Gold: Sie sind kein Jedi-Ritter

Markus Bußler · Uhr

„Lass dich von deinen Gefühlen leiten.“ Diesen berühmten Ratschlag gibt Obi Wan Kenobi dem jungen Luke Skywalker in Star Wars Episode IV mit auf dem Weg, als dieser versucht, mit einem Laserschwert Schüsse eines Training-Druiden abzuwehren. Allem Anschein nach ein guter Ratschlag, gelingt es ihm doch anschließend tatsächlich die Schüsse zu parieren  – ohne dass er sie sieht. Für Luke ein erster Schritt auf dem Weg zum Jedi-Ritter.

Die schlechte Nachricht - und ich will Ihnen an dieser Stelle wirklich nicht zu nahe treten: Sie sind kein Jedi. So sehr es für die Jedi von Vorteil sein mag, sich von Gefühlen leiten zu lassen, um den Weg zur Macht zu finden. Für Anleger endet dies meist in einem Desaster. Ein Beispiel aus der jüngeren Vergangenheit: Bitcoin. Im Dezember vergangenen Jahres erreichte die Bitcoin-Mania ihren (vorläufigen) Höhepunkt. Ein Bitcoin kostete damals zeitweise mehr als 20.000 Dollar. Der Chart glich einer Fahnenstange. Und obwohl die Geschichte an der Börse zeigt, dass solche Charts nie ein gutes Ende nehmen, sprangen Anleger noch auf den mit Volldampf fahrenden Zug auf. Und da waren sie dann auch wieder zu hören, die berühmten letzten Worte an der Börse: Dieses Mal ist alles anders.

Nun, wir alle wissen mittlerweile: Es war nicht alles anders. Vielmehr war alles wie immer. In der Endphase eines Hypes springen diejenigen auf, die meinen etwas zu verpassen, wenn sie nicht dabei sind. Aberwitzige Kursziele machen die Runde - und scheinen plötzlich, auch wenn die Begründungen meist an den Haaren herbeigezogen sind, logisch zu sein. Anleger lassen sich von ihren Gefühlen leiten. Von Gier im Dezember bei Bitcoin und aktuell von Angst bei den Edelmetallen. Menschlich ist das alles verständlich. Doch zum Erfolg führen solche emotionsgetriebenen Verhaltensmuster nicht. Machen Sie sich immer klar: An der Börse gibt es keine Jedi-Ritter.

Bären kurzfristig am Drücker

Mit Blick auf Gold kann ich Ihnen vergleichsweise wenig sagen, was ich Ihnen nicht schon in der Kolumne vor zwei Wochen geschrieben habe. Der Markt ist aktuell in der Hand der Bären, erst ein Ausbruch über 1.240/1.267 Dollar würde diese Sichtweise ändern. Die Bären haben trotz Terminmarktdaten, die eigentlich auf eine große Rallye schließen lassen, noch die Chance, Gold in den Bereich unter 1.160 Dollar zu drücken. Doch so schwierig die Lage für die Bullen kurzfristig ist, mittelfristig sieht es deutlich besser aus. Eine hohe Shortposition bei den Spekulanten ist in den vergangenen Jahren stets in eine Rallye bei Gold und Silber gemündet. Nur als Timing-Indikator taugen die Terminmarktdaten nicht. Noch einmal der Vergleich mit Bitcoin: Auch Ende November war Bitcoin schon deutlich überkauft und der Chart angespannt - aber es bedurfte eben noch dieses finalen Anstiegs, bevor sich das Ganze in einem Abverkauf entladen hat.

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