GESAMT-ROUNDUP: Leopoldina empfiehlt vorsichtigen Wiederbeginn an Schulen
BERLIN/WASHINGTON/MADRID (dpa-AFX) - Dieses Ostern zu Corona-Zeiten wird lange in Erinnerung bleiben. Die Kirchen sind leer. Draußen heißt es immer noch: Abstand halten. Wie lange dauert das alles noch? Wann, zum Beispiel, geht die Schule wieder los? Die nationale Wissenschafts-Akademie Leopoldina empfiehlt, Grundschulen und Sekundarstufe 1 schrittweise wieder zu öffnen. Am Mittwoch will Bundeskanzlerin Angela Merkel mit den Ministerpräsidenten über das weitere Vorgehen beraten.
Im Ausland gibt es unterschiedliche Entwicklungen. In Spanien sind Hunderttausende nach dem verordneten "Winterschlaf" wieder zurück am Arbeitsplatz. In den USA will Präsident Donald Trump die Wirtschaft möglichst schnell wieder hochfahren. Vorwürfe, er habe die Gefahr unterschätzt, weist er zurück. In Großbritannien darf Premierminister Boris Johnson das Krankenhaus verlassen. Viele Landsleute sorgen sich aber immer noch sehr.
LEOPOLDINA WILL GRUNDSCHULEN UND SEKUNDARSTUFE I ALS ERSTE ÖFFNEN
Die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina empfiehlt, unter bestimmten Voraussetzungen so bald wie möglich zuerst Grundschulen und die Sekundarstufe I schrittweise zu öffnen. In der am Montag veröffentlichten Stellungnahme heißt es zu den Voraussetzungen, die Infektionen müssten auf niedrigem Niveau stabilisiert und die bekannten Hygieneregeln eingehalten werden. Zudem sprechen sich die Experten für eine Masken-Pflicht etwa in Bussen und Bahnen aus.
Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte die Studie der Leopoldina als "sehr wichtig" für das weitere Vorgehen bezeichnet. Zur Sekundarstufe 1 gehören etwa Hauptschulen, Realschulen, Gesamtschulen bis Klasse 10 sowie Gymnasien bis einschließlich der Klassen 9 beziehungsweise 10. Am Mittwoch will Merkel mit den Ministerpräsidenten in einer Schaltkonferenz die Lage bewerten. Zuvor tagt erneut das Corona-Krisenkabinett.
ETWA 125 000 INFEKTIONEN IN DEUTSCHLAND REGISTRIERT
In Deutschland sind bis Ostermontag mindestens 124 189 Infektionen mit dem neuen Coronavirus registriert worden. Mindestens 2834 Menschen starben bundesweit daran. Das geht aus einer Auswertung der Deutschen Presse-Agentur auf Grundlage von Angaben aus den Bundesländern hervor. Nach Schätzungen des Robert Koch-Instituts haben etwa 64 300 Menschen die Infektion überstanden, etwa die Hälfte der bisher erfassten Infizierten. Die tatsächliche Zahl dürfte noch weit darüber liegen - unter anderem, weil zahlreiche Infektionen, die mild oder ganz ohne Symptome verliefen, gar nicht durch Tests erfasst wurden.
SPANIEN LOCKERT VORSICHTIG "WINTERSCHLAF"
In Spanien durften Hunderttausende erstmals nach zwei Wochen wieder zur Arbeit fahren. In Regionen, in denen der Ostermontag kein Feiertag ist, ging der sogenannte Winterschlaf zu Ende, mit dem die Regierung in Madrid den Kampf gegen die Corona-Pandemie intensiviert hatte. Dazu gehörte auch die Hauptstadt selbst, wo Polizeibeamte in U-Bahn-Stationen und Bahnhöfen Schutzmasken ausgaben. In anderen Regionen wie Katalonien, dem Baskenland oder den Balearen blieb es bei den Beschränkungen. Ministerpräsident Pedro Sánchez betonte, erste richtige Lockerungen werde es "frühestens in zwei Wochen" geben. Der Ausnahmezustand gilt bislang bis einschließlich 25. April.
TRUMP WILL US-WIRTSCHAFT BALD WIEDER HOCHFAHREN
Das öffentliche Leben in den Vereinigten Staaten steht wegen der Krise in weiten Teilen still. Inzwischen hat kein anderes Land der Welt so viele Tote durch die Epidemie zu beklagen. Bis zum Abend des Ostersonntags starben dort mehr als 22 000 Menschen. Präsident Donald Trump will die Wirtschaft nun aber rasch wieder zum Laufen bringen. Voraussichtlich an diesem Dienstag soll ein Expertengremium präsentiert werden, das über den Zeitplan für eine Lockerung der geltenden Beschränkungen beraten soll.
Am Sonntag versuchte Trump den Vorwurf zu entkräften, er habe zu spät auf die heraufziehende Pandemie reagiert. Auf Twitter schrieb er: "Korrupte Medien!". Ranghohe Berater des Präsidenten hatten Medienberichten zufolge bereits Ende Januar vor einer Coronavirus-Pandemie gewarnt, in deren Folge Hunderttausende Amerikaner ums Leben kommen könnten. Trump selbst beteuerte noch bis Anfang März, das Virus sei für die USA kein Grund zur Sorge.
ITALIEN ZÄHLT WENIGER TODESFÄLLE
Einen Hoffnungsschimmer gibt es aus Italien. Dort wurden am Ostersonntag 431 Corona-Tote binnen 24 Stunden registriert. So niedrig war der Anstieg seit längerem nicht. Insgesamt starben in dem Land seit Februar 19 899 Menschen im Zusammenhang mit der Covid-19-Krankheit, wie der Zivilschutz mitteilte. Die Gesamtzahl der Infizierten stieg moderat auf 156 363 Fälle.
GROSSBRITANNIEN NOCH NICHT ÜBER DEN BERG
In Großbritannien hingegen stieg die Zahl der Corona-Todesopfer am Osterwochenende über die Marke von 10 000. Experten gehen von einer noch viel höheren Zahl aus, weil vor allem viele Opfer in Seniorenheimen noch nicht erfasst sind. Viele fürchten, dass das britische Gesundheitssystem der Krise nicht bewältigen kann. Immerhin hat der an Covid-19 erkrankte Premierminister Boris Johnson wohl das Schlimmste überstanden. Nach der Behandlung auf der Intensivstation erholt er sich nun auf dem Landsitz Chequers. Der 55-Jährige lobte die Mitarbeiter des St. Thomas' Hospitals in höchsten Tönen: "Ich verdanke ihnen mein Leben."
PAPST MAHNT ZU SOLIDARITÄT
Papst Franziskus forderte angesichts der weltweiten Corona-Pandemie in seiner Osterbotschaft einen Kurswechsel. "Gleichgültigkeit, Egoismus, Spaltung und Vergessen sind wahrlich nicht die Worte, die wir in dieser Zeit hören wollen", sagte das katholische Kirchenoberhaupt am Sonntag im fast leeren Petersdom. Anschließend spendete Franziskus den Segen "Urbi et Orbi" - der Stadt und dem Erdkreis. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, sagte, die Corona-Pandemie könne sogar zum "Glücksfall der Geschichte" werden. "Hoffentlich lehrt uns diese Krise, wie sehr wir aufeinander angewiesen sind." Die Krise, so schlimm sie sei, habe viel Gutes hervorgebracht.
VON DER LEYEN SETZT AUF BALDIGEN IMPFSTOFF
Mit Blick auf die weltweite Suche nach einem Corona-Impfstoff zeigt sich EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen optimistisch. Sie hofft, dass Ende des Jahres ein Impfstoff entwickelt sein könnte. Mit der Corona-Ausbreitung ist ein Wettbewerb zwischen Biotech-Firmen und Forschungsinstituten weltweit entbrannt, um einen wirksamen Impfstoff herzustellen. Dennoch rechnen die wenigsten Experten damit, dass es noch dieses Jahr einen gut wirksamen, sorgsam abgesicherten und in immensen Mengen verfügbaren Impfstoff geben kann.
PLÄNE FÜR FUSSBALL-EM STEHEN ABERMALS IN FRAGE
Wegen der Coronakrise könnten die Pläne für die verschobene Fußball-Europameisterschaft abermals ins Wanken geraten. Der Wunsch des Dachverbands UEFA, das Turnier - wie eigentlich für diesen Sommer geplant - 2021 in den gleichen zwölf Spielorten auszurichten, droht zu platzen. Medienberichten zufolge gibt es in mehreren Städten Probleme mit dem neuen Termin. Auch aus dem einzigen deutschen Spielort München gibt es noch keine endgültige Zusage. Dort soll neben den deutschen Gruppenspielen ein Viertelfinale stattfinden. Mit Blick auf die EM 2024, die komplett in Deutschland stattfinden wird, erscheint ein Rückzug Münchens aber sehr unwahrscheinlich./jac/scb/pky/cfn/si/gma/ro/DP/fba