Happy Birthday, Kosto!

Stefan Riße · Uhr

Morgen wäre Börsenlegende André Kostolany 113 Jahre alt geworden. Als enger Wegbegleiter seiner letzten zehn Lebensjahre erlaube ich mir, an seinem Jahrestag die Frage zu stellen, wie Kostolany die aktuelle Situation eingeschätzt hätte. Wären seine Börsen-Credos und Weisheiten heute noch gültig? Den legendären Tipp mit den Schlaftabletten, die man vor seinen Aktienkäufen nehmen sollte, um bei aufkommenden Stürmen nicht hektisch alles zu verkaufen, würde er aktuell ganz sicher wiederholen. Kurz nach seinem Tod platzte die Internet-Blase und acht Jahre später erlebten wir den nächsten Crash. Viele erklärten die Methode mit den Schlaftabletten damals als überholt. Doch das stimmt nicht. Langfristig haben sich Aktien trotz aller Krisen weiter nach oben entwickelt. Der mittlerweile auch schon 88-jährige Warren Buffett ist der lebende Beweis dafür, dass eine langfristige Anlage nach wie vor lohnend und wahrscheinlich die lohnenswerteste aller Strategien ist.

Kostolany würde über die Briten nur den Kopf schütteln

Der gebürtige Ungar mit amerikanischen Pass, wohnhaft in Paris und München, war ein überzeugter Europäer. Kein Wunder, hatte er der doch zwei Weltkriege miterlebt. Er selbst musste vor den Nazis von Paris in die USA flüchten. Insofern war er ein großer Befürworter des europäischen Projekts, aber auch ein großer Freund der USA. Für sein Buch La Paix du Dollar, mit dem er für die Amerikanisch-französische Freundschaft warb, wurde er vom damaligen französischen Außenminister Schumann zum Ritter der französischen Ehrenlegion geschlagen. Den Schritt der Briten, raus aus dem europäischen Projekt, hätte er sicherlich bedauert.

Sein Optimismus für die USA wäre ungebrochen

André Kostolany wäre gewiss kein Freund von Donald Trump. So viel ist sicher. Kostolany war ein hochgebildeter Mann und Anhänger des Humanismus. Trotzdem wäre er wegen Donald Trump nicht besorgt, sondern äußerst gelassen. Sein Credo hier war: Präsidenten kommen und gehen, Uncle Sam bleibt. Er würde nach wie vor an die Stärke Amerikas glauben, nur vielleicht in Bezug auf das Machtverhältnis zwischen den USA und China ein wenig zu optimistisch sein.

Das Blutbad bei den Krypto-Währungen hätte er vorausgesagt

Legendär war André Kostolanys Auftritt in der NDR-Talkshow 1998, als mit ihm der damalige Mobilcom-Gründer Gerhard Schmid – wie ein Popstar gefeiert – in der Runde saß. Der Neue Markt sei ein Betrug und es werde irgendwann ein Blutbad geben, wetterte Kostolany damals gegen die Partystimmung. Das hörte niemand gerne, aber am Ende bekam er doch recht. Das gleiche hätte er vor rund einem Jahr sicherlich zu den explodierenden Kursen der Kryptos gesagt. Von der Blockchain-Technologie würde er nichts verstehen, aber die Kursbewegungen allein wären für ihn in ihrer Art und Weise so typisch für die letzte Phase einer Milchmädchen-Hausse gewesen, dass nichts anderes zu erwarten war.

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