GEA: Für 2019 „weniger zuversichtlich“ ++ VW: Droht eine Klagewelle? ++ EZB-Chefvolkswirt: Italiens Pläne verpuffen

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Zum Glück ist heute Black Friday. Die weltweite Schnäppchenjagd tröstet über die Tristesse am deutschen Markt hinweg. Der Mittwoch entpuppt sich immer mehr als ein kleines Strohfeuerahres. Der deutsche Leitindex steuert auf einen Wochenverlust von deutlich mehr als 1 Prozent zu. Damit verabschiedet sich auch der November vorläufig von einer positiven Performance.

Jahresendrally fällt aus?

Das Wort, dass eine positive Entwicklung am Aktienmarkt in den letzten Wochen des Jahres beschreibt, nehmen nur noch die wenigsten Experten in den Mund. Aktuell sieht es nicht danach aus, dass die Märkte noch einen starken Schlussspurt hinlegen. In unserem Börsenpodcast com´on haben wir über den möglichen Ausgang des Jahres gesprochen. Hören Sie einfach mal rein.

Dax tritt auf der Stelle

Der deutsche Leitindex scheint heute auch in die Schnäppchenjagd eingestiegen zu sein. Zum Handelsauftakt bewegt er sich kaum und liegt mit 11.152,25 Punkten leicht 0,12 Prozent im Plus. Danach startet er die gewohnte Achterbahnfahrt. Es geht runter ins Minus und wieder rauf ins Plus.

EZB-Chefvolkswirt warnt Italien

Peter Praet hält überhaupt nichts von den italienischen Plänen zum Staatshaushalt. Die Europäische Zentralbank (EZB) hat im Streit um den Staatshaushalt eine deutliche Warnung in Richtung der italienischen Regierung geschickt. „Die aktuellen Finanzierungsbedingungen in Italien sind viel zu straff für ein Land mit schwachem Wachstum und niedriger Inflation“, sagte EZB-Chefvolkswirt Peter Praet in einem Interview mit dem „Handelsblatt“, das auf der Internetseite der Zeitung veröffentlicht wurde. Praet spielte damit auf den zuletzt starken Anstieg der Renditen für italienische Staatsanleihen an.

Italien kennt die Gefahr

Vor allem der Anstieg der langfristigen Zinsen und jüngste Kursverluste bei Aktien italienischer Banken bereiten dem Notenbanker Sorgen. „Die Banken werden schließlich die strafferen Bedingungen, denen sie ausgesetzt sind, an die Kunden weitergeben müssen“, sagte Praet. Seiner Einschätzung nach werden positive Effekte durch höhere Staatsausgaben hierdurch „mindestens aufgewogen“.

Kurswechsel soll die Lösung sein

Der Rat in Richtung der Regierung in Rom lautet: „Italien braucht angebotsorientierte Reformen, um die geringere Produktivität zu verbessern.“ Allerdings stellte Praet fest, dass in diese Richtung nichts passiere. „Es geht nur um höhere Ausgaben.“

Deutschlands Konjunktur schrumpft

Jetzt ist es amtlich: Der Aufschwung in Deutschland ist im Sommer ins Stocken geraten. Belastet von Problemen der Autoindustrie und schwächelnden Exporten schrumpfte die deutsche Wirtschaft zum ersten Mal seit dreieinhalb Jahren wieder. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) verringerte sich im dritten Quartal gegenüber dem Vorquartal um 0,2 Prozent, wie das Statistische Bundesamt am Freitag mitteilte. Die Wiesbadener Behörde bestätigte damit vorläufige Daten. Zum letzten Mal war die Wirtschaftsleistung in Europas größter Volkswirtschaft im ersten Vierteljahr 2015 rückläufig. Ökonomen rechnen trotz des schwachen Sommerquartals mit einer Fortsetzung des Aufschwungs.

Gea: Anleger sind enttäuscht

Der Maschinenbauer Gea rechnet nach einigen Rückschlägen im laufenden Jahr mit noch mehr Herausforderungen in 2019. „Trotz der aktuell guten Volumenentwicklung in 2018 sieht GEA die Entwicklung des Geschäfts in 2019 weniger zuversichtlich“, hieß es in einer am Donnerstagabend verbreiteten Mitteilung des Unternehmens.

Schwieriges Geschäftsjahr voraus

2019 werden sich die gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen Gea zufolge eintrüben. Zudem rechnet das Unternehmen mit weiter steigenden Material- und Personalkosten. Beides werde sich belastend auswirken. Im laufenden Jahr geht Gea nur noch von einer operativen Cash-Flow-Treiber-Marge von 6,5 bis 7,0 Prozent aus, die laut Gea den Saldo aus operativem Ergebnis (EBITDA), Veränderung des Working Capitals und Investitionsvolumen darstellt. Bisher hatte das Ziel bei etwa 8,5 Prozent gelegen. Hintergrund der neuen Einschätzung sei das im laufenden Geschäftsjahr volumenbedingt länger als im Vorjahr anhaltende hohe Niveau des Working Capital. Die weiteren Kennzahlen des Ausblicks und die Annahmen für das Geschäftsjahr 2018 bleiben aber unverändert.

Anleger wenden sich ab

Die Aktie verliert zum Handelsauftakt über 8 Prozent. Damit setzt die Aktie ihre Talfahrt weiter fort. Seit Anfang des Jahres hat sich das Wertpapier fast halbiert.

VW: Wird es jetzt richtig teuer für die Wolfsburger?

Die Aktie von Volkswagen startet mit Verlusten in den Handelstag. Börsianern zufolge wirkte ein Gerichtsurteil vom Donnerstag noch negativ nach. Das Landgericht Augsburg hatte entschieden, dass VW wegen des Abgas-Skandals dem Besitzer eines Diesel-Autos den vollen Kaufpreis des Autos zuzüglich Zinsen zurückerstatten muss. Auf die Wolfsburger könnten nun im schlimmsten Fall erhebliche Kosten zukommen, sagte ein Händler. Schließlich gehe es um Millionen betroffene Autos. Verglichen mit den Kursstürzen, welche Bayer nach der Klagewelle in den USA verkraften musste, kommt VW heute mit rund einem Prozent Minus mehr als glimpflich davon. Aber es gibt ja auch noch positive Nachrichten aus Wolfsburg.

VW rüstet in Sachen Digitalisierung weiter auf

Nach der strategischen Partnerschaft mit dem Software-Riesen Microsoft steigt der Konzern bei einem deutschen Digital-Spezialisten ein. VW erwerbe 49 Prozent der Anteile am Digitalisierungsdienstleister Diconium in Stuttgart, teilte der Konzern in Wolfsburg mit. Dies stehe noch unter dem Vorbehalt der kartellrechtlichen Genehmigung. Über den Kaufpreis sei Stillschweigen vereinbart worden, sagte Christoph Hartung, Leiter Mobilitätsdienste der Marke Volkswagen.

Börsengang von Traton soll konkreter werden

Der Aufsichtsrat von Volkswagen will einem Pressebericht zufolge im Dezember über den Börsengang der Lkw-Tochter Traton beraten. Wenige Tage vor Weihnachten sei dazu ein außerordentliches Treffen des 20-köpfigen Kontrollrats geplant, berichtet das „Handelsblatt“ am Freitag unter Berufung auf Konzernkreise. Beschlüsse werde der Aufsichtsrat nach derzeitigem Stand nicht fällen, vielmehr solle das Gremium über den Stand der Vorbereitungen informiert werden. Das Unternehmen wollte dies gegenüber der Zeitung nicht kommentieren.

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Tag des Zuhörens

Gute Nachrichten für Brüssel und Rom. Neben dem Black Friday ist heute auch noch der Tag des Zuhörens. Vielleicht kommen der italienische Vizepräsident Matteo Salvini und EU Wirtschaftskommissar Pierre Moscovici kurz vor dem Wochenende noch zusammen und hören sich an, was der andere zu sagen hat.

Kurz & knapp:

Tencent: Der chinesische Internetkonzern macht Kreisen zufolge Ernst mit den Börsenplänen für seine Musiksparte. Die Tencent Music Entertainment Group solle in Kürze in den USA an die Börse, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg am Freitag unter Berufung auf informierte Personen. Die Angebotsfrist für die Aktien beginne am 4. Dezember, als erster Handelstag werde der 12. Dezember angepeilt. Der Termin könne sich je nach Marktlage aber noch ändern. Tencent wollte die Informationen Bloomberg zufolge nicht bestätigen. Das „Wall Street Journal“ hatte zuletzt berichtet, dass die Tencent-Musiksparte eigentlich bereits Ende Oktober an die Börse gehen sollte. Der Termin wurde aber angesichts der weltweiten Kursturbulenzen verschoben, um die Bewertung des Geschäfts nicht zu beeinträchtigen.

Allianz: Vorstandschef Oliver Bäte hat einen neuen Fünfjahresvertrag bekommen. Der im September 2019 auslaufende Vertrag sei bis 2024 verlängert worden, teilte der Versicherer am Freitag in München mit. „Unter der Führung von Herrn Bäte hat sich die Allianz in den vergangenen drei Jahren sehr gut entwickelt“, sagte Bätes Vorgänger, Aufsichtsratschef Michael Diekmann. „Der Aufsichtsrat ist überzeugt, in ihm den richtigen Vorstandsvorsitzenden auch für die vor uns liegenden Herausforderungen zu haben.“ Bäte stellt am kommenden Freitag den Investoren seine strategischen Pläne für die nächsten Jahre vor.

Vapiano: Die Investmentbank Equinet hat das Kursziel für die Restaurant-Kette nach einem Bericht über ein anstehendes Delisting der Aktien von 20 auf 11 Euro nahezu halbiert, die Einstufung jedoch auf „Buy“ belassen. Er vermute, dass die großen Aktionäre ausdrücklich an Vapiano festhalten, anstatt ihre Aktien zu veräußern, schrieb Analyst Christian Bruns in einer am Freitag vorliegenden Studie. Eher noch dürften sie ihre Anteile aufstocken. Seine fundamentale Einschätzung von Vapiano sei jedoch vorsichtiger geworden und er habe die Schätzungen gekürzt.

Von Markus Weingran

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Foto: AR Pictures / Shutterstock.com

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