Fed: Erst wird gewählt, dann über die Zinsen gesprochen

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Allerdings gibt es wohl nicht viel zu Diskutieren für die amerikanischen Währungshüter. Nach den Einschätzungen der Analysten wird das kommende Zinstreffen der US-Notenbank Federal Reserve wenig Überraschungen bieten. Die Sitzung findet wegen der anstehenden Kongresswahlen erst an diesem Donnerstag statt. Nach der Zinserhöhung um 0,25 Prozentpunkte im September wird jetzt eine Beibehaltung der Zinsspanne von 2,00 bis 2,25 Prozent erwartet. An dem geldpolitischen Straffungskurs dürfte die Fed trotz der heftigen Kritik von US-Präsident Donald Trump festhalten.

Kurz vor Weihnachten wird es wieder spannend

Die Fed wird laut Ökonomen also zunächst weiterhin an jeder zweiten Sitzung die Leitzinsen anheben. Die nächste Erhöhung steht demnach erst im Dezember an. Zudem wird es Donnerstag auch keine Pressekonferenz geben, auf der eine Zinserhöhung begründet werden könnte. Damit dürfte wohl klar sein, dass es nicht viel zu verändern gibt.

Einige Beobachter hatten zuletzt die Fed zu einem vorsichtigeren Kurs aufgefordert. Sie verwiesen auf die Kursverluste an den Aktienmärkten und einige etwas schwächere Wirtschaftsdaten. So stagnierte zuletzt der Immobilienmarkt, der konjunkturelle Probleme oft frühzeitig anzeigt.

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Fed dürfte ihrem Kurs treu bleiben

Trotz lauter und leiserer Kritik wird Jerome Powell wohl nicht von seinen Plänen abrücken. „Die Fed wird sich von solchen Argumenten allerdings vorerst wenig beeindrucken lassen“, schreibt Bernd Weidensteiner, Ökonom bei der Commerzbank. Schließlich liege eine gewisse Abkühlung durchaus im Interesse der Fed. Das zuletzt sehr kräftige Wachstum riskiere eine Überhitzung der US-Wirtschaft. Zudem nehme der Lohndruck langsam zu. „Weitere moderate Zinserhöhungen ersparen der Fed vor diesem Hintergrund ein kräftiges Bremsmanöver, um eine heiß gelaufene Wirtschaft wieder unter Kontrolle zu bringen“, schreibt Weidensteiner.

Die Märkte dürften vor allem auf das Statement der Notenbank schauen. „Hier könnte die Einschätzung zur aktuellen Konjunkturentwicklung etwas weniger euphorisch klingen als noch im September“, schreibt Ökonomin Christiane von Berg von der Bayern LB. Mit dem anhaltend hohen Wirtschaftswachstum dürfte sich die Notenbank aber weiter zufrieden zeigen. An der Risikoeinschätzung dürfte sich laut von Berg kaum etwas ändern. So habe sich der globale Handelskonflikt nicht weiter verschärft und die erhöhten Finanzmarktschwankungen seien nicht stark genug.

Ausblick viel interessanter

Spannender dürfte werden, ob sich die US-Notenbank schon für 2019 in die Karten schauen lässt. Aufgrund der jüngsten Fed-Aussagen wird erwartet, dass sie den Leitzins zumindest bis auf ein neutrales Niveau anhebt, bei dem die Konjunktur also weder gestützt noch gedämpft wird. Die Notenbank sieht den neutralen Zins bei rund drei Prozent. Was danach passiert, gilt als offen. Einige Notenbanker, darunter Fed-Chef Jerome Powell, befürworten Zinserhöhungen, die zumindest etwas über das neutrale Niveau hinausgehen könnten. So verschafft sich die Notenbank wieder etwas Spielraum, wenn es nicht so laufen sollte wie gewünscht.

US-Präsident kann ruhig weiter schimpfen

Die zuletzt heftige Kritik von Donald Trump an der Fed hat Notenbankchef Powell bisher offenbar wenig beeindruckt. Trump hatte die Geldpolitiker als „verrückt“ und als eine Gefahr für die US-Wirtschaft bezeichnet. Es bleibt offen, ob Trump seine Rhetorik nach den Kongresswahlen abmildern wird oder kurz vor Weihnachten zum „Grinch“ mutiert.

onvista/dapAFX

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Foto: Orhan Cam / Shutterstock.com

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