Keine Märkte für schwache Nerven

Stefan Riße · Uhr (aktualisiert: Uhr)

„Ohne Vola keine Kohla“, lautet eine flapsige Börsenweisheit. Ohne Volatilität kein Geld zu verdienen, heißt das übersetzt. Lange schwankten die Märkte wenig. Das ist zunächst vorbei. Über mangelnde Volatilität muss sich dieser Tage nun niemand mehr beschweren. Gerade die Berg- und Talfahrt des DAX in den vergangenen zwei Tagen ist nichts für schwache Nerven. Kaum sieht es nach einer Richtung aus, dreht der Markt wieder ins Gegenteil. Wermutstropfen für die Bullen. Die jeweils neuen Hochs liegen unter den vorherigen, während die Tiefs neues Terrain nach unten auslosten. Per Saldo zeigt der Trend also noch nach unten.

Statistik versus Sentiment

Statistisch gesehen müsste es jetzt bis zum Jahresende eigentlich nach oben gehen. Es ist die saisonal gute Zeit und nach den Midterm-Wahlen ging es in der Geschichte ohne Ausnahme bis zum Jahresende aufwärts. Auch einige Stimmungsindikatoren  wie die tradingorientierten US-Börsenbriefe liegen im Minusbereich und legen ihren Lesern per Saldo Short-Position nahe. Und schaut man auf das Put/Call-Ratio in den USA, sieht es ebenfalls eher nach steigenden Kursen aus. Bei den längerfristig agierenden US-Börsenbriefen nach Lesart von Investors Intelligence fehlt es jedoch noch komplett an Aufgabestimmung. Und das ist auch mein persönlicher Eindruck, wenn ich auf die Kommentare höre. Viele institutionelle Anleger haben den Kursrücksetzer im Oktober für Käufe genutzt. Das zeigen die Zahlen des Fund Manager Surveys der Bank of America Merrill Lynch. So wurden die Barreserven von 5,1 auf 4,7 Prozent reduziert. Das hört sich wenig an, ist im historischen Rahmen aber ein sehr ordentlicher Schwenk. Denn diese Quote hält sich enger Bandbreite.

Was tun?

Die Situation ist nicht einfach. Für den Langfristinvestor bieten sich in jedem Fall vor allem auch selektiv deutlich günstigere Einstiegskurse. Wirecard in Deutschland oder der Grafikprozessorhersteller Nvidia sind deutlich unter ihren Höchstständen zu haben. Wer kurzfristiger agiert, sollte eher vorsichtig sein und auf einen weiteren Ausverkauf warten.  Kommen dürfte dieser noch, weil monetär der Rückenwind fehlt wie auch die besagte Aufgabestimmung. Denn ein echter neuer Börsenaufschwung wird erst kommen, wenn die Notenbanken und hier insbesondere die Federal Reserve (FED) wieder auf Lockerung umschalten. Und bis dahin dürfte es noch eine Weile dauern. Zu gut läuft die Konjunktur in den USA noch. Ich betone“Noch“.

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