Hugo Boss: Erstes Quartal im Minus beendet – Aktie dreht schnell ins Minus

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Wie erwartet ist der Modekonzern wegen der Corona-Pandemie im ersten Quartal in die roten Zahlen gerutscht. Zunächst schien diese Tatsache den Anleger nicht viel auszmachen. In der allgemein aufgeheiterten Stimmung startete die Aktie im Plus. Das grüne Vorzeichen wandelte sich allerdings sehr schnell in ein rotes. Der Online-Handel bei Hugo Boss ist zwar gut angezogen, im Gesamtbild zeigt sich aber trotzdem, dass der Modekonzern hier noch einiges aufzuholen hat.

Besserung erst ab dem 3. Quartal erwartet

Wegen der weitgehenden Schließung seiner Geschäfte brach dem Unternehmen der Umsatz weg, wie Hugo Boss am Dienstag in Metzingen mitteilte. Der Konzern will nun mit Einsparungen dagegen halten, Investitionen werden aufgeschoben, die Produktion zurückgefahren. Erste Verbesserungen im Einzelhandelsumfeld erwartet das Unternehmen jedoch erst ab dem dritten Quartal.

So sanken die Umsätze in den Monaten Januar bis März um 16 Prozent auf 555 Millionen Euro, wie es vom Unternehmen hieß. Im Online-Geschäft konnte Hugo Boss dagegen deutlich zulegen: Hier nahmen die Umsätze um währungsbereinigt fast 40 Prozent zu. Allerdings machen die Internetumsätze bei Hugo Boss derzeit nur einen Bruchteil des Umsatzes aus. So lagen die Erlöse im E-Commerce 2019 bei gerade mal 151 Millionen Euro – bei einem Gesamtumsatz von knapp 3 Milliarden.

Hugo Boss rutscht wieder in die Verlustzone

Unter dem Strich ergab sich im Quartal ein Verlust von 18 Millionen Euro. Ein Jahr zuvor hatte Boss noch 37 Millionen Euro verdient. Den Ausblick hat das Unternehmen bereits zurückgezogen, eine neue Prognose gab es noch nicht. Jedoch rechnet der für seine Herrenanzüge bekannte Modekonzern im zweiten Quartal wegen der Schließungen in Europa und Amerika nochmals mit einer deutlichen Verschlechterung im Vergleich zu den ersten drei Monaten des Jahres. So dürften die währungsbereinigten Umsätze um mindestens 50 Prozent sinken. Europa und Amerika machen derzeit rund 85 Prozent des Konzernumsatzes aus.

In Europa und Amerika seien die Geschäfte infolge der Pandemie und der anhaltenden Schließungen weiter „erheblich beeinträchtigt“, so Hugo Boss. Dagegen sieht das Unternehmen auf dem chinesischen Festland eine „fortschreitende Entspannung“. Dort sind den Angaben zufolge seit Ende März sämtliche eigenen Geschäfte wieder geöffnet. Die im April erzielten Umsätze hätten nur noch etwa 15 bis 20 Prozent unter dem Vorjahresniveau gelegen. Hugo Boss geht nun davon aus, dass sich das Konsumverhalten und die Kundenfrequenz in dem für das Unternehmen wichtigen Markt weiter sukzessive verbessern werden.

Finanziell sieht sich das Unternehmen gut gerüstet. Hugo Boss verfüge über eine gesunde Bilanzstruktur, hieß es. Das Unternehmen habe zudem umfangreiche Maßnahmen in einer Größenordnung von etwa 600 Millionen Euro zur Sicherung des freien Mittelzuflusses eingeleitet. So sollen in diesem Jahr zusätzlich mindestens 150 Millionen Euro eingespart werden. Die Personalkosten sollen durch Arbeitszeitverringerung für einen Großteil der Mitarbeiter gesenkt werden. Das Kurzarbeitergeld stocke Hugo Boss auf mindestens 80 Prozent auf, hieß es. Die Regelung gelte zunächst bis Ende Mai. Zudem verzichte der Vorstand für April und Mai auf 40 Prozent seiner Grundvergütung.

Auch Vertriebs- und Marketingkosten sollen gekürzt werden. Zudem würden Mietsenkungen für die Läden angestrebt. Die geplanten Investitionen von 150 Millionen Euro sollen um ein Drittel gesenkt werden. Wie bereits bekannt, will Hugo Boss zudem die Dividende bis auf die gesetzliche Mindestausschüttung von vier Cent je Aktie aussetzen.

Ende März verfügte der Konzern über liquide Mittel von 102 Millionen Euro. Dazu kommen Kreditlinien über 450 Millionen Euro, wovon Hugo Boss bereits 122 Millionen Euro in Anspruch genommen hat. Der Kurs der Aktie legte am Dienstag in einem freundlichen Gesamtmarkt um mehr als zwei Prozent zu.

Redaktion onvista / dpa-AFX

Foto: Goran Bogicevic / shutterstock.com

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