Handelsstreit: China öffnet sich weiter für neue Investoren – Analyst: „In 7 Jahren erreichen sie technologische Unabhängigkeit“ – Und gewinnen die Oberhand?

onvista · Uhr

Die chinesische Regierung hat eine weitere gesetzliche Hürde entfernt, die den Zugang für ausländische Investitionen in den heimischen Markt erschwert hat. Globale Fonds benötigen keine Genehmigungen mehr, um Quoten für den Kauf chinesischer Aktien und Anleihen zu erwerben, teilte die State Administration of Foreign Exchange am Dienstag in einer Erklärung mit. Damit wurde die Obergrenze von 300 Milliarden US-Dollar für den Erwerb von Vermögenswerten in Übersee aufgehoben, berichtet die Nachrichtenagentur Bloomberg.

Diese Maßnahme fügt sich in die übergeordneten Bemühungen Chinas, den eigenen Markt noch mehr für den globalen Handel zu öffnen - und auch die Auswirkungen des Handelsstreits weiter abzuschwächen. Ob diese Aufhebung einen direkten Effekt haben wird, bleibt abzusehen, denn momentan wurde nur ein Drittel der vorher erlaubten Volumen von ausländischen Investoren genutzt.

Kurzfristig wenig bewegend, langfristig positiv

„Der Schritt ist eher symbolischer Art und löst keinen nennenswerten Kapitalzufluss aus“, sagte Ding Shuang, Chefökonom für China und Nordasien bei der Standard Chartered Bank Ltd. „Es ist eine Geste für die Öffentlichkeit angesichts des anstehenden 70 jährigen Jubiläums der Volksrepublik.“

„Es ist eine Geste, die versucht, Bürokratie abzubauen und die Botschaft zu bekräftigen, dass die chinesischen Kapitalmärkte weiterhin geöffnet werden“, sagte Gerry Alfonso, Leiter der Abteilung für internationale Geschäfte bei Shenwan Hongyuan Group Co gegenüber Bloomberg. „Es gibt wahrscheinlich keine massiven kurzfristige Auswirkungen auf die Aktien, aber insgesamt ist es eine gute Entwicklung.“

Diese Maßnahme ist Teil der langfristig immer deutlicher werdenden Bemühungen Chinas, sich sowohl vom US-Dollar, als auch von den Exporten in die USA unabhängiger zu machen und sich dem restlichen Weltmarkt mehr zu öffnen, da ausländische Unternehmen es nun im Zuge der weiteren politischen Lockerungen einfacher haben, Projekte zu finanzieren und Investoren ihr Kapital einfacher bewegen können. China ist zudem endgültig an einem Punkt angekommen, an dem es nicht mehr nur von Investitionen aus dem Ausland abhängig ist, um das eigene Wachstum voranzutreiben, sondern selbst zu einem führenden wirtschaftlichen Player geworden ist. Das Mega-Projekt „Neue Seidenstraße“, welches das Land mit den restlichen eurasischen Wirtschaftszonen viel stärker verknüpfen soll, oder auch das Engagement auf dem afrikanischen Kontinent, bei dem viel Kapital in die diversen beteiligten Länder fließt, verdeutlicht das.

Chinas Potenzial macht den Handelsstreit zu einem Kampf auf fundamentaler wirtschaftlicher Ebene

Das macht den Handelskonflikt mit Amerika auch zu einer größeren Sache, als einfach nur dem Streit um Handelsdefizite und unfaire Wettbewerbsvorteile, sondern eher zu einem Kampf darum, welche der beiden Wirtschaftsmächte in Zukunft die Nummer Eins sein soll.

David Roche, Präsident und globaler Stratege von Independent Strategy, sieht China in diesem Konflikt jedoch bestens aufgestellt, wie er gegenüber dem Nachrichtendienst CNBC hat verlauten lassen. „China wird den Vereinigten Staaten nie wieder vertrauen und seine technologische Unabhängigkeit innerhalb von sieben Jahren erreichen“, sagte er. China sei traditionell auf US-amerikanische Zulieferer für wichtige technische Komponenten wie Chips und Software sowie Modems und Düsentriebwerke angewiesen, doch die jüngsten Entwicklungen im langwierigen Handelskrieg der beiden Länder hätten diese Bindungen belastet und die Unternehmen auf beiden Seiten getroffen. Ein konkretes Beispiel dafür wäre Huawei, das von der US-Regierung auf eine schwarze Liste gesetzt wurde und die Zusammenarbeit mit US-Unternehmen damit massiv eingeschränkt hatte.

Diese Entwicklungen treiben China immer mehr dazu an, technologisch unabhängiger zu werden und eigene Industrien zu stärken. Als Beispiel nennt Roche die Chipindustrie: Im Rahmen der von der Regierung geführten Initiative Made in China 2025 will das Land bis 2020 40 Prozent seiner Halbleiter und bis 2025 70 Prozent seiner Halbleiter selbst produzieren. Momentan sind es laut einer Studie (Stand Februar 2019) noch 16 Prozent.

Roche sagte voraus, dass das Ende des Handelskrieges nicht in Sicht sei, obwohl die Gespräche voraussichtlich im Oktober wieder aufgenommen werden. Das liege daran, dass es im US-chinesischen Handelskrieg nicht nur um den Handel gehe, sagte er. „Es ist ein Konflikt zwischen einer aufstrebenden Weltmacht und einer sinkenden Weltmacht … Es geht nicht nur um Handel. Es geht um Technologie, es geht um den freien Fluss von Ideen, es geht schnell um den freien Fluss von Individuen.“

onvista-Redaktion

Titelfoto: Tomasz Makowski / Shutterstock.com

– Anzeige –

Schalte jetzt den Rendite-Turbo für dein Portfolio ein!

Mit Dividenden ETFs einfach und bequem ein Zusatz-Einkommen am Aktienmarkt erzielen. In unserem brandneuen, analysieren wir 3 Dividenden ETFs, die wir jetzt spannend finden. Klick hier, um diesen Bericht jetzt herunterzuladen.

Neueste exklusive Artikel