Hoffnungsschimmer in Virus-Krise und Fed-Hilfen treiben Börsen

Reuters · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Frankfurt (Reuters) - In der Hoffnung auf eine Eindämmung der Coronavirus-Pandemie haben sich Europas Anleger vor dem langen Osterwochenende an die Aktienmärkte zurückgetraut.

Rückendeckung kam von der US-Notenbank, die weitere billionenschwere Wirtschaftshilfen bereitstellt. Der Dax legte am Donnerstag 2,2 Prozent auf 10.564,74 Punkte zu, der EuroStoxx50 gewann rund anderthalb Prozent. Die Stimmung an den Börsen sei weiterhin zwar sehr wechselhaft, "aber die Anzeichen, dass sich die Viruskurve in den am schlimmsten betroffenen Ländern weiter verflacht, sind sehr positiv", sagte Stephen Innes, Marktstratege bei AxiCorp. Spaniens Regierung sieht in der Virus-Krise Licht am Ende des Tunnels, Italien stellte eine Lockerung der Beschränkungen in Aussicht.

Auf Wochensicht legte der Dax knapp elf Prozent zu und damit so viel wie seit November 2008 nicht mehr. An der Wall Street ging es am Gründonnerstag bis zum Börsenschluss in Europa knapp zwei Prozent nach oben. Die Fed schnürte für kleine und mittlere Unternehmen und regionale Regierungen ein Hilfspaket in Höhe von 2,3 Billionen Dollar. Das überstrahlte auch die anhaltende Welle von Arbeitslosenanträgen. In der vergangenen Woche stellten 6,60 Millionen Amerikaner einen entsprechenden Erstantrag und damit mehr als von Analysten erwartet.

EUROGRUPPE BERÄT ÜBER CORONA-HILFEN

Der Dollar geriet unter Druck, der Euro kletterte im Gegenzug um 0,7 Prozent auf 1,0936 Dollar. Getragen wurde die Gemeinschaftswährung auch von der Hoffnung auf eine Einigung der Euro-Finanzminister. Sie wollen in einem zweiten Anlauf versuchen, gemeinsame Hilfen für die von der Virus-Krise besonders gebeutelten Staaten wie Italien auf die Beine zu stellen. "Das italienische Problem sollte als europäisches Problem behandelt werden", mahnte Carlo Alberto De Casa, Chef-Analyst des Brokerhauses ActivTrades. "Es ist riskant, Italien in dieser Lage allein zu lassen." Dies würde den dortigen Nationalisten Auftrieb geben, die die Diskussion um einen EU-Austritt ihres Landes wieder entfachen könnten. Die Niederlande signalisierten im Vorfeld der Beratungen Entgegenkommen für die Freigabe von Hilfsgelder an Italien, auch Bundesfinanzminister Olaf Scholz gab sich zuversichtlich.


Am Aktienmarkt waren vor allem Touristikwerte gefragt, die in den vergangen Wochen unter die Räder gekommen waren. Der europäische Branchenindex gewann 4,5 Prozent. Auf Wochensicht lag das Plus bei mehr als 24 Prozent. Die konjunkturabhängigen Automobilfirmen gewannen 2,8 Prozent.

Aktien des Medizintechnikkonzerns Drägerwerk sprangen 9,9 Prozent nach oben. Die Beatmungsgeräte und Atemschutzmasken der Firma sind in der Krise heiß begehrt, die Auftragseingänge im ersten Quartal lagen insgesamt 117 Prozent über dem Vorjahr.

"OPEC+" BERÄT ÜBER NEUE ROHÖL-FÖRDERBREMSE

Gespannt warteten Investoren auf die Beratungen der "Opec+", zu der neben den Mitgliedern des Exportkartells weitere Rohöl-Förderländer wie Russland gehören. Eine Einigung auf eine Drosselung der Produktion gelte als sicher, sagte Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensberater QC Partners. "Von daher dreht sich alles um die Frage, ob die Förderkürzungen groß genug sein werden, um den Ölpreis nachhaltig zu stabilisieren."

Sowohl in Opec- als auch in russischen Kreisen hieß es, verhandelt werde über eine Kürzung von bis zu 20 Millionen Barrel am Tag. Das wären etwa 20 Prozent des weltweiten Angebots. Zudem verlautete, Russland und Saudi-Arabien sei es gelungen, die wesentlichen Hürden für eine neue Vereinbarung zu überwinden.

Vor diesem Hintergrund verteuerte sich die Ölsorte Brent aus der Nordsee um bis zu 10,8 Prozent auf 36,40 Dollar je Barrel (159 Liter). Anschließend nahmen nervöse Anleger allerdings Gewinne mit, was den Preis auf 33,26 Dollar drückte.

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