatte am Sonntag nach nur vier Tagen Verhandlungstagen den Regierungsauftrag an Staatspräsident Sergio Mattarella zurückgegeben. Grund dafür war vor allem der Streit über die geplante Ernennung eines Euro- und Deutschland-Kritikers zum Finanzminister.

Am Markt hatte sich daraufhin zunächst Erleichterung breitgemacht, nachdem das aus den Koalitionsplänen resultierende Konfliktpotential mit der EU an den Kapitalmärkten zuletzt für Unsicherheit gesorgt hatte. Die Euphorie der Anleger legte sich jedoch schnell wieder, da der Prozess der Regierungsbildung vor dem Hintergrund erwarteter Neuwahlen ein potenzieller Unruhefaktor bleibt.

„Umfragen signalisieren derzeit einen Stimmenzuwachs für die populistischen Parteien“, warnte am Morgen auch die britische Großbank HSBC in einem Kommentar. Angesichts hoher Erfolgsaussichten der Lega bei Neuwahlen seien Spannungen innerhalb des Währungsraums wohl nur aufgeschoben, prognostizierte Commerzbank-Ökonom Ralph Solveen. Darüber hinaus droht Italien eine Verfassungskrise, da die Fünf-Sterne-Bewegung ein Amtsenthebungsverfahren gegen Staatspräsident Mattarella einleiten will. Dieser hatte die Regierungsbildung blockiert.

Augusto Cabral / Shutterstock.com

Neueste exklusive Artikel