Fusion noch nicht vom Tisch – Deutsche Bank und Commerzbank führen weiter intensive Gespräche

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Bei der Fusion der beiden großen deutschen Geldhäuser Commerzbank und Deutsche Bank ist das letzte Wort wohl noch lange nicht gesprochen. Wie der „Focus“ unter Berufung auf informierte Personen berichtet, befinden sich die beiden Vorstandsvorsitzenden Christian Sewing und Martin Zielke wieder in intensiven Gesprächen. Beide hätten sich vorher das Mandat von ihrem jeweiligen Vorstand und Aufsichtsrat geben lassen, hieß es.

EZB-Verkündung kommt im Banken-Sektor nicht gut an

Der Druck auf die beiden krisengebeutelten Banken ist durch den jüngsten Rückschlag noch einmal verstärkt worden. Nach der Verkündung der Europäischen Zentralbank am Donnerstag, die geplanten Zinserhöhungen bis 2020 ad acta zu legen und neue Geldspritzen in Aussicht zu stellen, sind die Aktienkurse der beiden Geldhäuser erneut scharf eingebrochen. Die Aussicht auf einen weiter verlängerten Nullzins bedroht das Ertragsgeschäft der Banken mehr als weitere Hilfen durch Geldspritzen.

Auch einen Tag nach dem EZB-Beben leiden die Kurse weiter. Die Commerzbank hat bis zum frühen Mittag einen weiteren Verlust von gut 0,6 Prozent hinnehmen müssen, ähnlich wie die Deutsche Bank, die bei knapp 0,7 Prozent im Minus liegt.

Deutsche Bank und Commerzbank im Tageschart (Xetra)

Kann eine Fusion die Probleme lösen?

Eine Fusion der beiden Banken wird als ein möglicher Weg aus der Krise gesehen. Deutsche-Bank-Vorstand Sewing liegt mit seinem vor einem Jahr angekündigten Neustrukturierungs-Plan hinten an. Allein scheint die Bank ihre Probleme nicht lösen zu können. Bisher hält der Konzern an seinen Rentabilitätszielen für 2019 fest, hat aber deutlich gemacht, dass es bei einer weiterhin schwierigen Marktlage ohne massive Kostensenkungen nicht gehen wird. Die Commerzbank sieht sich ganz ähnlichen Problemen gegenübergestellt. Ein Zusammenschluss könnte die nötigen Kräfte für eine Neustrukturierung freisetzen.

Auch Finanzminister Olaf Scholz hat mehrfach die Bedeutung einer starken deutschen Großbank betont und kritisiert, dass es in den vergangenen Jahren in Deutschland keine Industriepolitik in der Finanzbranche gegeben habe.

Kritische Stimmen gibt es jedoch auch zur Genüge. Die US-Großbank JPMorgan hat in einer Einschätzung klargestellt, dass ein Zusammenschluss die Gewinne kurzfristig kaum verbessern und zu höheren Kapitalanforderungen führen dürfte.

Vorstand Hannspeter Schubert von der auf Mittelstandsbeteiligungen und -finanzierungen spezialisierten Blue Cap AG kann einer Fusion wenig abgewinnen. „Momentan spricht für ein Zusammengehen von CoBa und Deutscher Bank lediglich, dass beide Banken die gleichen Probleme haben: Die Kosten für Personal und Regulatorik sind zu hoch und das bei auf Dauer niedrigen Zinsmargen. Diese Herausforderungen bleiben auch bei einem Zusammengehen, nichts wird dadurch für den Kunden besser.“ Er sei daher klar gegen einen Zusammenschluss.

(Onvista-Redaktion/reuters/dpa-AFX)

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Titelfoto: 360b / Shutterstock.com

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