Forderungen der Bundesbank im System der Euro-Notenbanken nahe Billionengrenze

Reuters · Uhr

Berlin (Reuters) - Mit den ausgeweiteten Anleihekäufen der EZB nähern sich die Forderungen der Bundesbank im Zahlungssystem der Euro-Notenbanken der Billionenmarke.

Die im Fachjargon als deutscher Target2-Saldo bekannte Kennziffer stieg im März um 113,6 Milliarden auf nunmehr 935,1 Milliarden Euro und damit den höchsten Stand seit Juni 2019, wie die Bundesbank am Dienstag mitteilte. Die Target2-Salden zeigen die Verbindlichkeiten und Forderungen an, die bei den nationalen Notenbanken beim grenzüberschreitenden Zahlungsverkehr der Kreditinstitute entstehen, der in der Euro-Zone über das Verrechnungssystem Target2 abgewickelt wird. Deutschland ist dabei der größte Gläubiger.

Manche Experten sehen darin eine Gefahr: Sie fürchten, dass die Bundesbank auf den Forderungen sitzenbleiben könnte, sollte der Währungsraum auseinanderbrechen. Andere Volkswirte halten diese Befürchtungen für übertrieben.

Die Bundesbank führt den Anstieg des deutschen Target2-Saldos im März auf verschiedene Einflussfaktoren zurück: "Dazu zählen die üblichen Stichtagseffekte, die am Quartalsende immer stark ausgeprägt sind", erklärte die deutsche Zentralbank. "Außerdem haben die Effekte der geldpolitischen Maßnahmen, insbesondere der ausgeweiteten Ankaufprogramme, zum Anstieg beigetragen." Die Bundesbank rechnet damit, dass die Forderungen der Bundesbank im Zahlungssystem der Euro-Notenbanken weiter zunehmen könnten: "Auf mittlere Sicht bleiben die Geldpolitik und das Marktumfeld entscheidend."

Die Europäische Zentralbank (EZB) erwarb im März im Rahmen ihres seit 2015 laufenden Kaufprogramms Schuldtitel der Euro-Länder im Volumen von 33,75 Milliarden Euro. Allein auf italienische Anleihen entfielen rund 35 Prozent. Das ist deutlich mehr als die von der EZB gesetzten Regeln für das von der Coronakrise hart getroffene Land eigentlich vorsehen. Mit den Käufen halten die Währungshüter die Anleiherenditen im Zaum. Damit sorgen sie dafür, dass sich die Euro-Länder weiterhin vergleichweise günstig am Kapitalmarkt refinanzieren können.

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