Hast du die Hensoldt-Aktie auf dem Radar? Hightech zum Schnäppchenpreis

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Rüstung Kampf

Tech-IPOs aus Kalifornien erzielen in diesen Wochen Rekordpreise. Hightech aus „good old Germany“ hingegen erweist sich als Ladenhüter. Die Aktie von Hensoldt kam beim Börsenpublikum zunächst überhaupt nicht gut an. Zu Unrecht?

Das ist Hensoldt

Im Februar 2017 verkaufte die Airbus Group ihre Rüstungselektroniksparte an den Private-Equity-Investor KKR für 1,1 Mrd. Euro, bezogen auf den Wert des operativen Geschäfts (Enterprise Value). Dreieinhalb Jahre später wurde sie unter dem Namen Hensoldt an die Börse gebracht. Bei 105 Millionen Stückaktien und einem Aktienkurs von gut 11 Euro (28.09.) ergibt sich eine Marktkapitalisierung von 1,2 Mrd. Euro.

Die Hauptgeschäftsfelder sind Sensorik und Optronik. Dazu zählen Radarsysteme, Flugschreiber und Wärmebildgeräte. Plattformunabhängig kommen diese in gepanzerten Fahrzeugen, Kampfflugzeugen, U-Booten und Kriegsschiffen zum Einsatz.

Dabei kann Hensoldt auf eine lange Historie mit vielen technischen Innovationen zurückblicken. Schillernde Marken wie AEG, Carl Zeiss, Dornier, Messerschmitt und Telefunken sind mit dem Unternehmen verbunden, während der namensgebende Moritz Carl Hensoldt selbst ein herausragender Optiker war. Die Forschungs- und Entwicklungsabteilung umfasst rund 1.700 Ingenieure.

Etwa 40 % des Umsatzes macht Hensoldt mit dem deutschen Verteidigungsministerium. Ein guter Teil entfällt darüber hinaus auf die Europäische Union und Exportmärkte wie Australien und Japan.

Zuletzt hat ein Großauftrag für ein komplexes Sensorsystem für den Eurofighter im Juni das Auftragsbuch mächtig aufgepolstert. Bei einem Volumen von 3,4 Mrd. Euro zum 30. Juni und einem Jahresumsatz von zuletzt 1,1 Mrd. Euro dürfte die Belegschaft auf absehbare Zeit gut beschäftigt sein - zumal das Management von einer gut gefüllten Vertriebspipeline spricht und Produktlebenszyklen im Rüstungsbereich regelmäßig Jahrzehnte überdauern.

Unter der Führung von KKR wurden zudem diverse Akquisitionen durchgeführt, um das Technologieportfolio auszubauen und die Internationalisierung voranzutreiben. Wir haben es hier also mit ausgefeilter Technik, einem klaren Fokus, stabilen langfristigen Kundenbeziehungen und guten Wachstumsperspektiven zu tun. Dennoch ließen sich nur wenige Anleger von der Aktie begeistern.

Was Anleger an Hensoldt nicht mögen

Wenn man nach den Gründen für das verpatzte Debut sucht, muss man sicherlich zuerst den Patzer beim Börsenprospekt nennen. Dort wurden die Nettogewinne für das erste Halbjahr 2020 und 2019 mit positivem Vorzeichen dargestellt. Wenige Tage später musste man in einem Nachtrag kleinlaut einräumen, dass dort eigentlich negative Zahlen hingehören. So etwas wirkt dann doch abtörnend auf viele Investoren.

Unschön ist auch die Ergebnishistorie, die sich zu aufgelaufenen Verlusten in Höhe von 304 Mio. Euro summiert haben. Entsprechend niedrig fiel zum 30. Juni die Eigenkapitalausstattung aus: gerade einmal 57 Mio. Euro. Diese wurden im Zuge der Aktienausgabe um 300 Mio. Euro aufgebessert, abzüglich der Kosten für den Börsengang.

Als dritter Punkt ist die Branche zu nennen. Rüstungskonzerne sind für die meisten Anleger nicht gerade sexy, selbst wenn sie Hightech zu bieten haben. Auch die hohe Abhängigkeit von wenigen staatlichen Kunden und die Korruptionsanfälligkeit spielen eine Rolle.

Wie Hensoldt sich zum Börsenstar entwickeln könnte

Andererseits bietet die Rüstungsbranche gute Diversifizierungsmöglichkeiten, da sie gerade dann eine Sonderkonjunktur hat, wenn Konflikte toben und in anderen Wirtschaftssektoren Chaos herrscht. Zudem planen viele Regierungen, ihre Armeen besser auszustatten, wovon Hensoldt mit seinem hochwertigen Produktspektrum vielfältig profitieren kann.

Dank der guten Auftragslage will das Management mittelfristig die 2-Milliarden-Grenze knacken. Bei einer erwarteten bereinigten EBITDA-Marge im Kerngeschäft in Höhe von 18 % sollten zukünftig operative Gewinne im Bereich von 200 Mio. Euro möglich sein. 2019 waren es 62 Mio. Euro auf EBIT-Basis.

Am interessantesten finde ich jedoch den langfristigen Ausblick. Hensoldt kann gleich in mehreren Dimensionen wachsen. Neben der Ausweitung der Produktpalette im Rüstungsbereich und der Internationalisierung will das Management zunehmend auch benachbarte Anwendungsfelder erobern. Dazu gehören Systeme für die zivile Luftfahrt und die Abwehr von unbemannten Flugvehikeln sowie Grenzschutztechnik.

Das 2019 vorgestellte Kollisionsvermeidungsradar für Drohnen könnte ein Fingerzeig für bedeutende zusätzliche Potenziale darstellen, wenn man bedenkt, dass Mobilitäts- und Lieferdienste eifrig dabei sind, Flugtaxis zur Marktreife zu führen und zivile Drohnen zum Masseneinsatz zu bringen.

Zwar dürften zunächst planmäßige Abschreibungen auf die Zukäufe das Nettoergebnis noch trüben. Doch wenn sich die Wachstumsstrategie im Laufe der nächsten Jahre erfolgreich entfaltet, dann dürfte die Aktie Anlegern noch eine Menge Freude bereiten. Schließlich ist schon mittelfristig ein einstelliges Kurs-Gewinn-Verhältnis möglich, was bei geplanten Ausschüttungen von 30 bis 40 % eine steigende Dividendenrenditen jenseits von 4 % erwarten lässt.

Wer also Wert auf ein gutes passives Einkommen im Ruhestand legt, sollte diese Aktie vielleicht auf dem Radar haben.

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Ralf Anders besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.

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