In CSU wird mit Verzicht Söders auf Kanzlerkandidatur gerechnet

Reuters · Uhr

- von Andreas Rinke

Berlin (Reuters) - In der CSU wird damit gerechnet, dass Parteichef Markus Söder das Votum des CDU-Bundesvorstands für Armin Laschet als Kanzlerkandidat der Union akzeptieren wird.

Das erfuhr die Nachrichtenagentur Reuters am Dienstag aus CSU-Kreisen. CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt soll in einer internen Runde am Dienstag nach Reuters-Informationen betont haben, dass das Ergebnis für Laschet "eindeutig" gewesen sei. Auch "Bild" berichtete ohne Angaben von Quellen, dass Söder seinen Verzicht auf die Kanzlerkandidatur erklären werde. Die CSU hat bekanntgegeben, dass sich Söder um 12.00 Uhr in München äußern werde. Söders Zustimmung zu einer Kandidatur des CDU-Chefs ist nötig, weil beide Unions-Schwesterparteien gemeinsam in den Bundestagswahlkampf ziehen wollen. In den vergangenen Tagen hatte es aus der CDU heftige Kritik gegeben, dass sich die beiden Parteichefs nicht einigen konnten.

Der CDU-Bundesvorstand hatte in der Nacht zum Dienstag nach mehr als sechsstündiger kontroverser Diskussion mit 77,5 Prozent für Laschet als Kanzlerkandidat der Union gestimmt. 31 Mitglieder votierten für den Parteichef, neun CDU-Politiker stimmten für Söder, sechs enthielten sich. Bayerns Ministerpräsident hatte am Montagmittag nach einer Sitzung des CSU-Präsidiums betont: "Wenn die CDU heute Abend souverän zu einer klaren Entscheidung kommt, werden wir das respektieren."

Etliche CDU-Politiker wie Friedrich Merz oder der sachsen-anhaltinische Landesvorsitzende Sven Schulze gratulierten Laschet bereits zur Unions-Kanzlerkandidatur und sagten ihm ihre Unterstützung zu. Es gab aber auch erste Kritik: Der CDU-Bundestagsabgeordnete Fritz Güntzler sprach gegenüber Bild von "chaotischen Zuständen" im Bundesvorstand. Die Ausgangsvoraussetzungen für den Bundestagswahlkampf wären mit Söder "viel besser gewesen". Ähnlich äußerte sich die Bremer CDU-Abgeordnete Elisabeth Motschmann: "Die Voraussetzungen sind natürlich schwer, weil wir ohne die Basis schwer Wahlkampf machen können", sagte sie "Bild". Laschets Umfragewerte seien "eine schwere Hypothek für den Wahlkampf". Der CSU-Chef hatte als Argument für seine Kandidatur seine besseren Umfragewerte genannt. Am Nachmittag trifft sich die CDU/CSU-Bundestagsfraktion. Dort gibt es zumindest eine größere Gruppe von Söder-Anhängern.

In der CDU hatte es am Montagabend Zweifel gegeben, ab welcher Laschet-Mehrheit Söder seinen Rückzug erklären würde. Denn Söder hatte schon am Sonntag vor einer Woche gesagt, dass er nur Kanzlerkandidat werden wolle, wenn er aus der CDU gerufen werden. Nachdem sich CDU-Präsidium und -Bundesvorstand dann am Montag vor einer Woche deutlich hinter Laschet gestellt hatten, bestand Söder aber darauf, tiefer in die CDU "hineinzuhorchen" - die Gremien reichten nicht für ein Meinungsbild. In den vergangenen Tagen wurde dann deutlich, dass etliche CDU-Landesverbände und Gruppierungen tatsächlich lieber einen Kanzlerkandidaten Söder wollen.

Am Montag sagte Söder: "Wird es Armin, hat er meine volle Unterstützung. Darauf kann er sich zu 100 Prozent verlassen." Umgekehrt erwarte er im Fall der Entscheidung für ihn volle Unterstützung der CDU. Er werde jeden Ausgang "ohne Groll" akzeptieren. "Wir sind die kleinere Schwester und können uns nicht überheben."

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