Forscher - Maßnahmen zur Virus-Eindämmung kosteten 117.000 Jobs

Reuters · Uhr

Berlin (Reuters) - Die in Deutschland verhängten wirtschaftlichen Einschränkungen zur Eindämmung der Virus-Ausbreitung haben nach Berechnungen von Wissenschaftlern über 100.000 Arbeitsplätze gekostet.

"Insgesamt haben die Shutdown-Maßnahmen kurzfristig zu einer Zunahme der Arbeitslosigkeit um 117.000 Personen geführt", sagte Enzo Weber von Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) am Mittwoch der Nachrichtenagentur Reuters. "Allerdings hätte ohne die Maßnahmen bei einer unkontrollierten Ausbreitung des Virus möglicherweise noch größerer Schaden entstehen können."

Weber und seine Kollegin Anja Bauer beim Forschungsinstitut der Bundesagentur für Arbeit (BA) untersuchten die kurzfristigen Arbeitsmarkteffekte der Coronavirus-Eindämmungsmaßnahmen bis Mitte April. Nach ihren Berechnungen wurden bis dahin etwa 64.000 Jobs wegen dieser Maßnahmen zusätzlich beendet, während zugleich 53.000 Neueinstellungen unterblieben. "Das macht deutlich mehr als die Hälfte des arbeitsmarktbedingten Anstiegs der Arbeitslosigkeit aus", erklärte Weber. Sondereffekte wie die Zunahme der Arbeitslosigkeit dadurch, dass weniger Personen in Fortbildungsprogrammen waren, blieben dabei außen vor.

Angesichts des Jobverlusts plädierte Weber für eine Wirtschaftsbelebung. Es müssten "alle Möglichkeiten ausgelotet werden, wie die Wirtschaftstätigkeit bei einer hinreichenden Eindämmung des Virus reaktiviert werden kann".

Die BA legt kommende Woche die Arbeitsmarktzahlen für Mai und erste Zahlen zur realisierten Kurzarbeit im März vor. Im April war die registrierte Arbeitslosigkeit um 308.000 auf knapp 2,65 Millionen gestiegen.

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