Interview mit Michael Winker, Direktor Portfolio Management, Feri Trust: "Vermögensverwalter sollten sich des Besten beider Welten bedienen können"

Börsen-Zeitung · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Herr Winker, bitte erläutern Sie kurz Ihren Portfolioansatz.

Mittels makroökonomischen Inputs werden die meisten unserer Multi-Asset-Mandate top-down-orientiert verwaltet. Hinsichtlich der Selektion geeigneter Investments zur perfekten Abbildung unseres Weltbildes bzw. unserer strategischen Ausrichtung bedienen wir uns des Besten aus den beiden Welten aktiver und passiver Vehikel. Dem Einsatz von Exchange Traded Trusts (ETF) haben wir uns nie verschlossen wir sehen uns hier als einer der aktivsten Marktteilnehmer im deutschen ETF-Segment. Der Einsatz von ETF im aktiven Portfolio-Management sollte nach der Etablierung dieser Produktgruppe nach mehr als einer Dekade am europäischen Kapitalmarkt eigentlich nicht mehr überraschen.

Nichtsdestotrotz sollten gute Vermögensverwalter so aufgestellt sein, dass sie sich des "Besten der beiden Welten" bedienen können.

Wie setzen Sie ETF im Portfoliomanagement ein?

Angefangen hat der Einsatz von ETF in der Form klassischer Standardindizes. Dax und Euro Stoxx 50 und die darauf aufgelegten ETF waren geeignete Vehikel für klassisches Cash-Management in institutionellen Mandaten, aber auch in aktiv verwalteten Dachfonds.

Der Einsatz war zu diesem Zeitpunkt eher taktischer Natur. Später kamen die ersten Produkte auf der Rentenseite auf den Markt. Für Dachfondsmanager war dies ein Segen waren doch die meisten aktiven Rentenfondsmanager nach einer lang anhaltenden Phase sinkender Zinsen eher "zu kurz" unterwegs. Die ersten Laufzeitenband-Produkte auf deutsche Renten kamen gerade recht. Feri Trust zielt darauf ab, den Due-Diligence-Prozess zur Prüfung geeigneter ETF ständig zu verbessern und an neue Ideen auf der Produzentenseite anzupassen.

In welche ETF haben Sie zuletzt investiert und weshalb?

In ETF auf Standardindizes wie zum Beispiel den MSCI North America zur günstigen Abbildung unserer strategischen Allokation waren wir bis zuletzt aktiv, was sich auch in naher Zukunft nicht ändern wird. Aber dieser Ansatz wird zusätzlich von einer neuen Erkenntnis überlagert: Was früher noch "quant" hieß, nennt sich heute "regelbasiert". Was früher beispielsweise

noch "semiaktiv" war, wird heute als "semipassiv" in den ETF-Mantel gepresst. Das klingt zunächst zynisch, weil hinter jedem Produktangebot auch ein gewisses Marketing steht, welches entweder auf entsprechende Nachfrage stößt oder diese selbst generiert. Das Resultat dieser Entwicklung ist jedoch eher positiv zu werten sogar mehr als das. Aus diesem Nischenmarkt heraus haben wir mit unseren Portfolien in ETF auf einen europäischen Dividenden-Index, auf einen amerikanischen Minimum-Varianz-Index sowie auf eine Momentum-Strategie auf europäische Sektoren, den Europe SectorTrend Ucits ETF, investiert.

Warum sollten Anleger in Ihr Portfolio investieren?

Wir versuchen mit all unseren Portfolien die Kundeninteressen hinsichtlich der Risiko- und Renditeerwartungen mit den modernsten Entwicklungen am Kapitalmarkt zu verbinden. Unsere Portfolien haben nicht das krampfhafte Ziel, in jeder Marktphase vor der Benchmark und vor den Wettbewerbern zu sein. Damit platziert man sich im Wettbewerbsvergleich aus der Erfahrung heraus langfristig jedoch weit vor dem Durchschnitt. Vergleicht man unsere Dachfonds von vor zehn Jahren mit unseren aktuellen Portfolien aus dem Bereich der gemischten Sondervermögen, stellt man massive Unterschiede fest, was die Quote von ETF anbelangt.

Eine alte Erkenntnis besagt, dass ein Großteil des Portfolio-Ergebnisses von der strategischen Allokation bestimmt wird. Warum also sollte man sich dann nicht genau diesem Bereich am stärksten widmen, indem man aktives Management mittels passiver ETF konsequent und diszipliniert umsetzt? Genau das tun wir mit unseren Portfolien.

Wie schätzen Sie die Entwicklung der Märkte in den nächsten zwölf Monaten ein?

Die Finanzmärkte werden stark von der "Exit-Diskussion" geprägt sein. US-Aktien zeigen heute ein Profil zunehmender Trendüberhitzung bei gleichzeitig gestiegener Bewertung. Umgekehrt bestätigen zyklische Marktsegmente wie Rohstoffe oder Teile der Emerging Markets die These guter Konjunkturaussichten für 2014 bisher nicht. Deutlich gestiegene Marktzinsen in vielen Regionen wecken zudem Zweifel. Insgesamt scheint eine strategisch konstruktive, taktisch jedoch leicht risikoreduzierte Anlagepositionierung weiter sinnvoll. Dies bedeutet sichtbare Aktienquoten aber auf leicht untergewichteten Niveaus. Bei Aktien können derzeit zu guten Konditionen am Optionsmarkt taktische Absicherungen durchgeführt werden. Investoren sollten im dritten Quartal 2013 mit zunehmender Volatilität rechnen.


Das Interview führte Claudia Weippert-Stemmer.

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