Gilead Siences: Euphorie um Medikament Remdesivir – Wirkungsvoll gegen Corona? Aktie springt zweistellig nach oben

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Nachdem der gestrige Handelstag eher ziellos verlaufen ist und die Börsen keine eindeutige Richtung finden konnten, hat am späten Abend die Hoffnung auf ein wirkungsvolles Medikament gegen das Coronavirus doch noch für etwas Euphorie gesorgt. Der Dax steht zum Mittag gut 3,8 Prozent im Plus bei über 10.700 Punkten.

Das Unternehmen, auf das sich das Interesse der Anleger gestern gerichtet hat, ist Gilead Siences – vage Berichte darüber, dass das Medikament Remdesivir des Pharmaunternehmens Erfolge bei Covid-19-Patienten erzielt hat, haben für einen starken Kursanstieg der Aktie gesorgt. Die Papiere stiegen im vorbörslichen US-Geschäft um 13 Prozent auf ein Zweieinhalb-Jahres-Hoch von 86,49 Dollar. „Das ist zwar kein Impfstoff“, sagte Neil Wilson, Chef-Analyst des Online-Brokers Markets.com. „Aber alles, was dabei hilft, die Wirtschaft schnell wieder in Schwung zu bringen, ist ein großer Pluspunkt.“

Ebola-Medikament Remdesivir  zeigt Wirkung gegen Corona

In einer Studie der Universitätsklinik in Chicago führte das ursprünglich gegen Ebola entwickelte Mittel Remdesivir zu einer schnellen Fiebersenkung und einem Rückgang der Symptome der Lungenkrankheit, so dass fast alle Patienten in weniger als einer Woche entlassen werden konnten, wie aus einem am Donnerstagabend veröffentlichten Bericht der Onlineplattform für Medizinnachrichten, STAT, hervorgeht. Gilead erklärte, die vollständigen Daten müssten noch analysiert werden, um daraus Schlussfolgerungen ziehen zu können.

Die Uniklinik in Chicago wies allerdings in einer E-Mail darauf hin, dass Teildaten aus einer laufenden Studie nicht genutzt werden sollten, um daraus Ergebnisse herzuleiten. Informationen aus einem internen Forum für Wissenschaftler seien ohne Erlaubnis veröffentlicht worden. Gilead rechnet damit, erste Ergebnisse aus der laufenden Phase-3-Studie Ende des Monats bekanntgeben zu können. Die Universitätsklinik in Chicago ist eines von 152 Krankenhäusern, die an Gileads Studie mit schwer erkrankten COVID-19-Patienten teilnehmen. Laut der Nachrichtenplattform STAT wurden in Chicago 113 Menschen im Rahmen der Studie behandelt. Es gibt zudem auch noch eine Studie mit Patienten mit moderatem Krankheitsverlauf. Remdesivir ist weltweit bislang noch nirgends zugelassen. Gilead hat das Medikament ursprünglich zur Behandlung von Erkrankungen durch die Viren Ebola, Marburg, Mers und Sars entwickelt. Das Mittel wurde bereits bei Ebola-Patienten klinisch getestet.

Gegenwärtig gibt es noch kein Medikament und keinen Impfstoff gegen das neuartige Coronavirus, mit dem weltweit mehr als zwei Millionen Menschen infiziert sind. Die Daten sähen auf den ersten Blick vielversprechend aus und sprächen für ein gewisses Potenzial des Gilead-Medikaments für die Behandlung bestimmter COVID-19-Patienten, erklärte RBC-Analyst Brian Abrahams. Es gebe allerdings erhebliche Einschränkungen bei der Interpretation der Daten. Remdesivir hat in der Corona-Krise große Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Das Mittel hatte bereits laut einer im renommierten New England Journal of Medicine in der vergangenen Woche veröffentlichten Analyse vielversprechende Ergebnisse bei einer kleinen Gruppe schwer erkrankter COVID-19-Patienten gezeigt.

Jefferies sieht Kaufpotenzial

Das Analysehaus Jefferies hat die Einstufung für Gilead Sciences nach den Berichten über die Wirksamkeit von Remdesivir auf „Buy“ mit einem Kursziel von 89 US-Dollar belassen. Diese bestätigten die positive Einstellung der Analysten von Jefferies hinsichtlich des Medikaments für diese Indikation, hieß es in einer am Freitag vorliegenden Studie der Investmentbank. Das Medikament werde voraussichtlich in großem Umfang gegen die Lungenerkrankung zum Einsatz kommen. Bei der in dem Medienbericht zitierten Studie handele es sich allerdings nicht um eine klinische Phase-3-Studie. Investoren befänden sich jedoch in einem „Risk-on“-Modus und schienen auf kurze Sicht begeistert auf den Bericht zu reagieren. Gilead werde das Medikament voraussichtlich kostenlos oder zu einem nur geringen Preis abgeben.

Auf der Suche nach wirkungsvollen, bereits bekannten Medikamenten

Nach Angaben des Verbands der forschenden Pharmaunternehmen (vfa) versucht gegenwärtig eine ganze Reihe von Arzneimittelherstellern, Medikamente, die schon gegen eine andere Krankheit zugelassen oder zumindest in Entwicklung sind, umzufunktionieren. Denn das könnte schneller gehen, als die grundlegende Neuentwicklung einer Arznei. Für COVID-19 stehen dabei derzeit vor allem antivirale Medikamente, sogenannte Immunmodulatoren etwa gegen Rheumatoide Arthritis sowie Arzneien für Lungenkranke im Fokus. Im Blickpunkt stand zuletzt auch der Malaria-Wirkstoff Chloroquin, mit dem Forscher erste positive Ergebnisse erzielten. Auch diese Erkenntnisse müssen aber erst noch in weiteren klinischen Studien bestätigt werden.

onvista/dpa-AFX/reuters

Titelfoto: Bukhta Yurii / Shutterstock.com

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