Frankreich schneller als Deutschland mit Auto-Kaufprämie

Reuters · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Berlin/Frankfurt/München (Reuters) - Während in Deutschland Kaufprämien für Autos als Instrument gegen die Corona-Krise noch umstritten sind, will Frankreich seine Autoindustrie mit direkten staatlichen Kaufanreizen stützen.

Dabei wird ein Schwerpunkt auf Elektroautos gelegt, für die der Kaufzuschuss auf 7000 von 6000 Euro erhöht wird. Für Autos mit Verbrennungsmotor zahlt der Staat einen Bonus von 3000 Euro, um die Halde von rund 400.000 vor allem wegen der Corona-Beschränkungen unverkauften Fahrzeuge abzubauen. Die Bundesregierung sucht eine Lösung für die wichtigste deutsche Industrie im Rahmen eines Konjunkturprogramms, über das am 2. Juni beraten werden soll.

"Ich bin sehr dafür, dass Elektroautos die meiste Förderung bekommen", sagte der Ministerpräsident des VW-Heimat-Bundeslandes Niedersachsen, Stephan Weil, dem "Redaktionsnetzwerk Deutschland" am Mittwoch. Emissionsarme Benziner und Diesel sollten aber nicht ausgeschlossen werden. Zudem schlug er eine Brückenlösung vor: "Wer sich heute verpflichtet, in zwei Jahren ein E-Auto zu kaufen, könnte jetzt ein attraktives Leasing-Angebot für einen modernen Benziner oder Diesel bekommen." In Deutschland gibt es bereits eine Kaufprämie für E-Autos, sie wurde in diesem Jahr auf 6000 Euro erhöht. Durch die Förderung von E-Autos und Hybridwagen könnten die Autohersteller auch ihre Klimaschutzziele in der EU leichter erreichen, erklärte Patrick Hummel, Branchenexperte der Schweizer Bank UBS.

FÖRDERUNG VON VERBRENNERN ODER NICHT?

Die Corona-Krise hat zu einem Einbruch der weltweiten Auto-Nachfrage geführt und Deutschlands Schlüsselbranche in Schwierigkeiten gebracht. Der Verband der Automobilindustrie (VDA), die Autoländer Niedersachsen, Bayern und Baden-Württemberg sowie Teile von CDU/CSU sind für eine Kaufprämie, die Autos mit emissionsarmen Verbrennungsmotoren einschließt. "Wichtig ist jetzt, Konjunktur und Klimaschutz in Einklang zu bringen", erklärte VDA-Präsidentin Hildegard Müller. Den größten Hebel hierfür biete neben Steuersenkungen und Bürokratieabbau eine Prämie, die eine breite Nachfrage nach umwelt- und klimafreundlichen Fahrzeugen insgesamt ankurbele.

Das Bundesumweltministerium, Umweltverbände und Teile der SPD wollen dagegen ein Konjunkturprogramm, das den Klimaschutz in den Mittelpunkt stellt. Ökonomen, zuletzt die Wirtschaftsweisen, halten nichts von einer Kaufprämie, die nach ihrer Meinung nur ein Strohfeuer wäre und Strukturen zementiert, statt die Umstellung der Autoindustrie auf Elektromobilität zu fördern. Sogar knapp zwei Drittel der Deutschen lehnten in einer Umfrage von infratest dimap Anfang Mai Kaufprämien für Neufahrzeuge ab.

Auch BDI-Chef Dieter Kempf hält eine Auto-Kaufprämie nicht für das richtige Instrument, um die Autoindustrie zu stützen. Besser sei ein möglichst breites Konjunkturprogramm, das die Nachfrage stärkt. "Es fehlt an Investitionslust und Kauflust", sagte der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI) im Münchner Club Wirtschaftspresse. Dass die Autoindustrie Hilfe brauche, steht für Kempf außer Frage. "Einen Niedergang der deutschen Autoindustrie können wir uns nicht leisten."

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