Handelsstreit: Dalio, Mobius, Goldman Sachs – Die großen Namen und Banken der Branche wechseln in den Alarm-Modus

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Die Rhetorik aus China zum Handelsstreit nimmt an Schärfe zu: Die Tageszeitung „China Daily“ sah eine Strategie der USA, erst „unangemessene Forderungen“ zu stellen, von denen klar sei, dass China sie nicht erfüllen könne, und dann China für das Scheitern der Gespräche verantwortlich zu machen. Es sei ein Trick, „neue Entschuldigungen zu finden, um einen Wirtschaftskrieg gegen China zu führen“, hieß es in einem Kommentar. „Es lässt die Menschen fragen, ob die USA ihr Handelsdefizit mit China verringern wollen oder versuchen, Chinas Entwicklung zu unterdrücken.“

Die Führung in Peking geht offenbar von einem lange andauernden Konflikt aus. „China ist offen für Verhandlungen, wird aber bis zum Ende kämpfen, wenn es nötig ist“, hieß es in einem „Weißbuch“. Als neueste Waffe will Peking eine Liste mit „unzuverlässigen“ ausländischen Firmen aufstellen.

Jedoch sind diese Töne nicht nur von der chinesischen Regierung zu hören. Die Sorgen werden auch im Feld der großen US-Investoren und Banken immer lauter. Goldman Sachs hat seine Einschätzung zur Lage des Handelskonflikts aktualisiert, wie der US-Nachrichtendienst CNBC berichtet.

Goldman Sachs sieht Gefahr einer Eskalation

Laut der Bank besteht nun eine 60 prozentige Chance, dass die USA einen neuen 10 prozentigen Zoll auf die endgültigen 300 Milliarden US-Dollar an chinesischen Importen erheben. Dies ist eine Steigerung gegenüber einer früheren Schätzung von 40 Prozent.

Im vergangenen Monat kündigte der US-Präsident Donald Trump an, dass die Zölle auf chinesische Waren im Wert von 200 Milliarden US-Dollar von 10 Prozent auf 25 Prozent steigen würden. Washington hat nun begonnen zu prüfen, ob 300 Milliarden US-Dollar anderer chinesischer Importe zollpflichtig sein werden.

Die Schätzung von Goldman geht somit von einer höheren Wahrscheinlichkeit einer weiteren Eskalation im Konflikt zwischen den beiden Supermächten aus. Auch auf das US-Wachstum dürfte sich dies negativ auswirken. Aufgrund dieser Abwärtsrisiken hat die Investment-Bank ihre Wahrscheinlichkeiten für Zinssenkungen durch die Federal Reserve „stark angehoben“, aber nicht als vollkommen sicher angegeben.

Die Analysten räumten ein, dass eine Zinssenkung angesichts der „moderaten Straffung“ der Finanzlage, des zufriedenstellenden Wachstums und der Inflation von über 2 Prozent angesichts der lautstarken Forderung von Präsident Trump nach einer einfacheren Zinspolitik zu politisch erscheinen könnte.

Große US-Investoren im Alarm-Modus

Nicht nur die Investment-Banken, auch die Stars der Branche bereiten sich mittlerweile auf einen langfristigen Konflikt zwischen den USA und China vor. Gegenüber der US-Nachrichtenagentur Bloomberg sprach beispielsweise US-Investorenlegende und Milliardär Ray Dalio von einem „langen ideologischen Krieg“, der angebrochen ist.

Der bekannte US-Portfoliomanager Mark Mobius hat ebenfalls wenig Hoffnung auf eine schnelle Lösung. Seine angepasste Strategie auf die Lage besteht darin, Aktien chinesischer Exporteure zu meiden und Unternehmenswerte aufzunehmen, die an inländische Verbraucher verkaufen.

Stephen Jen, ein ehemaliger Ökonom beim Internationalen Währungsfonds und Morgan Stanley, der jetzt Eurizon SLJ Capital, ein Hedgefonds- und Beratungsunternehmen, leitet, spricht von dem „Beginn eines 15 Runden Kampfes“. „Dieser Wettbewerb wird ein langwieriger Prozess sein, der wahrscheinlich unsere Karriere überdauern wird“, sagte er gegenüber Bloomberg.

Es gibt auch optimistischere Stimmen

James Gorman, CEO von Morgan Stanley, sagte in einem Interview mit Bloomberg Television, dass er keinen vollständigen Handelskrieg erwarte, auch wenn er warnte, dass es Jahrzehnte dauern wird, bis die Länder alle ihre Probleme gelöst haben.

Andy Rothman, ehemaliger US-Diplomat in Peking und inzwischen Investmentstratege bei Matthews Asia, ist optimistisch, dass Trump vor den Präsidentschaftswahlen 2020 eine Einigung erzielen wird. „Ich glaube weiterhin, dass Trump der Meinung ist, dass ein Handelsabkommen mit China für seine Aussichten auf eine Wiederwahl besser ist als gar nichts“, sagte er.

Globale Märkte schwanken gefährlich in Richtung Krise

Laut Bloomberg haben Aktien global gesehen in diesem Monat 4 Billionen Dollar an Wert verloren, während die Renditen von US-Staatsanleihen auf den niedrigsten Stand seit 2017 gefallen sind, seit die Regierung von Donald Trump die Zölle auf chinesische Waren erhöht und Huawei Technologies Co. mit möglicherweise verheerenden Lieferbeschränkungen beladen hat. Das Unternehmen steht auf der „schwarzen Liste“ Trumps. Xi Jinping hat seine Landsleute im Gegenzug aufgefordert, sich einem „neuen langen Marsch“ anzuschließen, und China bereitet sich darauf vor, die Dominanz der Seltenen Erden – Schlüsselzutaten in Smartphones und Elektroautos - bald als wirtschaftliche Waffe gegen die USA einzusetzen.

Handelskrieg hat bereits Billionen gekostet

Eine weitere extreme Zahl, die die Sorgen um die Zukunft befeuert, ist die Schätzung von Deutsche Bank-Chefstratege Binky Chadha, der die Verluste für den US-Aktienmarkt durch den Handelskrieg auf 5 Billionen Dollar summiert. Dies sei die Geldmenge, die dem amerikanischen Aktienmarkt seit Beginn des Handelsstreits mit China vor 17 Monaten entgangen ist.

Der Dax musste am Montag zunächst einen weiteren Kurseinbruch hinnehmen, nachdem er in den letzten Tagen bereits arg durch die neue Verschärfung im Handelsstreit gebeutelt wurde und weit unter die 12.000er Marke gefallen ist. Nach dem Handelsstart kämpft sich der Kurs derzeit aber wieder nach oben, steht jedoch noch mit einem Minus von 0,3 Prozent bei der Marke von 11.692 Punkten und damit auf einem Tief seit Anfang April.

Dax 5-Tageschart

(onvista/dpa-AFX)

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Titelfoto: Stuart Miles / Shutterstock.com

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