EZB-Chef Draghi schiebt Euro erstmals seit Ende 2014 über 1,25 Dollar

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Die Stärke des Euros bereitet EZB-Chef Draghi zunehmend Sorge. Doch seine Äußerungen bleiben vage. Der Eurokurs legt daraufhin weiter zu, der Dax gibt nach.

Nach den mit Spannungen erwarteten Entscheidungen der Europäischen Zentralbank (EZB) hat der Eurokurs einen Sprung nach oben gemacht. EZB-Präsident Mario Draghi äußerte zwar Sorge angesichts der jüngsten Wechselkursentwicklungen, blieb in seine Bemerkungen jedoch hinter den Erwartungen mancher Beobachter zurück. Der Eurokurs kletterte daraufhin auf deutlich über 1,25 US-Dollar und damit auf den höchsten Stand seit mehr als drei Jahren. Gegen Mittag hatte die Gemeinschaftswährung noch mehr als 1 Cent tiefer bei 1,24 Dollar notiert.

Der während der EZB-Pressekonferenz weiter anziehende Euro setzte zugleich den Dax wieder unter Druck. Zuletzt verlor der deutsche Leitindex 0,3 Prozent auf rund 13.370 Punkte, nachdem er zuvor vorübergehend im Plus notiert hatte. Tags zuvor war der Dax unter das am Dienstag übersprungene, alte Rekordhoch vom 7. November bei 13.525 Punkten gerutscht. Dies könnte nun einen Fehlausbruch bedeuten.

Im Vorfeld der EZB-Ratssitzungen hatten Beobachter spekuliert, in wie weit sich die Notenbanker zur aktuellen Eurostärke äußern würden. Ein steigender Eurokurs gefährdet tendenziell die geldpolitischen Ziele der EZB, weil ein stärkerer Euro die Einfuhren günstiger macht und damit das Inflationsziel von mittelfristig knapp zwei Prozent außer Reichweite bringt.

Tatsächlich beobachten Europas Währungshüter die jüngste Aufwertung des Euro mit Sorge. “Die derzeitige Wechselkursvolatilität stellt eine Unsicherheitsquelle dar, die eine genaue Beobachtung erfordert”, so Mario Draghi. Im Blick zu behalten seien mögliche Auswirkungen auf die Preisstabilität. Kurz zuvor hatte die Notenbank nach ihrer Zinssitzung die unveränderte Fortsetzung ihrer Geldpolitik verkündet und keine Hinweise auf künftige Straffungen gegeben.

Die Äußerungen wurden am Finanzmarkt offensichtlich so interpretiert, dass die EZB zunächst keine weiteren Schritte gegen den anziehenden Eurokurs unternehmen wird. Der Eurokurs zog am Donnerstagnachmittag daraufhin entsprechend an.

Viele Fachleute sehen in den Gewinnen eher eine Dollar-Schwäche als eine Euro-Stärke. Belastet wird der Dollar gleich von mehreren Faktoren, darunter die protektionistische Haltung der US-Regierung unter Donald Trump, von der negative wirtschaftliche Folgen für die USA erwartet werden. Zuletzt hatten die USA Strafzölle auf Waschmaschinen und Solarmodule angekündigt, was vor allem als Schlag gegen Südkorea und China gedeutet wurde.

onvista/dpa-AFX
Foto: dpa

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