Handelsstreit: Trump bezichtigt China der „Währungsmanipulation“ – Was kann die US-Regierung im Gegenzug mit dem Dollar anstellen?

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Obwohl der Handelsstreit zwischen den USA und China in den letzten Monaten bereits immer mehr an Fahrt aufgenommen hat, haben die meisten Analysten bis zuletzt die Meinung vertreten, dass China sich eine seiner wirkungsvollsten Waffen noch aufheben wird und eher eine abwartende Position einnehmen wird. Doch am Montag hat Peking ernst gemacht und die eigene Währung Yuan abgewertet, sehr zum Unmut des US-Präsidenten.

Donald Trump bezichtigte China auf Twitter der „Währungsmanipulation“, ein Begriff, der seit der Clinton-Regierung im Jahr 1994 nicht mehr gegen eine andere Nation ins Feld geführt worden ist.

Desweiteren richtete er sich direkt an die US-Notenbank FED und stellte mit seinem Tweet indirekt die Forderung nach einer weiteren Zinssenkung als Reaktion auf Chinas Abwertung in den Raum.

Was hat die Abwertung des Yuan zur Folge?

Durch die Abwertung ihrer Währung entkräften die Chinesen die Wirkung der von Donald Trump bereits auferlegten Strafzölle und positionieren sich entsprechend gegen die angedrohten weiteren Strafzölle in Höhe von 10 Prozent auf alle Exportwaren, die ab dem ersten September greifen sollen. Das ist der Termin, an dem die Handelsgespräche wiederaufgenommen werden sollen.

Was hat Trump noch für einen Spielraum?

Dass der Dollar zu stark gegenüber den anderen Währungen wird, ist Trump schon länger ein Dorn im Auge. Zuletzt hatte er beispielsweise auch gegen EZB-Präsident Mario Draghi gewettert, als dieser in den Raum gestellt hatte, die europäische Geldpolitik weiter zu lockern und daraufhin die Märkte nach oben und den Euro gegenüber dem Dollar nach unten getrieben hatte. Bereits damals sprach Trump von einer Manipulation der Devisenmärkte.

Die USA sind in Bezug auf den Dollar als Waffe in einem Handelsstreit in einer nicht ganz so komfortablen Lage, denn der Dollar ist seit Jahrzehnten die Weltleitwährung und sorgt für Stabilität und vor allem für die wirtschaftliche und geopolitische Stellung der USA als Weltmacht Nummer eins. Aufgrund dieser Stellung ist es den Amerikanern auch nur begrenzt möglich, den Dollar überhaupt abzuwerten. Trump ist bisher zudem der erste Präsident der sich politisch von dem Tenor des starken Dollar abwendet.

Der US-Dollar ist seit 2014 um 30 Prozent aufgewertet, Tendenz weiter steigend. Das hat dazu geführt, dass US-Exporte auf den internationalen Märkten weniger wettbewerbsfähig sind als früher, während gleichzeitig die Attraktivität der Importe auf dem US-Binnenmarkt gestiegen ist. Der starke Dollar kann also für die anderen Staaten und vor allem für China auch ein wirtschaftlicher Vorteil gegenüber den USA sein. Trumps generell chaotischer und unberechenbarer politischer Stil setzt außerdem die Notenbanken der Welt unter Druck und forciert die Bemühungen, die eigenen Währungen gegenüber dem Dollar weiter abzuwerten, um die heimischen Wirtschaften vor den Auswirkungen des Handelsstreits abzuschirmen.

Diese Entwicklung schneidet Trump ins eigene Fleisch, denn so wird seine bisherige Lieblingswaffe, das Auferlegen von Strafzöllen, geschwächt. Das ist einer der Gründe, warum er die FED bezüglich einer stärkeren Zinssenkung so unter Druck setzt.

Kann die US-Regierung den Dollar überhaupt großartig aus eigener Kraft abwerten?

Die USA haben einen Exchange Stabilization Fund mit einem Kapital von 75 Milliarden Dollar, den könnten sie anzapfen, um über Dollar-Verkäufe für eine Abwertung zu sorgen. Angesichts eines täglichen Handelsvolumens auf den Devisenmärkten von etwa 5 billionen Dollar wäre das aber eher ein Tropfen auf den heißen Stein.

Bleibt nur die FED und eine weitere Senkung des Leitzinses, der für eine Abwertung sorgen könnte. Laut Ian Shepherdson von Pantheon Macroeconomics gegenüber "TheStreet" könnte die jüngste Reaktion Chinas ausreichen, um die Federal Reserve zu einer weiteren Senkung des Leitzinses um 25 Basispunkte am 19. September zu bewegen, „um einen Zusammenbruch des Marktes zu vermeiden“.

Das FedWatch-Tool der CME Group, das die Wahrscheinlichkeit von Ratenänderungen des Leitzinses festlegt, kalkuliert eine Chance von 81,2 Prozent für eine Senkung im September ein, nach nur 54,8 Prozent in der vergangenen Woche, und eine Chance von 85 Prozent für eine weitere Senkung bis zum Jahresende.

onvista-Redaktion

Titelfoto: Noska Photo / Shutterstock.com

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