Gemeinsame China-Politik Thema bei EU-Gipfel in Slowenien
Brdo (Reuters) - Die Europäische Union (EU) bemüht sich bei einem Gipfeltreffen um eine gemeinsame Linie in ihrer China-Politik.
Zum Auftakt der Begegnung in Slowenien sagte EU-Ratspräsident Charles Michel am Dienstagabend, die Gemeinschaft müsse angesichts der veränderten Haltung der USA in der Außenpolitik mehr eigene Schlagkraft entwickeln. Die Washingtoner Regierung hatte zuletzt europäische Bitten um eine Verlängerung der Luftbrücke aus Afghanistan ausgeschlagen. Zudem fühlte sich Frankreich durch eine sicherheitspolitische Allianz der USA mit Großbritannien und Australien als Gegengewicht zu China düpiert. Die EU müsse gemeinsam die passende Antwort finden, so Michel.
Das Treffen der 27 Staats- und Regierungschefs ist der erste EU-Gipfel zur chinesisch-europäischen Strategie seit der Verhängung von Sanktionen gegen die Volksrepublik. Gemeinsam mit den USA, Großbritannien und Kanada hatte die EU am 22. März Strafmaßnahmen gegen chinesische Beamte wegen Menschenrechtsverletzungen erlassen. China antwortete darauf mit Sanktionen gegen EU-Abgeordnete, woraufhin das geplante Investitionsabkommen zwischen der EU und China erst einmal auf Eis gelegt wurde. "Die EU hat versucht, eine Konfrontation mit Peking zu vermeiden, aber wir können China nicht länger als gütigen Handelspartner betrachten", sagte ein EU-Diplomat.
Von dem Gipfel-Auftaktdinner wurden keine offiziellen Entscheidungen erwartet. In EU-Kreisen hoffte man allerdings darauf, dass die informelle Begegnung Impulse für die Diskussion über das Verhältnis der Gemeinschaft zu den USA und zu China bringt. Dabei geht es zugleich um mehr außenpolitische Unabhängigkeit der EU von den USA als auch um den Platz der EU in der stärker auf Asien ausgerichteten US-Außenpolitik. Am Mittwoch wechselt der Fokus des EU-Gipfels, dann stehen Gespräche mit den Staats- und Regierungschefs der in die EU strebenden Westbalkan-Staaten an.