EZB-Entscheid: Bankenaufsicht „alarmiert“ wegen anhaltenden Niedrigzinsen ++ Pharma-Sparte: Roche und Novartis vermelden Fortschritte ++ Analyst: "Exzellente" Marktstimmung als Kontraindikator?

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Auch nach sieben Handelstagen mit Gewinnen wird der Dax am Freitag erneut mit Gewinnen erwartet. Das geldpolitische Feuerwerk der Europäischen Zentralbank am Vortag sowie die sich fortsetzende Entspannung im Handelsstreit zwischen den USA und China bleiben die Kurstreiber im Zuge des nun ruhig erwarteten Wochenausklangs.

„Exzellente“ Marktstimmung als Kontraindikator?

Am Donnerstag hatte die EZB mit umfangreichen geldpolitischen Lockerungsmaßnahmen die hohen Erwartungen der Investoren erfüllt, was den Dax erstmals wieder seit Ende Juli über 12.400 Punkte trieb. Die Stimmung am Aktienmarkt sei „exzellent“, sagte Portfoliomanager Thomas Altmann von QC Partners. Doch gerade deshalb sei jetzt Vorsicht angebracht. „Gute Stimmung war in der Vergangenheit schon oft ein guter Kontraindikator. Alles Positive ist in den Kursen jetzt bereits eingepreist“, was sie anfällig für Rückschläge mache.

Dass das Bankhaus Metzler die Aktie der Deutschen Bank nun zum Verkauf empfiehlt, könnte den Finanzwert belasten, der bereits am Vortag rund ein Prozent seiner jüngsten Erholungsgewinne abgegeben hatte. Auf Tradegate ging es mit minus 0,4 Prozent nun noch etwas weiter abwärts. Grundsätzlich begrüßen die Metzler-Analysten die jüngst angekündigte umfassende Restrukturierung der Bank. Die Neuausrichtung werde zugleich aber zu einer Zeit gestartet, wo sich auch noch die äußeren Umstände verschlechterten, hieß es.

Bankenaufsicht „alarmiert“ wegen anhaltenden Tiefzinsen im Euroraum

Bundesbank-Bankenaufseher Joachim Wuermeling zeigt sich alarmiert über die anhaltenden Ultratiefzinsen im Euro-Raum. Traditionell hätten Kreditinstitute in Deutschland den größten Anteil ihres Ertrages aus dem Zinsgeschäft gezogen, sagte der Bundesbank-Vorstand dem Magazin „Focus“ laut Vorabbericht. „Dieses Modell wirft bei immer niedriger werdenden Zinssätzen kaum noch etwas ab - weil die Margen immer kleiner werden. Die Bankenaufsicht ist alarmiert.“ Wuermeling ist bei der Bundesbank für die Aufsicht über die Banken zuständig.

Laut Wuermeling verdienten Deutschlands Kreditinstitute 1990 mit 100 Euro verliehenem Sparguthaben noch 1,72 Euro. Heute seien es weniger als ein Euro. Die Geldhäuser müssten handeln, wenn sie keine Verluste machen und überleben wollten. „Banken könnten Minuszinsen bald an noch mehr Kunden weitergeben“. Es verwundere nicht, dass Institute höhere Gebühren verlangten und über Negativzinsen nachdächten. „Es kann betriebswirtschaftlich und aus der Sicht der Bankenaufsicht sogar notwendig sein“, sagte er. Verbraucherschützer befürchten seit einiger Zeit, dass Banken die lange währenden Tiefzinsen zum Anlass nehmen könnten, Sparer zur Kasse zu bitten.

Ex-Commerzbank-Chef Müller: Deutschland hat zu viele Banken

Die Zersplitterung des deutschen Bankenmarktes muss nach Ansicht des ehemaligen Commerzbank-Chefs Klaus-Peter Müller überwunden werden. „Wir haben viel zu viele Banken in Deutschland, die wir viel zu langsam konzentrieren“, sagte Müller in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur in Frankfurt, anlässlich seines bevorstehenden 75. Geburtstags am kommenden Montag (16.9.). Im Frühjahr war der Versuch gescheitert, aus Deutscher Bank und Commerzbank einen neuen „nationalen Champion“ zu schmieden. Mit der Übernahme einer Sparkasse liebäugelt wie einst Müller in seiner Zeit als Vorstandsvorsitzender (Mai 2001 bis Mai 2008) auch der amtierende Commerzbank-Chef Martin Zielke. Doch dies verhindern bisher die starren Grenzen der drei Lager aus Privatbanken, öffentlich-rechtlichen Instituten und Genossenschaftsbanken.

„Das deutsche Drei-Säulen-System hat durchaus seine Vorteile. Aber es hat auch dazu geführt, dass wir einen Markt mit vergleichsweise vielen Filialen haben“, stellte Müller fest. „Die Konkurrenz ist in einem Markt, der overbanked ist, zwangsläufig härter.“ In den Abgesang auf die Filiale will Müller, der bis Mai 2018 Aufsichtsratsvorsitzender der Commerzbank war, dennoch nicht einstimmen: „Ich bin schon der Meinung, dass wir Filialen brauchen. Solange täglich rund 450.000 Kunden in Commerzbank-Filialen kommen, sollten wir vorsichtig sein mit radikalen Forderungen wie: Die brauchen wir überhaupt nicht.“

EZB-Anleihenkaufprogramm von großem Widerstand begleitet

Im Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) gab es laut informierten Kreisen großen Widerstand gegen die Wiederaufnahme der Nettoanleihekäufe. So habe sich der Chef der französischen Notenbank, Francois Villeroy de Galhau, der ablehnenden Haltung von Bundesbankpräsident Jens Weidmann angeschlossen, berichtet die Nachrichtenagentur Bloomberg am Donnerstag unter Berufung auf EZB-Vertreter, die nicht genannt werden wollen. Zudem hätten sich auch Vertreter der Notenbanken der Niederlande, Österreichs und Estlands auf die Seite der Abweichler gestellt. Im Direktorium der EZB waren laut dem Bericht Sabine Lautenschläger aus Deutschland und Benoit Coeure aus Frankreich gegen die Wiederaufnahme der Käufe. EZB-Präsident Mario Draghi hat auf der Pressekonferenz eingeräumt, dass die Entscheidung umstritten gewesen sei. Es sei jedoch eine eindeutige Mehrheit gewesen und es habe daher keine Abstimmung stattgefunden.

Allerdings repräsentieren allein die Vertreter Deutschlands, Frankreich und der Niederlande mehr als die Hälfte der Wirtschaftsleistung und der Bevölkerung der Eurozone. Einen so großen Widerstand habe es in den acht Jahren Amtszeit von Draghi noch nicht gegeben, heißt es in dem Bericht.

VW-Boss Diess weist neue Manipulationsvorwürfe zurück

VW-Chef Herbert Diess hat einen Medienbericht über angebliche neue Abgasmanipulationen bei Dieselwagen als falsch zurückgewiesen. „Gott sei Dank ist nichts dran an der Geschichte“, sagte der Vorstandsvorsitzende am Donnerstagabend in der ZDF-Sendung „Maybrit Illner“.

Der SWR hatte am Donnerstag unter Berufung auf interne VW-Dokumente berichtet, auch Dieselmotoren mit der modernen und schärferen Abgasnorm Euro-6 enthielten ein Programm, das erkenne, ob sich das Fahrzeug gerade auf einem Prüfstand befindet. Eine solche „Zykluserkennung“ war bei älteren VW-Motoren des Typs EA 189 dazu genutzt worden, dass die volle Abgasreinigung nur während des Tests lief, im Alltagsbetrieb auf der Straße dagegen vermindert oder gar ganz abgeschaltet wurde – mit einem dann deutlich höheren Ausstoß an giftigen Stickoxiden (NOx). Die Enthüllung der so funktionierenden Täuschungssoftware hatte im September 2015 den „Dieselgate“-Skandal ausgelöst.

Im ZDF sagte Diess: „Prüfstandserkennung per se braucht man immer, weil man natürlich auf dem Prüfstand sicherstellen muss, dass ABS nicht regelt zum Beispiel, dass sich das Auto auf dem Prüfstand richtig verhält.“ Die Frage sei aber, ob diese Prüfstandserkennung genutzt werde, um im Fahrbetrieb andere Emissionswerte zu erzielen. „Und das ist sicherlich nicht der Fall“, versicherte der Manager. „Der Motor hat keine Abschalteinrichtung.“ Diess verwies zudem darauf, dass der betreffende Motor vom Kraftfahrtbundesamt und auch von externen Instituten geprüft worden sei.

Kurz und knapp:

Roche: Der Pharmakonzern kann weitere positive Daten aus seiner Forschungspipeline vermelden. So hat der Konzern mit seiner fix dosierten subkutanen Kombination aus Perjeta und Herceptin bei der Behandlung von Brustkrebs die gesteckten Ziele erreicht. Und weitere Daten zum Mittel Ocrevus haben dessen Wirksamkeit bei der Behandlung von Patienten mit multipler Sklerose untermauert. Wie Roche mitteilte, war die subkutane Fixkombination (FDC) aus Perjeta und Herceptin in Kombination mit intravenöser (IV) Chemotherapie in ihrer Wirksamkeit eine Standard IV-Infusion von Perjeta plus Herceptin und Chemotherapie nicht unterlegen. Der Vorteil dieser neuen Darreichung sei, dass sie innerhalb weniger Minuten verabreicht werden könne und damit Zeit spare. Roche werde diese Daten nun den weltweiten Gesundheitsbehörden vorlegen.

Mit Blick auf das MS-Mittel Ocrevus hat Roche am Fachkongress ECTRIMS neue Daten vorgelegt. Dabei habe sich gezeigt, dass eine frühe und dauerhafte Behandlung mit Ocrevus das Fortschreiten der Behinderung bei Multipler Sklerose reduziere. Diese Daten haben sich der Mitteilung zufolge auf einen Zeitraum von sechs Jahren bezogen. Eine weitere Analyse einer Phase-III-Studie mit dem Mittel habe ergeben, dass bei Patienten mit primär progressiver MS nach sechseinhalb Jahren Ocrevus-Behandlung das Risiko, den Rollstuhl zu benötigen im Vergleich zu Patienten, die das Mittel erst nach der entscheidenden Phase dieser Studie genommen haben, um 42 Prozent sank.

Novartis: Der Pharmakonzern hofft, die Behandlung von Patienten mit Multipler Sklerose (MS) durch den Einsatz von speziellen Biomarkern deutlich verbessern zu können. Die Überwachung der Krankheitsaktivität und der Behandlungseffektivität bei MS-Patienten sei eine große Herausforderung für die Ärzte. Neue Daten zeigten, dass zwei Proteine aus dem Zentralnervensystem im Blut als Echtzeit-Biomarker für MS das Behandlungsmanagement unterstützen könnten, teilt Novartis am Freitag mit.

EQT: Der schwedische Finanzinvestor EQT treibt seine Börsenpläne weiter voran. Die Preisspanne für die Aktien beträgt 62 (5,80 Euro) bis 68 (6,37 Euro) schwedische Kronen, wie die Private-Equity-Firma am Donnerstag mitteilte. Maximal sollen bis 201 Millionen Aktien verkauft werden, was gut 21 Prozent des Aktienkapitals entsprechen würde. Dabei handelt es sich bei 86 Millionen Papieren um neue Anteilsscheine, der Rest stammt aus Beständen der Alteigentümer. Die Zeichnungsfrist beginnt am Freitag und endet am 23. September. Der erste Handelstag am Börsenplatz Stockholm soll der 24. September werden. Die Marktkapitalisierung kann dabei bis zu knapp sechs Milliarden Euro erreichen.

Fraport: Der Flughafenbetreiber Fraport hat am Morgen Verkehrszahlen für den Monat August vorgelegt, was allerdings kaum bewegen sollte. Der Flughafen Frankfurt zählte im August 2019 gut 6,9 Millionen Passagiere, ein Plus von 1,7 Prozent.

Congatec: Das Technologieunternehmen Congatec plant bis Ende 2019 einen Börsengang. Wie der Spezialist für eingebettete Computersysteme am Freitag in Deggendorf mitteilte, geht es dabei um eine Notierung im regulierten Markt (Prime Standard) der Frankfurter Wertpapierbörse. Dabei sollen zum einen neue Aktien in Höhe von 80 Millionen Euro ausgegeben werden und zum anderen bestehende Aktien von Altaktionären in Höhe von 10 Millionen Euro. Zusätzlich werde es eine Mehrzuteilungsoption in Höhe von 15 Prozent des Angebotes geben. Mit dem Geld aus dem Börsengang will das Management das weitere Wachstum und mögliche Zukäufe finanzieren. Im vergangenen Jahr erzielte Congatec einen Umsatz von rund 133 Millionen US-Dollar, was einer Steigerung von rund 25 Prozent innerhalb eines Jahres entspricht. Das Unternehmen entwickelt Systemlösungen für die industrielle Automatisierung, Robotik, Medizintechnik und Transportwesen.

(onvista/dpa-AFX)

Titelfoto: design.gertect / Shutterstock.com

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