Fed-Entscheid und Evergrande: Dow dreht kurz ins Minus – Dax schwächelt kurzfristig
War es das schon mit der Gegenbewegung an den Märkten? Nachdem der Dow Jones, genauso wie der Dax, gut aus den Startlöchern gekommen ist, hat der amerikanische Leitindex relativ schnell wieder 340 Punkte abgegeben und ist kurzfristig ins Minus gerutscht. Von dieser Entwicklung war der Dax nicht gerade begeistert. Nachdem der deutsche Leitindex schon über 1,5 Prozent vorne lag, ist das Plus zwischenzeitlich auf ein Prozent geschrumpft. Mittlerweile ist der Dow wieder im Plus und auch der Dax legt wieder leicht zu
Konjunkturdaten können das Warten auf die Fed nicht wirklich versüßen
Erfreulicher Konjunkturdaten hellen die Stimmung an der Wall Street nur kurzfristig auf. So stieg das chronische Defizit in der US-Leistungsbilanz im zweiten Quartal gegenüber dem Vorquartal weniger stark als von Analysten erwartet. In der Baubranche nahm die Zahl der neu begonnenen Wohnungsbauten zudem stärker zu als gedacht, ferner legte die Zahl der Baugenehmigungen unerwartet und zudem deutlich zu. Trotzdem möchten sich die Anleger vor der morgigen Sitzung der Fed nicht zu weit aus dem Fenster lehnen.
Was macht Powell?
Schenkt der Chef der amerikanischen Notenbank den Märkten noch einen harmonischen Jahresausklang oder stellt er eine mögliche Jahresendrallye auf wackelige Beine? Das hängt davon ab, wann die Fed mit einer Reduzierung ihrer Anleihenkäufe beginnen wird. Leitet Jerome Powell morgen das Tapering der US-Notenbank ein, dann dürfte das den Märkten sicherlich nicht bekommen. Ein weitere Rückschlag wäre wahrscheinlich vorprogrammiert. Beginnt die Fed erst zur Jahreswende mit dem Tapering, dann hätte der Markt noch zwei Monate gewonnen.
Aufgeschoben ist nicht aufgehoben!
Das die Fed mit dem Tapering beginnen wird, steht fest. Daher sollten die Anleger sich auch auf den Zeitpunkt des Startes vorbereiten können. Die Cash-Quote bis zu endgültigen Verkündung des Taperings durch die Fed ist sicherlich nicht der schlechteste Plan. Sollten die Märkte dann auf den Beginn mit einem Rücksetzer reagieren, können Anleger ihr Depot auf den Jahresausklang vorbereiten und Gelegenheiten ausnutzen.
Dann wäre da noch Evergrande
Der zweitgrößte chinesische Immobilienkonzern ist angeschlagen. Man munkelt, dass Evergrande am Donnerstag rund 83 Millionen Dollar Zinsen zahlen muss und dazu nicht in der Lage ist. Viele rechnen damit, dass in diesem Fall Peking eingreifen wird und den Konzern umstrukturieren wird. Ich bin mir da nicht ganz so sicher. Das Xi Jinping die Notierungen an der Wall Street ein Dorn im Auge sind, ist schon lange kein Geheimnis. Da Evergrande fast ausschließlich in China verschuldet ist, könnte Peking auch den Gläubigern unter die Arme greifen und schon wäre ein weiterer chinesischer Konzern von der Wall Street verschwunden. Die Immobilien von Evergrande würden an kleinere staatstreue Unternehmen verteilt. Damit würde ein Domino-Effekt, wie er von vielen Seiten befürchtet wird, auch ausgeschlossen.
Ed Yardeni von Yardeni Research sieht die Sache allerdings anders: „Chinesische Regierungsbeamte sind sich der Schlagzeilen bewusst, die Evergrande mit Lehman vergleichen“, sagte er gegenüber CNBC. „Sie sind sich der Folgen des Scheiterns des Unternehmens bewusst. Also werden sie eingreifen, um es umzustrukturieren. Wenn dies der Fall ist, sollten die Aktienmärkte auf der ganzen Welt Erleichterungsrallyes erleben.“
So oder so bleibt die Lage an der Wall Street angespannt. Zuerst ist Powell Mittwoch an der Reihe und Donnerstag könnte sich die Zukunft von Evergrande entscheiden. Beide Entscheidungen dürfte die Märkte bewegen.
Von Markus Weingran
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